Kommentar Energiekonzern Eon: Evolution der Saurier
Die Ankündigungen des Energiekonzerns Eon klingen wie aus einem Märchen. Aber mit der Energiewende haben sie nichts zu tun.
D ie alten Energiekonzerne drängen auf den Markt der erneuerbaren Energien. Fragt man Eon-Chef Johannes Teyssen, was er vom deutschen Atomausstieg hält, dann sagt er heute sinngemäß: Interessiert mich nicht, ist jetzt halt so. Ärmel hochkrempeln, Verlust verbuchen und weitermachen. Neben historischen Verlusten kündigte Teyssen an, erneuerbare Energien seien künftig ein zentraler Pfeiler des Konzerns.
Atomkraftwerke werden zu Windmühlen, klingt fast nach einem Märchen der Energiewende, und das ist es auch: ein Märchen. Tatsächlich haben die Investitionen in erneuerbare Energien nichts mit der Energiewende zu tun. Angekündigt waren sie bereits vorher, weil sie schlicht unternehmerisch sinnvoll sind.
Das Geld, 7 Milliarden in fünf Jahren, fließt hauptsächlich ins Ausland – in die USA, nach Großbritannien. Zwar sind einige Windparks in Deutschland geplant, hauptsächlich auf dem Meer. Ein riskantes Geschäft, allerdings schmackhaft gemacht durch eine üppige Vergütung. Anders ausgedrückt: Eon ist kein deutscher Konzern, der sich mit pfiffigen Ideen an der Energiewende hierzulande beteiligt. Eon ist ein Konzern, der von Düsseldorf aus global dort Geld verdient, wo es sich lohnt.
Das zeigt auch eine weitere Strategie: Neue Zielmärkte sind Brasilien, die Türkei und Indien. Länder mit gewaltigem Energiehunger, die kein Problem mit Kohlekraftwerken haben. Und wenn es billiger wird, dann eben auch Windräder. In Großbritannien wiederum stehen die Investitionen in Atomkraftwerke in Zweifel, weil die Kosten für AKW-Neubauten in Frankreich und Finnland abschrecken.
Ein Konzern wie Eon ist eben wie ein Dinosaurier: Wenn sich die Umwelt ändert, dann ändert er seine Überlebensstrategie. Eine Art Saurier-Evolution.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Schwarz-Rot und das Richterdebakel
Was, wenn der Riss viel zu tief ist, um geflickt zu werden?
Merz im ARD-Sommerinterview
Hohe Mieten? Nur ein Problem für den Staat, sagt Merz
SUV-Verkehrsunfall auf Sardinien
Die tödliche Front
Merz im Sommerinterview
„Ein bisschen überfordert“
Gesunde Böden, Gewässer, Wälder
Bauernverband möchte lieber keinen Naturschutz
Buch über Putins imperiale Strategie
Da knallen die Sektkorken im Propagandastab des Kreml