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Kommentar Fall AmstettenZwischen Mitgefühl und Voyeurismus

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Wirklichkeit muss auch dann beschrieben werden, wenn sie schrecklich ist. Das Interesse an einem Verhalten, das so stark von der Norm abweicht, muss nicht nur von Moral getrieben sein, um legitim zu bleiben.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • RM
    Ruthild Mascher

    Ich/ wir haben seit langem die TAZ abonniert, und NICHT die BILD Zeitung! ..."Wissend also,dass aus dem Fall nix zu lernen ist..." stellen Sie das Gierig- Spektakuläre auf die erste Seite. Sie hatten schon mal andere Prioritäten!!! Z.B. mit "Dürftige Beweislage" taznord - könnten sich viele Leser selbstkritisch und politisch (im eigenen Land) auseinandersetzen... bzw. an die schmutzige Nase fassen.

  • Y
    yahya

    Dass man aus dem Fall gesellschaftlich nichts lernen könne ist eine Aussage, die Bernd Pickert erst einmal begründen sollte. Ich denke nicht, dass wir schon genug über den Fall wissen um beurteilen zu können, ob nicht doch eine Kultur des Wegsehens damit zu tun hat.

     

    Dieser Joseph Fritzl ist ja nicht vom Mond gekommen, er war und ist ein Produkt und Bestandteil einer bestimmten konservativ-patriarchilischen Gesellschaft. Ich denke schon, dass das, was er an den ihm Ausgelieferten begangen hat, ein vergröbertes Bild der bürgerlich-patriarchalischen Kleinfamilie ist. Fritzl hat in äußerster Übersteigerung eine Rollenmodell gelebt, das der Gesellschaft entstammt, in der er aufgewachsen ist, so meine Vermutung, die ich für nicht allzu gewagt halte.

     

    Übrigens glaube ich schon, dass es einen Unterschied zwischen dem Anschauen von Pornos und dem jahrzehntelange realen Foltern von Menschen gibt. Pornos bilden nicht die Realität ab und der Zuschauer weiß dies i.d.R. Pornos ebenso wie BSDM-Rollenspiele sind genau das: Sie sind spiele. Wer da mitmacht macht es freiwillig, entweder aus Lust oder für Geld, es ist die eigene Wahl.

     

    Es ist grober Unfug zu behaupten (wie Pickerts Kommentar es impliziert), ein Mensch der sich zu solchen fiktiven Werken einen wedelt würde daher auch solchen ungeheuerlichen Verbrechen näher stehen.