Kommentar El Salvador: Der gute Quereinsteiger
Es ist zu begrüßen, dass es der FMLN gelungen ist, Arena nach 20 Jahren von der Macht zu verdrängen. Die Macht im Land aber hat die ehemalige Guerilla damit nicht.
D er Pfingstmontag wird ein historischer Tag für El Salvador. Zum ersten Mal kommt mit der ehemaligen Guerilla FMLN die Linke an die Macht. Doch es ist nicht ein ehemaliger Comandante, der das höchste Staatsamt übernimmt. Der künftige Präsident Mauricio Funes ist ein bürgerlicher Quereinsteiger. Die FMLN hat ihn als Kandidaten adoptiert, um in der politischen Mitte die Stimmen zu gewinnen, die ihr bei vergangenen Wahlen gefehlt hatten.
Funes machte von Anfang an klar, dass er mit dem sozialdemokratischen Modell des brasilianischen Kapitalismusreformers Lula da Silva sympathisiert und nicht mit dem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" eines Hugo Chávez. Die FMLN dagegen unterhält herzliche Beziehungen zum Comandante in Caracas. Im Wahlkampf hielten die Partei und ihr Kandidat diesen Spagat durch. Nach dem Sieg aber wurden die Messer gewetzt. Funes bestand darauf, dass er allein bestimme, wer in Zukunft das Land regiert. Die FMLN forderte im Kabinett ihren Anteil an der Macht. Herausgekommen ist ein Kompromiss: Schlüsselressorts wie Finanzen und Wirtschaft werden von Funes-Freunden gehalten, die allesamt im Ausland studiert und als Berater für internationale Organisationen oder die Privatwirtschaft gearbeitet haben. Sogar ein ehemaliger Minister der ultrarechten Arena-Partei ist dabei. Die FMLN wurde mit dem Außenressort und vier weiteren Ministerien befriedigt.
Ob der Frieden hält, ist ungewiss. Zum Bürgerfest, das die FMLN am Montag feiert, wird Funes erst später dazustoßen. Chávez und seine Freunde aus Bolivien, Nicaragua, Ecuador und Kuba werden von Anfang an dabei sein. Dass es der FMLN gelungen ist, Arena nach 20 Jahren von der Macht zu verdrängen, ist Grund zum Feiern. Die Macht im Land aber hat die ehemalige Guerilla damit nicht übernommen.
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