Kommentar Kulturflatrate: Nette Idee, enorme Probleme
Diese Kultur-Flatrate soll den Kampf gegen illegale Downloads überflüssig machen. Doch sie ist alles andere als eine unbürokratische Alternative zum traditionellen Urheberrecht.
Das Konzept ist durchaus diskussionswürdig. Für einen monatlichen Pauschalbeitrag solle jeder Musik, Filme und andere Inhalte kostenlos aus dem Netz herunterladen können. Diese Kultur-Flatrate würde den Kampf gegen illegale Downloads überflüssig machen und die dadurch entstehenden Verluste der Urheber ausgleichen.
Die Idee einer Kultur-Flatrate wurde in Deutschland bisher vor allem von Attac und in der Filesharer-Szene vertreten. Inzwischen wollen sie aber auch SPD und Grüne zumindest prüfen. Bei dieser Prüfung werden sie allerdings schnell feststellen, dass die einfach klingende Idee enorme Probleme aufwirft.
Ein Streitpunkt dürfte schon die Höhe der Flatrate sein. Attac spricht von monatlich 5 Euro pro Breitbandanschluss, andere Befürworter denken an 30 bis 50 Euro pro Monat. Jedenfalls wird nicht jeder freiwillig seinen Obolus zahlen wollen. In der Folge würden Schleichwege ins Internet attraktiv. Statt illegale Downloads würden dann illegale Zugänge zum Internet kriminalisiert.
Ist das Geld erst einmal eingetrieben, muss es auch wieder verteilt werden. Doch über den Modus kann man ebenfalls lange streiten. Wenn nach dem Anteil der Downloads abgerechnet wird, müssen diese einigermaßen manipulationssicher erfasst oder hochgerechnet werden. Und bekommt dann der Autorenfilmer genauso viel Geld pro Minute wie der Pornoproduzent?
All diese Probleme kann man lösen. Es gibt ja auch Vorbilder wie die Rundfunkgebühr oder die Musikverwertungsgesellschaft Gema. Allerdings ist die Akzeptanz solcher Lösungen in der Praxis auch beschränkt. Die Kultur-Flatrate ist also alles andere als eine unbürokratische Alternative zum traditionellen Urheberrecht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart