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Kommentar Entschädigung HeimkinderIm Zweifel für die Opfer

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Die Entschädigung der Heimkinder ist ein guter Kompromiss. Auch wenn einige Ehemalige das anders sehen. Denn zum ersten Mal wird ihr Leid anerkannt.

E s ist ein Kompromiss. Aber der ist gut. Auch wenn einige ehemalige Heimkinder das anders sehen. Zum ersten Mal wird das Leid vieler Frauen und Männer anerkannt, die von 1949 bis 1975 in Heimen der früheren Bundesrepublik zum Teil schwer misshandelt, zur unbezahlten Arbeit gezwungen und obendrein noch sexuell missbraucht worden sind.

Der Bund und vor allem die Kirchen bekennen sich zu ihrer Schuld an den Zuständen in den Heimen, in denen im "Namen Gottes" schlimme Zustände herrschten. Den Opfern werden Renten nachgezahlt und Therapien für Folgeschäden angeboten. Sie müssen dafür nicht bis ins kleinste Detail nachweisen, was ihnen geschehen ist: Es genügen "glaubhafte Darstellungen". Das alles ist richtig und wichtig.

Verständlich ist aber auch, dass viele ehemalige Heimkinder mehr erwartet haben als nur ein paar magere Euros. Viele von ihnen sind durch die Demütigungen und die systematische Folter, die sie in ihren frühen Lebensjahren erleiden mussten, bis heute traumatisiert. Nicht wenige haben deshalb nie einen Beruf gelernt, leben von Hartz IV und misstrauen allem und jedem.

Bild: privat

Simone Schmollack ist taz-Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik.

Doch der runde Tisch mit Vertretern aus Bund, Ländern, Kirchen und ehemaligen Heimkindern hatte keine Vorbilder, auf die er sich berufen konnte, das außerparlamentarische Gremium musste seine Rolle erst finden. Es hat nun dafür gesorgt, dass sich der Rechtsstaat selbst korrigiert, und einen Präzedenzfall geschaffen.

Das, was früher als richtig galt, ist es heute nicht mehr: Das gilt nicht nur für Erziehungsmethoden, sondern lässt sich auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens übertragen. Das ist ein Sieg der Demokratie. Und wichtig für die Zukunft - auch für die ehemaligen Heimkinder.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

7 Kommentare

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  • HD
    Heidi Dettinger

    Der Abschluss des Runden Tisches ist ein Witz!

    Wo er ein Sieg ist für Demokratie und Heimkinder, das könnten Sie ja mal bei Gelegenheit erklären, Frau Schmollack. Auf jeden Fall gehen sie so quasi Arm in Ärmchen mit Frau Volllmer - die nannte den Abschluss nämlich erfolgreich!

     

    Für wen?

    Für Kirchen und Staat, für Caritas und Diakonie mit Sicherheit!

    Da heißt es jetzt:

    Prima, die blöden Heimkinder über den Tisch gezogen, den runden!

    Gesicht gewahrt!

    Geld gespart!

    Hoch die Tassen!

     

    Kinder prügeln bis die Knochen splittern, treten, mit Stromschlägen foltern, nachts im Schnee stehen lassen, urinnasse Laken um die Ohren hauen, in Badewannen fast ertränken, halb verhungern lassen, Erbrochenes zu essen zwingen, vergewaltigen... billig!

     

    ABER - man kann sie ja auch noch für sich schuften lassen! Unter Zwang und ohne Lohn versteht sich! Dann verdient man noch ein paar Milliarden an ihnen!

     

    Man weiß ja: Kirche will auch leben, Staat und Industrie sind immer froh über ein kleines Zubrot. Und auch des Bischofs Rente will ja schließlich bezahlt sein...

     

    Wofür werden die Blagen denn in die Welt gesetzt?

     

    Hoch die Tassen!

     

    Nur eines sollte bei alledem nicht vergessen werden: Noch sind wir nicht tot! Und solange wir es nicht sind, werden wir weiterkämpfen!

     

    JETZT ERST RECHT!!!

  • F
    Franky

    Mich würde interessieren wie der europäische

    Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg

    diese komplexe Geschichte bewertet.

     

    Mit etwas Glück werde ich es noch erfahren.

  • TE
    Theodor Ebert

    Der Kommentar lässt einige Fragen offen. Warum tragen staatliche Stellen Zweidrittel der Kosten an dem geplanten Fonds, wo doch die Mehrzahl der Heime von kirchlichen Institutionen betrieben wurde? Es gäbe keine Vorbilder für den Runden Tisch? Wieso werden dann den Opfern sexuellen Missbrauchs in Irland sehr viele höhere Entschädigungen gezahlt? Dass man mehrere Jahre gebraucht hat, um zu diesem mageren Ergebnis zu kommen (ca. 4.000 Euro Entschädigung pro Opfer!), heisst wohl auch, dass in dieser Zeit etliche Opfer verstorben sind und für sie bei den Kirchen keine Kosten mehr anfallen. Im Zweifel für die Opfer? Doch wohl eher im Zweifel für die Interessen der Kirchen.

    Theodor Ebert

  • TB
    Tanja Bullert

    Sehr geehrte Frau Schmollack,

     

    ich kann leider keinen Sieg erkennen. Ehemaligen Heimkindern wird für ein versautes Leben mit Mitleid statt mit Respekt begegnet. Was hier von Ihnen so gelobt wird, ist ein Schlag ins Gesicht von Menschen, denen als KINDER! / sexualisierte / Gewalt angetan wurde.

     

    Eine der Forderungen des Kongresses "Aus unserer Sicht" war, fachkundige Redakteure für dieses Thema einzusetzen, wie es z.B. auch bei Sportberichten oder der Börse üblich ist.

     

    Ich bitte Sie und die Redaktion, in Zukunft Kommentare und Berichte zum Thema sexualisierte Gewalt von Betroffenen gegenlesen zu lassen oder von diesen verfassen zu lassen.

     

    Beste, wenn auch schockierte, Grüße

    Tanja Bullert

  • BR
    Bernhard Rasche

    Tschuldigung, aber irgendwie habe ich da was nicht mitbekommen. Wenn man überhaupt von Gewinnern reden will, doch dann von den Institutionen die sich auf billigste Art und Weise versuchen eines leidigen Problems zu entledigen. Das "teile und herrsche" hat underbar funktioniert, so dass die "VertreterInnen der Heimkinder" sogar von ihren eigenen Verbänden abgeschnitten wurden. Dass zudem Frau Vollmer von einem herrschaftsfreien Dialog spricht, macht deutlich wer hier geherrscht hat. Dies ist kein Sieg und lässt für den runden Tisch gegen Missbrauch das Schlimmste befürchten, denn an diesem haben die Betroffenen gar keinen Platz. Die Haltung bestimmter unionsregierter Bundesländer ist nach wie vor nicht sicher, wo also bleibt was. De facto wird auch hier der Tod der Betroffenen die Probleme lösen, mit diesem wird kalkuliert. Um Gerechtigkeit ging es nicht und geht es nicht!

  • TB
    Tanja Bullert

    Sehr geehrte Frau Schmollack,

     

    ich kann leider keinen Sieg erkennen. Ehemaligen Heimkindern wird für ein versautes Leben mit Mitleid statt mit Respekt begegnet. Was hier von Ihnen so gelobt wird, ist ein Schlag ins Gesicht von Menschen, denen als KINDER! / sexualisierte / Gewalt angetan wurde.

     

    Eine der Forderungen des Kongresses "Aus unserer Sicht" war, fachkundige Redakteure für dieses Thema einzusetzen, wie es z.B. auch bei Sportberichten oder der Börse üblich ist.

     

    Ich bitte Sie und die Redaktion, in Zukunft Kommentare und Berichte zum Thema sexualisierte Gewalt von Betroffenen gegenlesen zu lassen oder von diesen verfassen zu lassen.

     

    Beste, wenn auch schockierte, Grüße

    Tanja Bullert

  • WH
    Walter Hempe

    Eine Organisation, die sich einen grossen Teil ihres Besitzes durch Mord, Raub, Meineid, Vertreibung und Sklaverei unter den Nagel gerissen hat, ist mal wieder mit einem Blauen Auge davongekommen.

     

    Sich ein bisschen schuldig bekennen und ein bisschen um Verzeihung bitten und ein bisschen Entschädigung zahlen find ich dürftig.