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Kommentar Hessischer KulturpreisNavid der Weise

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Affäre um den Hesssichen Kulturpreis hat endlich ein Ende. Ministerpräsident Roland Koch hat noch rechtzeitig die Wende geschafft.

M it der Verleihung des Hessischen Kulturpreises an den evangelischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker, Kardinal Lehmann, Salomon Korn vom Zentralrat der Juden und ja, auch an den Islamwissenschaftler Navid Kermani fand am Donnerstag in Wiesbaden eine Affäre, die beinahe zum interreligiösen Totalschaden geführt hätte, einen nun doch versöhnlichen Ausklang.

Der Fall hatte ein grelles Licht auf den doppelten Maßstab im Umgang mit religiösen Minderheiten hierzulande geworfen. Erst sollte der Preis ja auch an den Orientalisten Fuad Sezgin gehen. Der aber winkte ab, weil er nicht traute Einvernehmlichkeit vortäuschen wollte, wo ihm die Haltung des Zentralrats der Juden zum israelischen Krieg in Gaza aufgestoßen war. Als Reaktion darauf kam Sezgins Kollege Navid Kermani als Ersatzmann ins Spiel. So weit, so holprig.

Kermani allerdings hatte in einem Zeitungsartikel über das christliche Symbol des Kreuzes auf eine Weise räsonniert, die wiederum den beiden Kirchenmännern als "Gotteslästerung" erschien. Statt sich aber nun, wie Fuad Sezgin es getan hatte, zurückzuziehen und den Preis anderen zu überlassen, übten sie Druck auf das Kuratorium aus, seine Entscheidung zu überdenken. Hessens Ministerpräsident Roland Koch kam daraufhin auf die abstruse Idee, den kritisierten Kermani kurzerhand von der Liste der Preisträger zu streichen. Damit zeigte er, dass christliche Empfindlichkeiten für ihn schwerer wogen als der Affront, den Kermanis Brüskierung für deutsche Muslime bedeuten musste.

taz

Daniel Bax ist Meinungsredakteur der taz.

Roland Koch fand die Größe, sich für diesen Fehler zu entschuldigen. Und der Publizist Kermani, der in diesem Lehrstück unfreiwillig zur Hauptfigur geworden war, fand die richtigen Worte. Wie Lessings Nathan der Weise mahnte er, die Konkurrenz der Religionen als Wettbewerb der guten Werke zu begreifen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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