Kommentar EU-Aktionsplan: Die Kommission kneift
Der Aktionsplan der EU-Kommission gegen die zunehmenden Antibiotikaresistenzen taugt nicht. Die notwendigen Schritte lässt die Behörde einfach weg.
Z u vage, zu spät - der Aktionsplan der EU-Kommission gegen die zunehmenden Antibiotikaresistenzen ist kein Ruhmesblatt. Seit Jahren warnen Wissenschaftler davor, dass immer mehr Bakterien sich nicht mehr mit Medikamenten bekämpfen lassen.
Schuld ist auch die Landwirtschaft, die Antibiotika in Massenställen einsetzt und so die Wahrscheinlichkeit von Resistenzen erhöht. Schon jetzt töten widerstandsfähige Bakterien in Europa jährlich Tausende Menschen. Doch Brüssel kneift jedes Mal, wenn es konkret wird im Kampf gegen dieses Problem.
Beschränkungen für den nicht vorschriftsgemäßen Einsatz in der Tierhaltung von für den Menschen besonders wichtigen Antibiotika will die Kommission laut ihrem Aktionsplan nur "erwägen".
ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.
Was, bitte sehr, gibt es da noch zu erwägen - wenn doch längst klar ist, dass massenhaft Antibiotika regelwidrig verabreicht werden, etwa in der Hähnchenmast?
Die wirklich notwendigen Schritte lässt die mächtige Brüsseler Behörde in ihrem Papier weg. So ist es zum Beispiel ein Missstand, dass in Deutschland Tierärzte Antibiotika nicht nur verschreiben, sondern auch gleich selbst verkaufen.
Im Interesse der Gesundheit sollten sie so wenig wie möglich verschreiben. Aber sie verdienen mehr, wenn sie mehr Antibiotika verkaufen. Brüssel könnte vorschlagen, dieses System in der ganzen Europäischen Union zu verbieten.
Nötig wäre auch - wie es etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland fordert -, endlich festzulegen, um wie viel Prozent der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung gesenkt werden soll. Auch hier könnte die Kommission in Brüssel konkrete Zahlen vorschlagen.
Schließlich muss verboten werden, gesunden Tieren Antibiotika zu verabreichen. Das ist in der Agrarindustrie, wo Zehntausende Hühner in einem Stall gehalten werden, tägliche Praxis. Schade, dass auch dieses Verbot im Aktionsplan der Kommission nicht einmal erwähnt wird.
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