Kommentar Jugendkriminalität: Gute Diskussionsgrundlage
Die Vorschläge der SPD werfen zwei Fragen auf: Wer soll das bezahlen? Und wie ist zu verhindern, dass aus einem geschlossenen Heim eine neue Feuerbergstraße wird?
D ie SPD hat sich in die Diskussion darüber eingeklinkt, wie Gewalttaten von Jugendlichen vorgebeugt werden kann. Ihre Vorschläge sind bedenkenswert, erfreulich wenig populistisch und können zusammen mit dem, was der Senat gerade erarbeiten lässt, eine gute Diskussionsgrundlage für die Bürgerschaft bieten. Es bleiben aber zwei zentrale Fragen offen: Wer soll das bezahlen? Und: Wie ist zu verhindern, dass sich in einem neuen geschlossenen Heim Zustände wie in der Feuerbergstraße wiederholen?
Was die SPD vorschlägt, reagiert zum großen Teil auf lange diskutierte Missstände, die auch schon angegangen werden. Nach Angaben der Justizbehörde dauert ein Jugendstrafverfahren im Durchschnitt nur noch drei bis vier Monate.
Geht es um die Betreuung von Kindern und Familien kommt einem der Allgemeine Soziale Dienst in den Sinn, dessen Mitarbeiter über notorische Überlastung klagen. Im alten geschlossenen Heim in der Feuerbergstraße waren so viele Pädagogen krank, dass der Sicherheitsdienst deren Arbeit machte.
Interessant wird es also auch, wenn es um die Umsetzung geht. Um Geld, das bewilligt werden muss, aber auch um Organisation, Mitarbeiterführung und den Mut, die Leute vor Ort nicht vor lauter Angst in einem Wust von Vorschriften und Berichtspflichten zu ersäufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken