Kommentar Kunst-Leistungsschau: Die Kunst braucht eine Stimme

"based in Berlin" ist ein Anfang. Aber statt gebetsmühlenartig nach einer Walhalla für die Berliner Kunst zu rufen, wäre es besser, die Kulturpolitik in Berlin wieder richtig zu institutionalisieren.

So problematisch die politische Instrumentalisierung der Ausstellung "based in Berlin" ist - ein Gewinn für die junge Kunst und die in der Stadt produzierenden Künstler ist sie allemal. Gerade hat Berlin das Art Forum verloren, eine große Plattform für die Szene fehlt, der Diskurs über neue kreative Ausdrucksformen braucht Räume. Gott sei Dank ist Berlin als Thema oder Mythos dabei obsolet geworden, der Standort als Reibungsfläche für internationale Kunst der Gegenwart aber umso wichtiger. "based in Berlin" ist ein Anfang, kein Zustand.

Dass Klaus Wowereit das Projekt nutzt, um seine Kunsthalle als Zukunftsmotiv wieder aufzuhellen, geht gerade mit "based in Berlin" jedoch an der Sache vorbei. Sicher: Die temporären Kunsthallen im Palast der Republik und auf dem Schlossplatz waren dekonstruktivistische Anmerkungen in Richtung Ausstellungs-Mainstream. Zudem lebten sie vom Charme innovativer Konzepte und nutzten die Chance für neue Strukturen. Aber ihre Halbwertzeit war kurz. Reicht das nicht als Begründung für eine Kunsthalle? Wohl kaum.

Charme des Innovativen

Statt gebetsmühlenartig nach einer Walhalla für die Berliner Kunst zu rufen, wäre es besser, die Kulturpolitik in Berlin wieder richtig zu institutionalisieren. Nach der Wahl im September benötigen die Künstler wieder einen Kultursenator, eine Stimme im Senat, die ihre Interessen vertritt und diese durchsetzt. Ein Projekt wie "based in Berlin" hätte dann Aussichten auf Kontinuität - und den Charme des Innovativen. Auch ohne festes Haus.

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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