piwik no script img

Kommentar HondurasPutschisten in der Klemme

Ralf Leonhard
Kommentar von Ralf Leonhard

Die in Honduras regierenden Putschisten wollten sich mit den Wahlen im November internationale Legitimität holen. Der gestürzte Präsident Manuel Zelaya durchkreuzt diesen Plan nun.

Mit seiner überraschenden Rückkehr nach Honduras hat der gestürzte Präsident Manuel Zelaya die regierenden Putschisten auf dem falschen Fuß erwischt. Sie wollten die Wahlen am 29. November möglichst regelkonform durchziehen und sich damit die internationale Legitimität holen, die das De-facto-Regime nicht besitzt.

Zelaya sitzt in der Botschaft von Brasilien. Brasiliens Präsident Lula signalisiert damit, dass die gesamte Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hinter dem verfassungsgemäßen Präsidenten steht. Zelaya kann also nicht einfach als Schoßhündchen von Venezuelas Hugo Chávez und als Instrument von dessen außenpolitischen Ambitionen abqualifiziert werden. Die Verfassung verletzt haben beide Seiten: Zelaya mit der Einberufung eines verfassungswidrigen Referendums und die Putschisten durch die Nacht-und-Nebel-Aktion, in der sie Zelaya aus dem Land warfen, statt ihn vor Gericht zu stellen. Es muss also eine politische Lösung geben, bei der Zelaya die besseren Karten hat. Denn er hatte sich den Vermittlungsangeboten von OAS und Costa Ricas Präsident Óscar Arias immer aufgeschlossen gezeigt, während die Putschisten jede Lösung blockierten.

Bild: taz

Ralf Leonhard ist Korrespondent der taz.

Das Timing ist perfekt: Die beginnende UN-Generalversammlung bietet das ideale Forum, vor dem die gestürzte Regierung ihre Ansprüche manifestieren kann. Der bereits angelaufene Wahlkampf, bei dem zwei Vertreter der Oligarchie angetreten sind, gerät vollends zur Farce. Durch offene Repression der landesweiten Demonstrationen, die Zelayas Rückkehr feiern, würde das Regime ein Blutbad riskieren, das dessen Versuch, sich als Retter der Demokratie zu präsentieren, ad absurdum führen würde. Zelaya hat aber erst gewonnen, wenn er jene Strukturreformen durchsetzen kann, deren bloße Androhung ihn sein Amt gekostet haben.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Ralf Leonhard
Auslandskorrespondent Österreich
*1955 in Wien; † 21. Mai 2023, taz-Korrespondent für Österreich und Ungarn. Daneben freier Autor für Radio und Print. Im früheren Leben (1985-1996) taz-Korrespondent in Zentralamerika mit Einzugsgebiet von Mexiko über die Karibik bis Kolumbien und Peru. Nach Lateinamerika reiste er regelmäßig. Vom Tsunami 2004 bis zum Ende des Bürgerkriegs war er auch immer wieder in Sri Lanka. Tutor für Nicaragua am Schulungszentrum der GIZ in Bad Honnef. Autor von Studien und Projektevaluierungen in Lateinamerika und Afrika. Gelernter Jurist und Absolvent der Diplomatischen Akademie in Wien.

1 Kommentar

 / 
  • JZ
    jan z. volens

    Ein gewisser Verlierer - egal was kommt: Die USA denn das Militaer in Honduras ist von USA "ausgebildet", bewaffnet, bezahlt und "beraten". Die Offiziere sind von den Amis in der beruechtigten "Schule" in Georgia,USA ausgebildet worden welche auch das Foltern lehrte (heute "Western Hemisphere Institute for Security"). Ausserdem sind 600 U.S. Truppen staendig in einer Base in Honduras (eine von hunderten von Basen in vielen Laendern). Ausserdem duerften dort dutzende, vielleicht hunderte von U.S. Agenten stationiert sein (CIA, DEA, ATF, und von einer Anzahl anderer U.S. Agencies). Deshalb, wer glaubt das die USA das von Anfang an "nicht zugelassen" hat - oder vorgezogen hat das nicht "zu verhindern" ? In Lateinamerika glaubt das "nadie"! Von USA funktioniert vieles ohne direkte Anweisung von der "Oval Office" - die permanenten Machtzentren in Washington fahren einfach hier und dort und dann und wann ihre eigenen "operations" - und da muss die "Oval Office" dann nicht hinsehen - oder spaeter elegante Diplomaten zum Wiedereinrenken senden. (Der Fall Israel zeigt das in USA die "Oval Office" in gewissen Faellen nichts zu melden hat, oder nur laecheln und Haende schuetteln darf...)