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Kommentar FDPAbschied von der Unions-Mutti

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Seit zweieinhalb Jahren werden die Liberalen von der Merkel-Union einfach an die Wand regiert. Inzwischen verwandelt sie sich wieder in eine Oppositionspartei zurück.

D ie FDP macht sich ehrlich – endlich! Dieser Tage kann man ihr dabei zuschauen, wie sie sich von der Koalitionspartei hin zur Oppositionspartei mit liberalkonservativem Profil zurückverwandelt. Und das, obwohl sie in Regierungsverantwortung ist. Dieses Kunststück irritiert die Union und die Wähler gleichermaßen, aber es sorgt parteiintern für Klarheit, was das eigene Profil angeht. Warum nicht wieder zurück zur elitären Wachstums-Mantra-Partei, wenn es bislang offenkundig nicht klappt hat mit dem „mitfühlenden Liberalismus“ der Spitzen-Boygroup?

Woher ihnen plötzlich dieser auf den ersten Blick selbstverletzende Mut zuwächst, ist klar. Die Liberalen haben verstanden, dass sie in dieser Regierung nichts mehr zu verlieren haben. Und dass die Union samt der Kanzlerin innen- und europapolitisch auf so dünnem Eis steht, dass der Bruch der Koalition den sehr wahrscheinlichen Verlust der Macht bedeuten würde. Diese Konstellation macht die FDP unverhofft selbstbewusst. Anders ist kaum zu erklären, wie ungeniert sie neuerdings gegen die Unions-Mutti anrennt.

Ob bei der ultimativen Festlegung auf Joachim Gauck als Kandidat für das Bundespräsidentenamt. Ob beim bizarr humorigen Merkel-Frosch-Vergleich des Vizekanzlers Philipp Rösler. Ob bei der verpassten Kanzlermehrheit bei der Griechenland-Abstimmung am Montagabend – nach bisher gepflegten innerkoalitionären Spielregeln laufen die Liberalen plötzlich nicht mehr rund. Aber das Gegenteil ist der Fall: Sie tun das Richtige.

Bild: Thomas Winkler
ANJA MAIER

ist Korrespondentin im Parlamentsbüro der taz.

Seit zweieinhalb Jahren werden die Liberalen von der Merkel-Union einfach an die Wand regiert. Atom-Ausstieg, Euro-Rettungsschirm, Griechenland-Hilfe – am Ende haben sie allen ihren Überzeugungen zuwiderlaufenden Beschlüssen zugestimmt. Und während sie spuren, laufen sich schon die Sozialdemokraten für die Wiederheirat 2013 warm. Wenn’s geht, sollte der Wähler sich dann beim Stichwort FDP an mehr erinnern können als an die Hotel-Steuer.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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2 Kommentare

 / 
  • W
    Waage

    Ich gebe da @Bernd völlig recht:

     

    die FDP ist ein luftleeres Nichts, ihr Liberalismus entkernt und völlig unverbindlich und bedeutungslos.

    Ihre Ideologie, "soziale Marktwirtschaft" a la Erhard oder Hayek absolut unsexy (wärmt einfach nicht...)

     

    Dummerweise ist für sie der linkslliberale Ansatz (ein gutes Geschäftsmodell für eine 5 bis 12% Partei!) durch die SPD, welche sich seit Schröder mehr oder weniger erfolglos an der Verbindung von demokratischem Sozialismus und Wirtschaftsliberalismus versucht, schon besetzt.

     

    Scheinbarer Ausweg ist für sie daher ein national-libertärer und krawalliger PI-Konservativismus der angry-young-schlipsträger.

     

    Was ich der FDP allerdings tatsächlich immer noch hoch anrechne (wirklich!!!) ist, dass sie (bisher) noch nicht den islamo-und homophoben Weg der FPÖ gegangen sind.

  • B
    Bernd

    Ich bin weder ein Freund von CDU noch FDP,aber:

     

    Mal gaaaanz ruhig bleiben Frau Maier.

    Mal tiiiieeef durchatmen.

     

    Ein Koalitionsbuch würde für Merkel den Machtverslust bedeuten?

    Na sicher, deswegen deuten zur Zeit ja auch alle Umfragen auf eine große

    Koalition hin.

     

    Die FDP endeckt ihre Inhalte (was für Inhalte...)?

    Die sind einfach nur auf Krawall gebürstet, weil sie nix mehr zu verlieren haben.

     

    Ist ja lustich.

    Ich finds auch ganz gut.

    Allemal unterhaltsamer als ein stilles Sterben und alle paar Jahrzehnte mal mitzukriegen, dass auch Merkel manchmal die Contenance verliert, macht Spaß.

     

    Aber das wars dann auch.

    Machen Sie hier mal keinen auf bedeutungsschwer.

    Ist lächerlich.