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Kommentar HochbahnBitte scharf rechnen

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Busse, die auf der Fahrbahn statt in Busbuchten halten, die auf einer eigenen Spur rollen und für die die Ampel auf Grün geschaltet wird, sind ein Hindernis - für andere Verkehrsteilnehmer. Konkret heißt das, der PKW-Verkehr wird an einigen Stellen zurückstecken müssen.

D ie Hamburger Hochbahn folgt der Absage des Senats an eine Straßenbahn und macht sich daran, das Busnetz zu ertüchtigen. Dieser Plan hat zwei Schwachstellen: Zum einen könnte er auf ähnliche Widerstände stoßen wie die Pläne für die Stadtbahn selbst. Zum anderen könnte er auf lange Sicht teurer kommen.

Je stärker die Busse künftig bevorrechtigt werden sollen, desto stärker dürfte der Widerstand dagegen ausfallen: Busse, die auf der Fahrbahn statt in Busbuchten halten, die auf einer eigenen Spur rollen und für die die Ampel auf Grün geschaltet wird, sind ein Hindernis - für andere Verkehrsteilnehmer. Konkret heißt das, der PKW-Verkehr wird an einigen Stellen zurückstecken müssen. Da sind Proteste absehbar.

Andererseits spricht einiges dafür, dass eine Stadtbahn, erst einmal installiert, billiger zu betreiben ist als ein Bussystem: Mit dem gleichen Personal lassen sich mehr Menschen transportieren, die Fahrzeuge sind wartungsärmer. Außerdem schafft die Stadtbahn mehr Nutzen für das gleiche Geld. Sie ist schneller, komfortabler und lockt mehr Menschen vom Auto weg.

Dem gegenüber stehen die Kredite, die die Stadt aufnehmen müsste, um eine solche Straßenbahn zu finanzieren. Und die Zinsen, die darauf anfielen. Was langfristig billiger wäre und was teurer, müsste mal jemand ausrechnen.

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Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
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5 Kommentare

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  • H
    Hebe

    Das Hebebrandquartier plant die Flaeche fuer den Betriebshof nicht zu, sondern beruecksichtigt die bisherige Stadtbahnplanung in allen Bereichen. Auch fuer das Hebebrandquartier waere die Stadtbahn eine immense Bereicherung.

  • H
    Hebe

    Das Hebebrandquartier plant die Flaeche fuer den Betriebshof nicht zu, sondern beruecksichtigt die bisherige Stadtbahnplanung in allen Bereichen. Auch fuer das Hebebrandquartier waere die Stadtbahn eine immense Bereicherung.

  • CV
    Christian Völker

    Ich kann das nur bestätigen. Ich habe ab Ende der Achtziger in Kassel gelebt und dort den Umbau der Straßenbahn zur Stadtbahn miterlebt. Damals war mir noch nicht bewußt, wie fortschrittlich die Hans Eichel Stadt damit ist (um auch mal einen weitsichtigeren SPD-Vertreter zu würdigen) und damals wurden auch noch gar nicht die möglichen Potentiale des Systems thematisiert. Es war einfach komfortabel und angenehm.

     

    Nachdem das System aber erst mal auf den Hauptstrecken etabliert ist hebt die Sache dort in den letzten Jahren richtig ab. Alle paar Jahre kommen neue Strecken hinzu, stillgelegte Regionalbahnstrecken werden mit Stadtbahnzügen wiederbelebt, die ohne Umstieg vom Umland bis auf den Königsplatz fahren. Super!

     

    Die Anfangshürden mögen hoch sein, aber ein neuer Anlauf ist unumgänglich. Schade, daß nun mit dem Hebebrandquartier die Fläche für den Betriebshof zugeplant wird. Auch ein Grund, der gegen dieses Manifest planerischer Faulheit spricht.

  • M
    Mathias

    Das ist schon längst ausgerechnet worden.

    http://www.isr.tu-berlin.de/projekte/busersatzverkehr/finanzierung/betriebswirtschaftliche_bewertung.html

    Der Betrieb einer Stadtbahn kostet 272.000 Euro im Jahr, ein Gelenkbus 229.000 Euro. Inklusive Kapitaldienst und Abschreibung. Die Stadtbahn kostet als 43.000 Euro mehr im Jahr als EIN Gelenkbus - hat aber die doppelte Kapazität! Bei gleicher Beförderungsleistung spart jede Stadtbahn 185.000 Euro pro Jahr.

    Wenn man dann noch die höhere Umlaufgeschwindigkeit der Stadtbahn berücksichtigt, steigt die Ersparniss weiter an. Die Baukosten für die Infrastruktur sind da schnell wieder drin.

  • WK
    Werner Klingbiel

    Da davon auszugehen ist, dass nicht die ganze Welt nicht rechnen kann nur die Hamburger, was sie allerdings bisher bei HSH und Hafenphilharmonie gut zu verbergen wußten, ist wohl davon auszugehen, dass die Stadtbahn billiger zu betreiben wäre, als Herrn Scholzens Daimler Benz Netz. Hamburg ist mit Abstand Deutschlands größte Stadt ohne Stadtbahn.

    Außerdem würde die Stadtbahn tatsächlich weniger behindern als Buskolonnen a la dritte Welt. Ein Zugverband aus zwei Stadtbahnachtachsern räumt eine Kreuzung nun mal schneller als drei Doppelgelenkbusse hintereinander.

    Was aber ganz wichtig ist, die Stadtbahn fährt seit über 100 Jahren ohne die momentan ergriffenen Kunstgriffe zu Elektromobilität, elektromobil.

    Übrigens hat Stockholm als Umwelthauptstadt letztes Jahr nach 43 Jahren die erste innerstädtische Straßenbahnlinie wieder in Betrieb genommen. Hamburg wird sich noch bedanken wenn es für die Politik der Schröderschen Autopartei SPD und schließlich ist ein Omnibus auch nichts anderes als ein großes Automobil, die Rechnngen bekommt.