Kommentar Gordon Brown und seine New Labour Party: Wettbewerb der Sprechblasen
Mit Gordon Brown oder der Tony-Blair-Kopie David Miliband hat die Labour Party bei den nächsten Wahlen keine Chance.
S eitdem Tony Blair und Gordon Brown die britische Labour Party in den Neunzigerjahren zu New Labour umgekrempelt haben, sind die Parteitage nur noch langgestreckte Werbespots. So pries sich Premierminister Brown vorgestern wie ein Waschmittel an, das die Finanzmärkte säubern kann. Aber sein Haltbarkeitsdatum ist überschritten.
Ralf Sotscheck ist Großbritannien-Korrespondent der taz.
Die Partei schielt nach David Miliband, dem Außenminister, weil er jünger ist, besser aussieht und von Natur aus lächeln kann - wie Blair, als er Labour 1997 zu einer langen Siegesserie führte. Seitdem spielt Substanz bei Politikern nur noch die zweite Geige. Wichtiger sind Äußerlichkeiten, wie auch die Tories beherzigt haben, seit sie die jugendliche Sprechblase David Cameron zum Parteichef gewählt haben. Doch trotz der Äußerlichkeiten, die für Miliband sprechen, kann Labour auch mit ihm die nächsten Wahlen in anderthalb Jahren nicht gewinnen. Er steht weit rechts im Parteigefüge, ist Blair-Schüler und hat sich seine Rede von denselben Leuten schreiben lassen, die das schon für Blair taten. Der Sprachtrainer Luan de Burgh hat nachgewiesen, dass er zuletzt sogar Blairs Sprechweise kopiert habe!
Statt Miliband zum Chef zu küren, sollte Labour das Undenkbare tun, schlägt der Guardian vor. Die Partei sollte die Wahlen 2010 verloren geben und die Zeit bis dahin nutzen, um Labour-Politik zu machen - nicht New-Labour-Politik. Sie könnte die Parteienfinanzierung durch korrupte Millionäre unterbinden und proportionale Repräsentation einführen. Sie könnte die Schlupflöcher stopfen, die es den Superreichen ermöglichen, Steuern legal zu hinterziehen, und biometrischen Personalausweis wie 42-tägige Internierung ad acta legen.
Mit Brown ist all das nicht zu machen. Aber vielleicht mit jemandem vom linken Parteiflügel, wenn man von so etwas bei New Labour überhaupt sprechen kann - Jon Cruddas zum Beispiel, der bei der Wahl des stellvertretenden Parteichefs voriges Jahr nur knapp unterlegen ist. Vielleicht würden die nächsten Parlamentswahlen dann gar nicht so verheerend enden, wie selbst Labour-Anhänger jetzt prophezeien.
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