Kommentar ErzieherInnen: Im Schatten des Ernährers
An der schlechten Lage der ErzieherInnen wird sich nichts ändern, solange finanzielle Anreize das patriarchale "Ernährermodell" stützen.
A ngesichts immer noch schlechter Pisa-Ergebnisse und nicht erreichter "Ausbildungsreife" vieler Jugendlicher scheint jetzt endlich parteiübergreifend erkannt, wie wichtig eine frühkindliche Bildung und Erziehung ist. 4 Milliarden Euro hat der Bund 2007 für den Ausbau von Kinderkrippen bereitgestellt. Weitere Milliarden fließen aus dem Konjunkturpaket II. Da ist es nur konsequent, wenn die Gewerkschaften jetzt höhere Gehälter für ErzieherInnen und verwandte Berufe fordern - und die 14.000 ErzieherInnen bundesweit im Warnstreik sind.
Mit im Schnitt 1.920 Euro brutto im Monat kann niemand auf Dauer ein eigenständiges Leben führen. Es fragt sich aber, ob der Wille wirklich vorhanden ist, aus dem klassischen Frauenberuf eine qualifizierte und entsprechend bezahlte Tätigkeit zu machen. Das Schneckentempo, mit dem Kommunen die vom Bund bereitgestellten Milliarden für den Krippenausbau abrufen, spricht dagegen. Auch die Tatsache, dass 60 Prozent der ErzieherInnen lediglich in Teilzeit beschäftigt sind. Der Schatten der traditionellen deutschen Familienideologie lastet schwer auf der Szene. Zu viele der Beteiligten sind im Herzen davon überzeugt, dass Familie, sprich die nicht berufstätige Mutter, immer noch die beste Erziehungsinstanz sei, Krippen und Kitas lediglich "ergänzend", sozusagen im Stand-by-Modus für die Familie, daseinsberechtigt sind.
Daran wird sich nichts grundlegend ändern, solange finanzielle Anreize das patriarchale "Ernährermodell" stützen: durch Ehegatten-Splitting und Kinderfreibeträge im Steuerrecht, kostenlose Mitversicherung von Ehefrauen in der Sozialversicherung, steuer- und sozialversicherungsrechtlich subventionierte Mini- und Midi-Jobs für die "Zuverdienerin". Solange dieses Stützkorsett für die Ernährerfamilie erhalten bleibt, wird die dringend notwendige Aufwertung des Erzieherberufs nicht stattfinden.
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