Kommentar "Junge Freiheit"-Exredakteur: Als Minister unzumutbar
Peter Krause will nicht mehr für die "Junge Freiheit" schreiben. Dass er nun Kultusminister von Thüringen werden will, zeigt, wie etabliert das die rechts-Postille ist.
Wäre man zynisch, würde man dies als gute Nachricht bewerten: Peter Krause, Thüringens designierter Kultusminister, wird künftig nicht in der Wochenzeitung Junge Freiheit schreiben. Das hat Ministerpräsident Dieter Althaus in einem Interview versprochen. Krause hat für die Rechtspostille gearbeitet, Krause hat sie gerade erst als anerkanntes Medium gelobt, aber schreiben wird Krause natürlich nicht für sie. Dann ist ja alles in Ordnung!
Leider vollzieht sich in Thüringen keine Provinzposse. Es gibt auch keine guten Nachrichten. Vielmehr verhilft die CDU der Neuen Rechten und der ihr nahestehenden Zeitung zu einem lang ersehnten Sieg. Die Strategie der Jungen Freiheit funktioniert seit Jahren so: Sie lädt etablierte, auch linke Politiker und Funktionäre als Autoren und Interviewpartner ein. Zudem geht sie juristisch aggressiv dagegen vor, wenn sie "rechtsextrem" oder "rechtsradikal" genannt wird. Hingegen wird die Schuld der Deutschen am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust in subtiler Form relativiert. Das Ziel ist das Bild einer Zeitung, die vorzeigbar ist wie die Musikerin Sabrina Setlur oder der Stabhochspringer Tim Lobinger, die in dem Blatt einen Fragebogen beantwortet haben. Die Zeitung will so die Grenze zwischen rechtskonservativ und schmuddelrechts verwischen.
Nun präsentiert ausgerechnet ein Politiker, der gerade Minister werden soll, diese Bemühungen als Beweis dafür, dass die Junge Freiheit ein anerkanntes Medium geworden sei. Er verweist auf die Interviews von Politikern aller Lager in dem Blatt. Dass er angefügt hat, die Linie der Jungen Freiheit vertrete er als CDU-Politiker nicht, gehört zum Spiel.
Dass so ein Mann für die Schulpolitik in Thüringen verantwortlich sein soll, können die Christdemokraten nicht ernst meinen. Und als Ansprechpartner für die Jüdische Gemeinde oder als Mitglied des Stiftungsrats der Gedenkstätte Buchenwald ist Krause unzumutbar.
Es ist unverständlich, dass die Bundes-CDU bislang noch nicht eingegriffen hat. Als Günther Oettinger in einer Trauerrede die Rolle des NS-Juristen Filbinger verzerrte, zwang ihn Angela Merkel zum Kotau. Zu Thüringen schweigt sie.
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