piwik no script img

Kommentar Göttinger AntifaBlöde Verwechslung

Kommentar von Marco Carini

Bei solch undurchsichtigen Bündnissen geraten Freund-Feind-Schemen ins Wanken.

D as ging offenbar daneben! Beim Versuch, drei Neonazis zu zeigen, dass ihre Anwesenheit in Göttingen, zumal in der „Roten Straße“, gänzlich unerwünscht ist, haben sich Teile der Göttinger Antifa offenbar mit den Falschen angelegt und versehentlich Mitglieder einer Rockerbande provoziert.

Nun musste die Polizei ein Wohnprojekt, das sie eigentlich lieber nach Hinweisen auf die Täter auf den Kopf gestellt hätte, stattdessen vor Racheakten der Rocker schützen, mussten die Antifas vor diesen zittern. Da kann man nur sagen: Augen auf bei sogenannten Entglasungsaktionen!

Immerhin: Es gibt ungewöhnliche Koalitionen zu vermelden. Die Staatsanwaltschaft hielt es mit den Wohnprojektlern und verbot der Polizei die Hausvisite mit Durchsuchungsbeschluss, die Polizei sicherte das Projekt vor den vermeintlich angriffshungrigen Rockern, und die – so wurde zwischenzeitlich diskutiert – sollten vielleicht mit den Antifas an den Runden Tisch, um den versehentlich ausgelösten Konflikt per Handschlag beizulegen.

Bei so viel undurchsichtigen Bündnissen – die meisten wider Willen geschmiedet – geraten klare Freund-Feind-Schemen schon mal ins Wanken. Gut nur, dass zumindest die Neonazis, die von den Antifas offenbar korrekt identifiziert worden waren, bei dem großen Palaver außen vor blieben: Mit ihnen wollte nun wirklich niemand irgendetwas bereden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • M
    Muhmann

    ....die Nazis essen auch Brot und trinken Wasser, das macht es noch nicht verwerflich.

     

    Gewalt ist nicht die Lösung, ist schon richtig.

    Dennoch ist JEDE Person öfters dazu veranlagt Gewalt zu nutzen, sei es nun Physische oder Psychische...

  • BB
    Bronx Bikes

    Rocker?

    Da standen doch überhaupt keine Motorräder rum.

  • I
    imhotep

    "Augen auf bei der Entglasungsaktion" übersetzt: aufpassen das die sogenannte Antifa bei Straftaten (ist es nun mal!) den Richtigen trifft. Sorry, allmählich wirds auch für die Taz wirklich grenzwertig!

  • V
    vic

    Oops!

  • J
    Jon

    Ich muss mich schon sehr wundern, wie zustimmend Sachbeschädigung auf Grund des Verdachtes, ein Laden habe etwas mit Neonazis zu tun, hier kommentiert wird.

  • F
    Frechdax

    Naja dass zeigt mal wieder was passiert wenn sich irgendwelche Idioten sich nicht an den Rechtsstaat halten. Wenn ich so etwas wie Entglasungaktion lese kommt man schon auch recht leicht auf Kristallnacht. Jeder der ein Euphemismus für Gewalt benutzt macht sich mit den Nazis gemein und sollte dringend ärztlichen Rat aufsuchen.

    Studentische Grüße aus Göttingen

    PS mein Rechtschreibprogramm wollte Entglasungaktion durch Vergasungsaktion ersetzen. Schon Ironie

  • S
    super

    Toll!

    Die Polizei schützt die rote SA vor der kriminellen SA.

  • TB
    Tom Bola

    Wäre der Tattoo-Studio-Besitzer tatsächlich ein Nazi und/oder NPD-Mitglied, wäre es also völlig legitim, sein Eigentum zu zerstören?

     

    Ich habe mal einen zeitgenössischen Bericht über das Pogrom 1938 gelesen. Da gab es auch Verwechselungen und der eine oder andere (ethnische) Deutsche wurde umgebracht. Das wurde von dem Kommentator in ähnlichem Ton bedauert.

  • C
    Carsten

    >> sollten vielleicht mit den Antifas an den Runden Tisch, um den versehentlich ausgelösten Konflikt per Handschlag beizulegen

     

    Und was ist mit dem Schaden?