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Danke Robespierre für den deutlichen Kommentar.
... aus der Branche wird eine Brache, wenn man so weiter macht.
Zitat Robespierre:
"Man sollte es ihr wohl nicht mehr so leicht machen, wenn Kunst (und was sie sein kann) einem wirklich noch wichtig ist."
siehe auch http://thwulffen.blogspot.com/
Dann wäre es auch nicht ganz unwichtig, sich mal um die Kunstwerke zu kümmern, die - im Ost- und im West-Teil - vom Zahn der Zeit und Vandalen angenagt werden, abbröckeln, VERSCHWINDEN, .... So sind allein im Stadtbezirk Mitte mehr als 100 Kunstwerke spurlos abhanden gekommen. Der für die Spurensuche eingesetzte Fachmann ist mit dem Job mehr als ausgelastet.
Also: Modekunst, Augenzwinkerkunst und das xte Readymade-Mätzchen, modisch-konservatives Konzeptkunsthandwerk nach dem Lehrbuch, Wowereitkunst, Kuratorenkunst, Authentizitätskunst, und dann als Publikum die üblichen aufgedrehten reichen Jetsetkinder im Bohemedress, die Netzwerker, Adabeis und Wichtigtuer im Kulturwirtschaftsdress, und die Glamourfraktion, die immer nur zur Vernissage kommt. Superkuratoren sprechen abgeklärt ein paar Worte zur Einführung, loben und mahnen, es gibt Sekt und Bier: Nichts neues unter der Junisonne.
Irgendwie hat man es alles schon ähnlich anderswo gesehen, und in zwei Wochen sieht man es wieder anderswo, wieder leicht variiert und unter anderen Logos und Signets. Man hat das Gefühl, die Kunst ist nicht mehr Auslöser, Indikator oder Sensor für gesellschaftliche oder mentale Umbrüche, subjektive radikale Experimente und Perspektivwechsel, sondern hinkt diesen entweder krampfig bemüht und angestrengt hinterher (Venedig), oder ist schon ganz von der Welt entkoppelt, und schmort in ihrem eigenen zunehmend schal werdenden Saft: Hier ein Preis, da ein Stipendium, dort die zusammengestoppelte Kuratorenprosa, yes, I live and work in Börlin. Heute ein beflissener Antrag mit den diesjährigen stereotypen Floskeln, morgen zur Befreiung eine abgeschmackt-freche Geste aus den 70ern, macht sich alles gut im Lebenslauf der selbstvermarktenden Kunstbeamten und Ich-AGs und zukünftigen Hofnarren der Reichen. Irgendwie kann ich damit nichts anfangen, schämt sich ein Außenstehender. Der Künstler erzählt derweil von der nächsten Ausstellung: Zürich, und eine Galerie hat sich auch schon gemeldet.
Wer noch behauptet, all dies habe irgendeine Relevanz außerhalb des zunehmend aufgeblähten Kunstkosmos, oder innerhalb dieses Kunstkosmos irgend eine andere echte Relevanz als das übliche Ranking, Verhandeln der aktuellen Hierarchien und Marktwerte, Repräsentation, und eine gern gesehene Sommernachtsbespaßung, der lügt sich in die Kunsttasche. Entgegen dem oberflächlichen Anschein ist die Gegenwartskunst längst eine sehr konservative, traditionsfixierte und klischeehafte Angelegenheit geworden, die von vergangenen Heldentaten zehrt wie der alte Opa bei den Simpsons. Man hat nichts zu sagen, nur eine weitere Variation des Immergleichen anzubieten, und versteckt dies ängstlich hinter immer verquasteren Titeln und Referenzen und Inszenierungen, die Komplexität heucheln. Es ist aber auch egal, kaum jemand fragt wirklich danach, denn das wäre peinlich. Ja, der Meese, sagt der Meier aus der Personalabteilung, haha, der Meese.
Früher mal übermütig und riskant, gefährlich, bekämpft und angefeindet, heute von Bild und Welt gefeiert, und Distinktionselement der Oberschicht: Man sollte es ihr wohl nicht mehr so leicht machen, wenn Kunst (und was sie sein kann) einem wirklich noch wichtig ist.
Berlin muss Kultur mehr als Branche begreifen - weniger als Budgetposten. Wir haben das Geld nicht.
In der turbulenten Sitzung im Thüringer Landtag gab AfD-Alterspräsident Treutler eine armselige Vorstellung. Das Gute: Demokratische Parteien arbeiteten zusammen.
Kommentar Kunst-Leistungsschau: Die Kunst braucht eine Stimme
"based in Berlin" ist ein Anfang. Aber statt gebetsmühlenartig nach einer Walhalla für die Berliner Kunst zu rufen, wäre es besser, die Kulturpolitik in Berlin wieder richtig zu institutionalisieren.
So problematisch die politische Instrumentalisierung der Ausstellung "based in Berlin" ist - ein Gewinn für die junge Kunst und die in der Stadt produzierenden Künstler ist sie allemal. Gerade hat Berlin das Art Forum verloren, eine große Plattform für die Szene fehlt, der Diskurs über neue kreative Ausdrucksformen braucht Räume. Gott sei Dank ist Berlin als Thema oder Mythos dabei obsolet geworden, der Standort als Reibungsfläche für internationale Kunst der Gegenwart aber umso wichtiger. "based in Berlin" ist ein Anfang, kein Zustand.
Dass Klaus Wowereit das Projekt nutzt, um seine Kunsthalle als Zukunftsmotiv wieder aufzuhellen, geht gerade mit "based in Berlin" jedoch an der Sache vorbei. Sicher: Die temporären Kunsthallen im Palast der Republik und auf dem Schlossplatz waren dekonstruktivistische Anmerkungen in Richtung Ausstellungs-Mainstream. Zudem lebten sie vom Charme innovativer Konzepte und nutzten die Chance für neue Strukturen. Aber ihre Halbwertzeit war kurz. Reicht das nicht als Begründung für eine Kunsthalle? Wohl kaum.
Charme des Innovativen
Statt gebetsmühlenartig nach einer Walhalla für die Berliner Kunst zu rufen, wäre es besser, die Kulturpolitik in Berlin wieder richtig zu institutionalisieren. Nach der Wahl im September benötigen die Künstler wieder einen Kultursenator, eine Stimme im Senat, die ihre Interessen vertritt und diese durchsetzt. Ein Projekt wie "based in Berlin" hätte dann Aussichten auf Kontinuität - und den Charme des Innovativen. Auch ohne festes Haus.
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Kommentar von
Rolf Lautenschläger
Redakteur taz.Berlin
Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.
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Rolf Lautenschläger