piwik no script img

Kommentar Cholera in HaitiHilfe braucht Strukturen

Kommentar von Günther Maihold

Die humanitäre Katastrophe in Haiti ist noch immer nicht gelöst. Doch Hilfe allein reicht nicht, es braucht vor allem eines: Stabile politische Verhältnisse.

H aiti steht zehn Monate nach dem Erdbeben vor einer neuen Katastrophe: Mehr als 1.000 Personen sollen bereits der Cholera zum Opfer gefallen sein. In sechs der 10 Provinzen des Landes sind Fälle nachgewiesen. Der Versuch der internationalen Hilfsorganisationen, ein Ausbreiten der Epidemie auf die Hauptstadt zu verhindern, ist fehlgeschlagen.

Wieder wird zur Nothilfe aufgerufen. Aber die schlechte sanitäre Infrastruktur des Landes begünstigt das Vordringen der Krankheit. Eine schnelle Abhilfe trifft insoweit auf objektive Grenzen.

Haiti gerät mit der Epidemie erneut in die Isolation: Die Regierung des Nachbarlands Dominikanische Republik hat die Grenzen geschlossen, um ein Übergreifen der Epidemie zu verhindern.

Zudem hat diese neue Katastrophe auch eine politische Dimension, vor der viele Beobachter bereits nach dem Erdbeben gewarnt haben: Mehr und mehr richtet sich die Kritik der Bevölkerung gegen die internationale Gemeinschaft, konkret gegen Kräfte der internationalen Stabilisierungsmission. Das UN-Kontingent aus Nepal wird beschuldigt, die Epidemie nach Haiti eingeschleppt zu haben.

Die Cholera-Krise und die Verzweiflung der Bevölkerung werden nicht ohne Folgen auf den laufenden Wahlkampf bleiben. Für den 28. November sind Präsidentschaftswahlen angesetzt, die wegen der Erdbebenkatastrophe schon einmal aufgeschoben worden waren.

Der geschäftsführende Präsident René Preval hat jetzt eine erneute Verschiebung vorgeschlagen, was die Kritik an seiner Person noch steigern dürfte: Schon jetzt wird ihm vorgeworfen, seine Amtszeit über die Maßen verlängert zu haben.

Ohne einen funktionsfähigen Staat aber ist die Cholera-Epidemie nicht zu bewältigen. Daran können noch so viele Helfer aus aller Welt nichts ändern.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • FN
    Frank Nadermann

    Kontrolliertes Massensterben

     

    Die Weltoeffentlichkeit wird durch die aktuell amtierenden Politiker aufgefordert,den Beschluss der

    politischen Elite die Katstrophenopfer auf Haiti

    durch Unterlassung sterben zu lassen, als selbstgemachtes Schicksal der Opfer hinzunehmen.

     

    Glauben Sie wirklich, dass es nicht moeglich ist das Trinkwasser innerhalb von Wochen zu reingen, um so eine weitere Ausbreitung der Cholera zu verhindern?

    Glauben Sie wirklich dass es nicht moeglich ist innerhalb von Tagen Lebensmittel zur Verfuegung zu stellen? Und, und, und.

     

    Es ist immer wieder erstaunlich wie einfach es fuer die politische Elite zu sein scheint, die Menschen da draussen im Lande dazu zu bringen zuzuschauen.

    Circus Maximus!

    Der Daumen des Caesar zeigt nach unten und das Volk jubelt und arbeitet.