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Kommentar HochschulpolitikKeine Prinzipien reiten

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Anfängerkapazitäten zu Gunsten von Master-Plätzen zu reduzieren ist kurzsichtig. Denn: Fehlt Abiturienten ein Studienplatz, suchen sie sich eine Lehrstelle. Es findet Verdrängung nach unten statt.

W as sich so euphorisch Zukunftspakt nennt, scheint nur ein Papier zu sein, das irgendwie die kommenden Jahre regelt. Es ist konsequent, dass der Senat nach entsprechender Ankündigung die Studiengebühren abschafft und den Unis den Ausfall ersetzt. Nur - feiern lässt er sich dafür inzwischen seit Wochen.

Bewahrheiten sich die Gremienberichte, kommt für die Uni nichts oben drauf. Schlimmer noch: Angedacht wird sogar, Anfängerkapazitäten zu Gunsten von Master-Plätzen zu reduzieren. Das ist kurzsichtig.

Hamburg hat stark steigende Abiturientenzahlen. Anders als im Bund gehen hier auch die Schülerzahlen nicht zurück. Jahr für Jahr verlassen tausende Nicht-Abiturienten die Schulen und landen in Übergangssystemen. Fehlt aber Abiturienten ein Studienplatz, suchen sie sich eine Lehrstelle. Es findet Verdrängung nach unten statt.

Nichts gegen eine verantwortungsvolle Haushaltspolitik - nur sollte sie nicht zu Prinzipienreiterei werden. Die aber wäre die Übertragung der starren 0,88-Prozent-Wachstums-Regel auf die Hochschulen. Die beste Vorsorge für die Zukunft ist die Qualifizierung der nächsten Generation.

Das beschränkt sich nicht auf Ausbildung. Wir brauchen kritische junge Menschen, die in der Lage sind, die Probleme der Zukunft zu lösen.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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