piwik no script img

Kommentar FußballwettskandalDer schönste Betrug der Welt

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Wenn sein Klub gewinnt, weil irgendein Gauner die andere Mannschaft bestochen hat, dann wird das dem wahren Anhänger nur recht sein. Nur die Verbände haben damit ein Problem.

Ruhig bleiben! Der Fußball ist nicht tot. Die Fans werden ihrer Sportart treu bleiben trotz aller Manipuliererei. Die vermuten sie eh immer und überall. "Schieber!", schallt es durchs Stadion, wenn der Schiedsrichter ein Tor nicht gibt, weil sein Assistent mit der Fahne wedelt. "Fußballmafia DFB!", brüllt die Kurve, wenn ein Schiedsrichter einen Elfmeter gegen die eigene Mannschaft pfeift. Die meisten Sportarten funktionieren für das Publikum nur, wenn es an einen fairen Wettstreit glaubt. Der Radsport in Deutschland hat viele Fans verloren, weil schon lange nicht mehr der beste Radler gewinnt.

Der Fußball dagegen kommt auch ohne diesen guten Glauben aus. Die Manipulation ist als Möglichkeit allgegenwärtig im Emotionstheater Fußball. In den Stadien, in den Fußballkneipen, zu Hause vor dem Fernseher regieren Emotionen. "Der Bessere soll gewinnen!" Einen solchen Satz muss eine Bundeskanzlerin vor einem DFB-Pokalfinale sagen, einem Fan käme er nie über die Lippen. Sein Verein soll siegen. Und wenn sein Klub gewinnt, weil irgendein Gauner die andere Mannschaft bestochen hat, dann wird das dem wahren Anhänger nur recht sein. Und die Fans der Verlierer? Die werden sich bestätigt fühlen in dem Glauben, dass wirklich stimmt, was sie während des Spiels schon vermutet haben: "Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!"

Bild: taz

Andreas Rüttenauer ist Redakteur im taz-Ressort Leibesübungen.

Ein echtes Problem haben dagegen die Verbände. Ihre Aufgabe ist es, einen möglichst fairen Wettbewerb zu organisieren. Sie können nicht tatenlos zusehen, wie ihre Wettbewerbe verzerrt werden. In Schiebereien verwickelte Klubs, Spieler und Schiedsrichter müssen sie bestrafen, eventuell Wettbewerbe oder Spiele wiederholen. Letzteres ist im ersten großen Wettskandal in Deutschland unterblieben. Da kann der DFB vieles besser machen - auch wenn es den Fans wurscht sein mag.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • M
    mar

    Das ist doch völliger Quatsch. Wenn in Zukunft jeder Sieg versteigert wird und nur noch der reichste Club gewinnt -- aber nicht, weil er die besten Spieler gekauft hat, sondern den Schiri --, das soll den Fans recht sein?! Tühnkram! Dann kann man das Spiel ja gleich abblasen. Oder erst das Ergebnis verkünden und dann das Spiel ablaufen lassen. Oder am Saisonanfang den Meister küren und dann die Saison spielen lassen. Und *dazu*, denkt der Autor, sagen Fans Ja und Amen??? Hat der Autor die Reaktion der französischen Fußballfans auf die "Qualifikation per Hand" gesehen? Glaubt er, dass nur Französinnen so fair denken?