piwik no script img

Kommentar KambodschaNeuauflage eines alten Kampfes

Kommentar von Nicola Glass

Mit dem Tempelkonflikt hat sich die thailändische "Volksallianz" in den gelben Hemden zurück in die politische Arena katapultiert. Das wollte sie, egal um welchen Preis.

W ieder einmal hat die völlige Unfähigkeit zweier Länder, einen lange gärenden Konflikt friedlich zu lösen, Menschenleben gekostet. Im Fall der Auseinandersetzungen um den berühmten Hindu-Tempel Preah Vihearn im Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha geht es um nichts anderes als um verletzten Nationalstolz und Fanatismus. Als wenn der Streit um den Tempel und dessen nähere Umgebung nicht schon explosiv genug wäre, mischen auch noch Ultranationalisten auf thailändischer Seite mit.

Eine radikale Gruppe der sogenannten Gelbhemden, auch bekannt als "Volksallianz für Demokratie", versucht die ungelöste Streitfrage Preah Vihear nicht zum ersten Mal für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Schon 2008 hatten sie das Thema aufs Tapet gebracht, mit dem sie Stimmung gegen die damalige, aus Anhängern des gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra bestehende Regierung gemacht hatten. Letztere wurde Ende 2008 aus dem Amt geschasst - wobei der Zank um den Tempel und der angebliche Verlust heimischen Bodens nur eine höchst untergeordnete Rolle spielten.

Jetzt üben sich die "Gelben" in einer Neuauflage ihrer Proteste: Sie wollen den Rücktritt von Premierminister Abhisit Vejjajiva, weil der ihnen nicht hart genug gegen Kambodscha durchgreift. Paradox daran ist, dass die "Volksallianz" Ende 2008 wesentlich dazu beitrug, Abhisit und seine regierende "Demokratische Partei" an die Macht zu bringen.

privat

NICOLA GLASS ist Thailand-Korrespondentin der taz.

Allerdings wurde das außerparlamentarische Bündnis bald darauf bedeutungslos, als sich politische Weggefährten auf einmal distanzierten. Mit dem Versuch, den Tempelkonflikt erneut auszuschlachten, hat sich die "Volksallianz" zurück in die politische Arena katapultiert. Und genau das wollte sie auch, egal um welchen Preis.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!