Kommentar Forschungsmittel: Die Lehre stirbt zuerst
Werden Forschungsgelder verteilt, sind kleinere Unis deutlich im Nachteil. Der Kampf ums Geld dient nur dem Selbstzweck. Deshalb sollte der Bund die Grundmittel erhöhen.
Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.“ Wem solche Volksweisheiten zu banal sind, der soll sich mal die Verteilung von Forschungsmitteln im hochkomplexen Wissenschaftssystem ansehen. Die folgt nämlich genau jener einfachen Logik – wie der Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zeigt.
Die Unis, die von der DFG Geld bekommen, werden auch in der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern und von der EU reichlich bedacht. Man mag einwenden: Ob Forscher, Fachbereiche oder Unis Geld bekommen, hängt zunächst davon ab, ob die wissenschaftliche Qualität stimmt. Und die ist eben ungleich verteilt – nicht alle sind gleich gut.
Der Einwand stimmt und ist gleichzeitig anfechtbar. Denn kleinere Unis sind im Nachteil. Sie können keine großen, förderwürdigen Forschungsschwerpunkte bilden und dafür Mitarbeiter ein- und freistellen. Auch Hochschulen und Wissenschaftler, die sich zu sehr der Lehre widmen, haben das Nachsehen.
ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.
Spaltung der Unis droht
Denn Drittmittel werden meist für die Forschung, nicht für die Lehre eingeworben. Zugleich gilt ein hohes Drittmittelaufkommen als Qualitätsausweis schlechthin. Auch die Länder orientieren sich bei der Vergabe ihrer Grundmittel danach, wie viel Wettbewerbsgeld die Hochschulen eingeworben haben.
Der Wettbewerb um Fördermittel wird als Selbstzweck zunehmend zum Problem. Er bindet immer mehr Kapazitäten an den Hochschulen, vor allem zu Lasten der Lehre, die ja kein Geld bringt.
Eine Spaltung in forschungsstarke Superunis und kleine Ausbildungshochschulen droht. Zu verhindern ist das nur, wenn die Länder – am besten im Einklang mit dem Bund – die Grundmittel der Hochschulen, die den alltäglichen Lehr- und Forschungsbetrieb sichern, erhöhen. Einfach so.
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