Kommentar Höhenflug der GAL: Eine perfekte Scheidungs-Inszenierung
Der GAL ist jetzt eine Neuauflage gelungen: Sie hat mit der CDU gebrochen, erhält dafür Ovationen, und vergessen scheint, dass es die GAL war, die den politischen Feind früherer und jüngster Zeiten wieder an die Regierung gebracht hat.
W ie war das damals, 2003: Da schickte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust den Rechtspopulisten Ronald Schill in die Wüste, ertrank in Applaus und niemand störte sich mehr daran, dass es ja von Beust gewesen war, der Schill zum Innensenator und Vizebürgermeister gekürt hatte.
Der GAL ist jetzt eine Neuauflage gelungen: Sie hat mit der CDU gebrochen, erhält dafür Ovationen, und vergessen scheint, dass es die GAL war, die den politischen Feind früherer und jüngster Zeiten wieder an die Regierung gebracht hat. Stimmt nur die Scheidungs-Inszenierung, dann zählt nicht mehr, dass schon die Eheschließung Kopfschütteln ausgelöst hat.
Am Ende der ersten schwarz-grünen Koalition auf Länderebene steht nun: Grün geht aus so einem Bündnis gestärkt hervor, die CDU als Verlierer. Dabei bestätigt der demoskopische Absturz der Alster-CDU nur das, was die GAL als Trennungsgrund nannte. Die Partei ist führungslos und so desorganisiert, dass es ihr nicht einmal gelang aus der gegenseitigen Schuldzuweisung am Ende zumindest mit einem Unentschieden rauszukommen.
Wer selbst innerhalb weniger Monate einen Bürgermeister und drei Senatoren ziehen lassen muss, die ihren Abgang schlicht damit begründen, sie hätten keinen Bock mehr aufs Regieren gehabt, schießt Eigentore, wenn er nun behauptet, die GAL würde sich feige aus der Verantwortung stehlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin