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Kommentar HamasEin Sieg für den Feind

Kommentar von Susanne Knaul

Mit den islamistischen Extremisten hatten Israel und die Hamas einen gemeinsamen Feind. Erstmals wäre ein Bündnis möglich gewesen.

Bild: taz

Susanne Knaul ist Israel-Korrespondentin der taz.

Man möchte die Hamas nicht gern zum Feind haben. Schon gar nicht als Bewohner des Gazastreifens. Denn dort macht das islamistische Regime kurzen Prozess mit jeder Gruppierung, die eine politische Bedrohung darstellen könnte. Trifft es die Fatah, dann bieten Israel und der Westen umgehend Hilfestellung an, letztlich auch, um sich mit dem kleineren Übel gegen das größere zu verbünden.

Geht die Hamas gegen andere islamistische Extremisten vor, ohne sich dabei an die Genfer Konvention zu halten, und eröffnet sie das Feuer, ohne es vorher mit Verhandlungen zu versuchen, stört das den liberalen Westen verständlicherweise weniger. Hier trifft es mal den Richtigen: den sexuellen Unterdrücker, den Feind der Nichtmuslime und der Demokratie, den Verbieter westlicher Musik und des Alkohols, der es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt.

Im Westjordanland funktioniert das Prinzip "der Feind meines Feindes ist mein Freund" gar nicht schlecht seit dem Rauswurf der Fatah aus Gaza. Israelische Soldaten und Fatah räumen gemeinsam mit der Hamas auf. Aus israelischer Sicht ist damit ein zentrales Friedensziel erreicht. Die Sicherheitskräfte des Nachbarn übernehmen die Verantwortung für die Sicherheit Israels.

Am Wochenende haben zum ersten Mal Hamas-Polizisten eine Schlacht ausgetragen, deren siegreiches Ende auch Israel zugutekommt. Zum ersten Mal wäre theoretisch ein Bündnis zwischen Israel und der Hamas möglich gewesen, denn beide hatten denselben Feind. Dennoch wird es kein Bündnis geben. Noch wird die Hamas sehr gut allein mit den extremistischen Islamisten fertig.

Fest steht, dass mit der Hamas das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. In Gaza könnte es noch schlimmer werden, noch extremistischer, noch brutaler. Das riesige Gefängnis Gazastreifen ist eine Brutstätte für Islamisten.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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