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Kommentar ForschungsmittelDie Lehre stirbt zuerst

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Werden Forschungsgelder verteilt, sind kleinere Unis deutlich im Nachteil. Der Kampf ums Geld dient nur dem Selbstzweck. Deshalb sollte der Bund die Grundmittel erhöhen.

Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.“ Wem solche Volksweisheiten zu banal sind, der soll sich mal die Verteilung von Forschungsmitteln im hochkomplexen Wissenschaftssystem ansehen. Die folgt nämlich genau jener einfachen Logik – wie der Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zeigt.

Die Unis, die von der DFG Geld bekommen, werden auch in der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern und von der EU reichlich bedacht. Man mag einwenden: Ob Forscher, Fachbereiche oder Unis Geld bekommen, hängt zunächst davon ab, ob die wissenschaftliche Qualität stimmt. Und die ist eben ungleich verteilt – nicht alle sind gleich gut.

Der Einwand stimmt und ist gleichzeitig anfechtbar. Denn kleinere Unis sind im Nachteil. Sie können keine großen, förderwürdigen Forschungsschwerpunkte bilden und dafür Mitarbeiter ein- und freistellen. Auch Hochschulen und Wissenschaftler, die sich zu sehr der Lehre widmen, haben das Nachsehen.

Bild: taz
ANNA LEHMANN

ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.

Spaltung der Unis droht

Denn Drittmittel werden meist für die Forschung, nicht für die Lehre eingeworben. Zugleich gilt ein hohes Drittmittelaufkommen als Qualitätsausweis schlechthin. Auch die Länder orientieren sich bei der Vergabe ihrer Grundmittel danach, wie viel Wettbewerbsgeld die Hochschulen eingeworben haben.

Der Wettbewerb um Fördermittel wird als Selbstzweck zunehmend zum Problem. Er bindet immer mehr Kapazitäten an den Hochschulen, vor allem zu Lasten der Lehre, die ja kein Geld bringt.

Eine Spaltung in forschungsstarke Superunis und kleine Ausbildungshochschulen droht. Zu verhindern ist das nur, wenn die Länder – am besten im Einklang mit dem Bund – die Grundmittel der Hochschulen, die den alltäglichen Lehr- und Forschungsbetrieb sichern, erhöhen. Einfach so.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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2 Kommentare

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  • G
    guntherkummmerlande

    Die Lehre muss noch viel mehr als Wert an sich

    erkannt werden und ist eben kein Nebenher-Abfallprodukt.

    Viele Politiker mit gefälschten Doktorarbeiten

    unterminieren den Wert von echter Bildung,

    die wirkliche Teilhabe an der Gestaltung

    des Landes und der Welt bedeutet!

     

    Hier tritt ein stupider Chauvinismus zu Tage,

    der jungendfeindlich, unehrlich und snobbistisch ist.

    Denn eben solche "Überflieger" weisen kläglichste

    Bildungslücken, wie die alltägliche politische

    Arbeit in Spitzenfunktionen ständig beweist,

    außer Aufhetzen, partielles Diskriminieren und

    mediale Selbstinszenierung kommt meistens nichts raus!

     

     

    Bildung und die Befähigung zur leistungsfähigen

    Forschung sind ein Grundrecht für alle Studenten!!!

    Professoren und Mitarbeiter sollten vorrangig

    für Bildung und Forschung eingesetzt werden und

    nicht Verbandsvorsteher, Wirtschaftslobbyisten sein.

     

    Bildung heißt auch psychologisches Talent

    in der Lehrvermittlung zu haben und nicht selbst

    nur als Bewunderungstype umherzulaufen.

    Wissenschaftler müssen ihr eigenes Intellektkapital

    vordergründig vermehren und nicht nach ökonomischen

    Makroeinfluss und Steigbügelhalter für eigene

    Lieblinge fungieren!!!

    Gleichwohl sollten sie sich in Alarmsituationen

    zu Wort melden und nicht der Obrigkeit oppositionsfrei Komplizenschaft leisten, denn

    sie sind ja nicht umsonst verbeamtet!

     

    Das war wirklich ein guter Artikel.

    Danke Frau Lehmann.

     

     

    Zu aufgeblähte System funtionieren häufig nur

    noch aufgrund des Zustrom neuer Inputgeber, können

    aber selber kaum noch effektiv sein, weil

    der Ressourcenverschleiß durch innerbetriebliche Machtregulierung zu groß wird.

  • H
    Hans

    Die Professoren sind voll beschäftigt mit Projektanträge schreiben und Projekt Treffen besuchen. Die Lehre muss dann unvorbereitet nebenbei gemacht werden oder werden verfassungswidrig von den Projektmitarbeiter gemacht. Projektforschungsgelder vom Bund werden dadurch also verfassungswidrig für die Lehre, eine Landeshoheit benutzt. Das Trennungsgebot der Verfassung wird geschändet und es kümmert keiner. Es gibt keine Kontrollen, noch von den Länder, noch vom Bund, noch von den Förderer, noch vom Bundesrechnungshof.