Kommentar Gleichstellungsstandards: Nur Quoten bringen mehr Professorinnen
Die Führungsriegen der Unis sind nach wie vor eine verknöcherte Männerwelt. Die sinnvollste Lösung sind vorgeschriebene Quoten.
Nur jede zehnte deutsche Professur ist mit einer Frau besetzt. Die Führungsriegen der Unis sind nach wie vor eine verknöcherte Männerwelt. Matthias Kleiner, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), bezeichnet dies zu Recht als "beschämend für das Wissenschaftssystem". Doch mehr als luftige Kritik ist von der DFG in der Frauenfrage offenbar nicht zu erwarten.
Ihr jetzt veröffentlichtes Paket für Gleichstellungsstandards bringt karrierewilligen Wissenschaftlern gar nichts - es als "Meilenstein" (Kleiner) zu verkaufen, ist euphemistisch. In den nächsten Jahren sollen sich Forschungseinrichtungen um eine Erhöhung des Frauenanteils bei Promotionen, Habilitationen und Professuren kümmern - all das aber freiwillig und autonom, auf Basis von Selbstverpflichtungen. Wenn eine Uni ihre Ziele nicht einhält, will die DFG sie ausdrücklich nicht an den Pranger stellen - sondern vielmehr positive Beispiele als Vorbilder präsentieren.
Mit solchen Forderungen bringt man freilich nicht mehr Frauen in die Forschung. Die sinnvollste Lösung sind vorgeschriebene Quoten. Eine Studie hat kürzlich die Berufungsverfahren in Deutschland untersucht und kam zu dem Schluss, dass Frauen trotz Frauenbeauftragten in den Berufungskommissionen eben nicht gleiche Chancen wie Männer haben. Das heißt: Fehlt die Quote, gibt es immer Wege, wie Männer, die in den Komissionen oft die Mehrheit bilden, bevorteilt werden.
Die Ausrede der DFG-Mitglieder, also der Unis und Forschungsinstitute, lautet: In einigen Fächern, etwa in den Ingenieurwissenschaften, gebe es viel zu wenig Kandidatinnen. 14 von 86 Mitgliedern der DFG konnten sich deshalb nicht mal dazu durchringen, den weichgespülten Gleichstellungsstandards zuzustimmen. Dabei könnten Quoten fächerspezifisch gebildet werden, um eine realistische Zahl von Bewerberinnen zu fördern. Sie würden auch das lang beklagte Problem lösen, es fehle weiblicher Wissenschaftsnachwuchs. Eine "Verschwendung von intellektuellen Ressourcen" hatte der DFG-Chef dies genannt. Schade, dass die Verschwendung nun weitergeht. NICOLE JANZ
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