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Ich möchte mich grundsätzlich über niemanden lustig machen, der sich im Terminstress über (vor allem regelmäßig) unpünktliche Züge ärgert. Das würde ich auch. Aber Sie werden wohl nicht umhin kommen zuzugeben, dass weniger Stress und mehr Gelassenheit AUCH Teil der Lösung des Problems sein könnten. Wenn man die deutsche Bahn mit anderen Verkehrssystemen der Welt vergleicht, glaube ich nämlich dass sie in Punkto Komfort, Schnelligkeit und auch Pünktlichkeit gar nicht so schlecht aussieht. Ok, wir wollen das Schweizer Postbuswesen mal ausnehmen. Keine Ahnung was passieren muss damit die unpünktlich sind.
Wie dem auch sei, wenn ich mir das mit den Entschädigungen in der Praxis vorstelle, stehen mir jedenfalls die Haare zu Berge. Sollte es wieder Erwarten was nützen, nehme ich (fast) alles zurück!
Lieber Herr Mertens, es freut mich für Sie, wenn Sie (so Sie denn regelmäßiger Bahnnutzer sind was ich bezweifeln möchte) problemlos mehrmals innerhalb einer Woche zu spät kommen können. Ich kann mir so etwas (wie wohl auch die allermeisten Arbeitnehmer) nicht erlauben. So muß ich also wenn es irgend möglich ist, auf die Bahn verzichten und mit Auto oder Rad fahren (oder eben in den sauren Apfel beissen und 2 bis 3 Bahnen früher nehmen..) Schadenersatz ab "nur" 60 Minuten Verspätung nur EINES Verkehrsmittels, welche dann auch noch unverschämt umständlich und zeitraubend nachgewiesen werden müsste, bringt mir da auch nichts.
Herr Mertens, das klingt ja so, als würde man sich die Terminhetze selbst machen und hätte es jederzeit in der Hand, Termine eben nicht einzuhalten...
Es ist schon extrem ärgerlich, wenn man auf die Bahn angewiesen ist, um von A nach B zu kommen und dann zu spät kommt, selbst wenn man genug Zeit einkalkuliert. Ich finde das extrem ärgerlich und Schadensersatz bei einer Stunde Verspätung äußerst angemessen.
Recht haben Sie allerdings, was das bezahlbar-machen der Bahnfahrten betrifft, das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
Das Theater um Verspätung/Entschädigung vermag ich nicht nachzuvollziehen. Fernreisen sind nun mal immer ein wenig unkalkulierbar. Meine Güte! Ein Viertel des Fahrpreises bei nur 60 Minuten Verspätung? Und das obwohl man doch schlussendlich befördert wurde? Dass die Bahn dabei besser informieren könnte stimmt wohl, nur mag ich nicht glauben, dass sich Verspätungen im Rahmen einer Stunde in einem solch komplexen System dauerhaft vermeiden lassen - da gibt es einfach viel zu viele Faktoren. In meinen Augen würde man besser dafür sorgen, dass Bahn fahren für alle bezahlbar bleibt. Für die dauernde Terminhetze und die mangelnde Gelassenheit in unseren Breiten kann die Bahn nun wirklich nix.
T. C. Boyle gilt als einer der wichtigsten Autoren der USA. Ein Gespräch über Faschismus, die Arbeiterklasse und Hoffnung wider alle Hoffnung.
Kommentar Deutsche Bahn: Keine Frage von Minuten
Mehr Fahrgastrechte bei der Bahn: Auf das Kleingedruckte kommt es an. Nicht die Minuten sind entscheidend, sondern wie und bei wem die Kunden ihr Recht einklagen können.
Die Bundesregierung legt ein Gesetz vor, dass Bahnunternehmen bei Zugverspätungen zur Zahlung einer Entschädigung verpflichtet - und was macht die Deutsche Bahn? Sie freut sich.
Das Unternehmen findet, dass kommendes europäisches Recht damit sinnvoll umgesetzt werde. Das stimmt misstrauisch. Tatsächlich ist es wenig einleuchtend, dass die verantwortliche Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) es unter Verweis auf anstehende europäische Regelungen ablehnt, den Fahrgästen in Deutschland mehr Rechte einzuräumen: Erst bei Verspätungen ab einer Stunde gibt es 25 Prozent des Fahrpreises zurück. Da war der CSU-Kollege im Kabinett, Verbraucherschutzminister Horst Seehofer, schon mal weiter. Er wollte immerhin, dass die Kunden schon ab 30 Minuten Verspätung Geld bekommen.
Allerdings ist die Minutenfrage gar nicht unbedingt entscheidend. Viel wichtiger ist, wie Fahrgäste ihre Ansprüche künftig anmelden können. Schon jetzt bietet die Bahn ihren Kunden, die Opfer von langen Wartezeiten wurden, ja Entschädigungen an. Der Fahrgast muss sich die Verspätung direkt beim Schaffner oder, innerhalb von zwei Tagen, am Fahrkartenschalter bestätigen lassen - nur um einen Gutschein beantragen zu können, der dann ebenfalls umständlich eingelöst werden muss.
Bisher war das eine hübsche Strategie der Bahn, um auf dem Papier Kundenfreundlichkeit zu demonstrieren, de facto aber um viele Zahlungen herumzukommen. Die Bahn macht aus ihren Verspätungen sowie den daraus resultierenden Entschädigungszahlungen zwar ein Geheimnis. Aber es ist anzunehmen, dass viele Kunden auf eine Entschädigung verzichtet haben. Zu umständlich, zu bürokratisch ist das Verfahren.
Beim künftigen Gesetz wird es deshalb also auf das Kleingedruckte ankommen, das noch nicht im Entwurf fixiert ist: Bei wem und wie können die Kunden ihre Entschädigung beantragen? Wird es enge Fristen geben? Noch müssen Bundestag und Bundesrat Zypries Werk zustimmen. Sie haben also noch die Möglichkeit, es im Sinne der Kunden zu präzisieren.
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Kommentar von
Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.
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Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.