Die von "Verantwortung", "sozialem Engegament auch der Armen" usw. reden, haben im Kopf den gutsituierten Bürger, der mit einer sicheren Pension und daneben angesammelten Rücklagen, die nie durch Arbeitslosigkeit beeinträchtigt waren, noch mal ein Aufgabe sucht. Das heißt: Sich selber.
Es ist völlig klar, dass man bei gesichertem Einkommen, wenn man sich eben nur nicht nutzlos vorkommen will, nicht aufs Geld schaut. Eine kleine Aufwandsentschädigung ist dann völlig in Ordnung. Warum sollen per Agenda 2010 verarmte Bürger das nicht auch so sehen wie Gutsituierte?
Man will ihnen eine Aufgabe geben und niemand macht ihnen die Armut streitig, im Gegenteil, die sollen sie möglichst bis zum Exitus behalten.
Die Menschen sind halt verschieden. So wie es Menschen mit blauen, braunen oder schwarzen Augen gibt, so gibt es eben auch Arme, Gutsituierte und Reiche. Da machen wir gar keinen Unterschied.
Gibt es unter den Armen nicht Leute, die kommunikationsfähig sind, sprachgewandt und einfühlsam? Die könnten doch gebrechliche Alte betreuen, nicht wahr? Und sie dürfen dabei bleiben, wie sie sind, nämlich bettelarm. Von der Kündigung des letzten regulären Arbeitsverhältnisses bis zum Exitus.
Das ist Wohltätgkeit im klassisch feudalen Sinne.
Man kann alles regeln: Die Altenbetreuer bekämen mal ein paar Stunden frei, um sich von der „Tafel“ ihre Atzung zu holen, und wenn man einen neuen Wintermantel braucht: Ebenfalls Freistellung, um den von der Caritas zu besorgen. Der Verdienstausfall während der Freistellung ist ja nicht der Rede wert: 1 € pro Stunde. Für die, die davon profitieren ist das noch nicht mal eine Peanut.
So kommt endlich der human touch in die kalte Agenda 2010: Oswald Metzger entwarf das Bild vom den ganzen Tag biertrinkenden und fernsehenden Hatz4-er. Genau deswegen wird ja unter Hartz4 Fernsehen subventioniert und Zeitungen & Literatur nicht.
Während Westerwelle die Metzger-Version suggeriert, sind bei Kraft die Hartzer endlich Menschen, die ja auch irgend wie nützlich sein können wollen:
Auch Verarmte haben ihren Wert und niemand sollte ihnen allein deswegen die Armut streitig machen, das wäre inhuman. Sie nehmen ja den Reichen auch nichts weg, nicht wahr?
Zweifellos wird diese weichgespülte und gefällig drapierte Version der Werbeagentur für die Agenda 2010 bei einigen Unbetroffenen gut ankommen. Westerwelle hat den Boden dafür bereitet: So, wie der es sagt, darf man es doch nicht sagen. Dann kommt die SPD, schlägt Schaum und seift ein. Ein altbewährtes Zusammenwirken.
Daß Arbeit sich lohnt, ist unbestritten. Solange die Frage „für wen?“ so krampfhaft ausgeblendet wird wie seit einigen Jahren schon, werden wir keines unserer volkswirtschaftlichen Probleme lösen können.
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