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Kommentar JugendkriminalitätGute Diskussionsgrundlage

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Die Vorschläge der SPD werfen zwei Fragen auf: Wer soll das bezahlen? Und wie ist zu verhindern, dass aus einem geschlossenen Heim eine neue Feuerbergstraße wird?

D ie SPD hat sich in die Diskussion darüber eingeklinkt, wie Gewalttaten von Jugendlichen vorgebeugt werden kann. Ihre Vorschläge sind bedenkenswert, erfreulich wenig populistisch und können zusammen mit dem, was der Senat gerade erarbeiten lässt, eine gute Diskussionsgrundlage für die Bürgerschaft bieten. Es bleiben aber zwei zentrale Fragen offen: Wer soll das bezahlen? Und: Wie ist zu verhindern, dass sich in einem neuen geschlossenen Heim Zustände wie in der Feuerbergstraße wiederholen?

Was die SPD vorschlägt, reagiert zum großen Teil auf lange diskutierte Missstände, die auch schon angegangen werden. Nach Angaben der Justizbehörde dauert ein Jugendstrafverfahren im Durchschnitt nur noch drei bis vier Monate.

Geht es um die Betreuung von Kindern und Familien kommt einem der Allgemeine Soziale Dienst in den Sinn, dessen Mitarbeiter über notorische Überlastung klagen. Im alten geschlossenen Heim in der Feuerbergstraße waren so viele Pädagogen krank, dass der Sicherheitsdienst deren Arbeit machte.

Interessant wird es also auch, wenn es um die Umsetzung geht. Um Geld, das bewilligt werden muss, aber auch um Organisation, Mitarbeiterführung und den Mut, die Leute vor Ort nicht vor lauter Angst in einem Wust von Vorschriften und Berichtspflichten zu ersäufen.

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Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
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1 Kommentar

 / 
  • MN
    Mein Name

    Ja, die Diskussion muss sein. Die Frage, wo das Geld herkommen soll stellt sich m.E. nicht, wenn sowieso schon 250 Mio für schwierige Jugendlich ausgeben werden. Das muss eine Umschichtung hin zum früheren Eingreifen stattfinden. Für die Jugendlichen, damit sie Chancen auf eine schönes Leben haben und für diejenigen, die das ganze letzlich bezahlen müssen. Die Steuerzahler nämlich.

     

    Was die Pädagogen angeht, ist es ähnlich, wie bei Lehrern: Die Ausbildung passt nicht zur Aufgabe. Wer mit Menschen in schwierigen Situationen arbeitet muss klare Kante zeigen können, muss ein hohes Fachwissen auch zu juristischen Themen haben, muss sich mit wirtschaflichen Fragen auskennen und psychisch mehr als stabil sein. Letztlich passt auch die Bezahlung nicht zur Aufgabe eines Pädagogen, der Familienhilfe leistet oder Jugendliche erziehen soll. Denn: Der Job ist sehr belastend und die zu den Unteschiedlichsten Themen muss man sich auch erst aneignen. Und schließlich: Die meisten Pädagogen sind Pädagoginnen, was soweit ok ist, aber mehr Männer in dem Bereich wären für die Jungs in solchen Familien schicher nicht schlecht.