Kommentar Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Altkanzler Gernegroß Schröder lobbyisierte einst erfolgreicher als Angela Merkel und die SPD gibt sich reaktionär, um zu gefallen.

taz: Was war schlecht vergangene Woche?

Keine Karte für's Nürnberg-Spiel.

Was wird besser in dieser?

Besser geht nicht.

Ihre Meinung zu Kates Brautkleid?

Die Frankfurter Rundschau hatte ein Krönchen überm Titel und Ganzseitenfotos. Allerdings habe ich für das Abo auch einen schicken Staubsauger bekommen. Ich schenke den der taz, wenn ich auch weiter über so was nicht nachdenken muss morgens am Briefkasten. Ja?

SPD-Generalsekretärin Nahles will die Diskussion um den österlichen Kompromiss mit Sarrazin am liebsten sofort beenden. Wird ihr das gelingen?

Es schmerzt, zugeben zu müssen: die Union hat ihre Heit- und Hohmänner schneller abserviert. Die SPD hat Angst vor sich selbst. Wo der Sekundärtugendbold Helmut Schmidt in immerhin selbstgemachten Nebeln verhalbgöttert, ist der Respekt vor law-and-order-kratie groß und der Mut klein. Man kann die Interessen der Arbeitnehmer gegen das Kapital verteidigen, das ist klassisch sozialistisch.

Man kann die Arbeitnehmer vor ausländischen Arbeitsnehmern oder Arbeitnichtsogernenehmern verteidigen - das ist klassisch reaktionär und: Beifang. Mit beidem hofft die SPD auf über 40 Prozent. Nun hat sie knapp über 20 Prozent und könnte sich doch wenigstens den Luxus erlauben, die richtigen 20 Prozent zu begeistern. Nahles mag die Technik des Ausschlusses unglücklich gehandhabt haben - der Vorsitzende heißt Gabriel.

Soll Thilo Sarrazin aus der SPD ausgeschlossen werden?

Ich würde in die SPD eintreten, um austreten zu können, wenn er bleiben darf.

Einen Monat nach den Wahlen ist der grün-rote Koalitionsvertrag in Stuttgart unterzeichnet worden. Man sieht ihm an, dass die Hoffnungen, die sich mit ihm verbinden, größer sind als die Erfolgsaussichten, oder?

Die Grünen haben kein Wahlkampfversprechen verraten, wie sie es in Hamburg taten, und keine diffuse Clique an die Macht gebracht wie an der Saar. Der Vertrag vermeidet riskante Felder wie Schulpolitik und Kretzschmann will ihn in Bürgerbegegnungen erläutern. Stuttgart 21 steht beispielhaft für mehr Bürgerbeteiligung. Das ganze klingt nach Entschleunigung von Politik, das ist mutig in einer Medienkratie. Kurz: Grün-Rot ist eine gute Idee vor allem für die Grünen.

In ihrem Kompromiss zu Stuttgart 21 haben Grüne und Rote ein Problem ignoriert. Nun weigert sich die Bahn, die Zusatzkosten für den Baustopp zu übernehmen. Und nun?

Die Bahn findet die unterirdische Idee mit dem unterirdischen Bahnhof so toll, weil sie dann überirdisch Flächen verkaufen kann. Dummerweise hat sie die Gewinne daraus schon in ihren Etat eingestellt. Eine Staatsbahn mag schlimm sein. Das einzig eindeutig schlimmere ist eine private, börsennotierte. Die Bahn muss gesellschaftlichen Gewinn erzielen, keinen shareholder-value. Wenn sie Verlust hinnimmt, um einen Konflikt zu lösen, ist das gut angelegtes Geld.

Der 43-jährige Jens Weidmann wird Chef der Deutschen Bundesbank. Ist Angela Merkels Junior-Mitarbeiter der Richtige?

Zwischen seinem Abi und dem Dr. lagen sieben Jahre, vielleicht sieht Merkel Chancen, dass er Teile seiner Arbeit selbst verfasst hat. Ausgeguckt war er als Vizechef der Bank, nun lernt er den Laden halt von oben kennen. Das hat Merkel mit der CDU kaum anders gemacht - Schröders Gegenkonzept der Kompetenztapete: Peter Hartz, Nationaler Ethikrat, Wirtschaftsmanager Werner Müller und so weiter ist eindrucksvoll gescheitert. Also muss Merkels Talentbude nicht per se schlechter sein.

Die jetzt ans Tageslicht kommenden Wohltaten des umstrittenen Finanzunternehmers Maschmeyer für Alt-Kanzler Gerhard Schröder werfen ein grelles Licht auf die Kumpanei von Politik, Wirtschaft und Medien in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Doch Maschmeyer wehrt jegliche Kritik an seiner Person ab. Heuchler?

Maschmeyer hat Schröders Wahlkämpfe mitfinanziert, hinterher hat seine Regierung Rürup- und Riesterrenten erfunden, die Maschmeyers Firma AWD tüchtig Aufträge brachte. Und Rürup und Riester AWD-Honorare. Wir brauchen wesentlich großzügigere Solarthermie-Hersteller und es ist ein Jammer, dass Merkel nicht so ein jämmerlicher Gernegroß ist, den sich die Windkraft-Lobbyisten einfach kaufen können.

Und was machen die Borussen?

Ich bin mutwillig in den Stau auf der Wittekindstraße vorm Stadion gefahren. Bekam wegen meines Kölner Kennzeichens (2:0 gegen Leverkusen) ein paar Extra-Liebes-Beulen ins Dach getrommelt. Die Stadt hupte seit 17.05 und ab 19.00 übernahmen die Martinshörner. Gleich mit dem Rad raus zum Borsigplatz, ich will gelbe Reifen.

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