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Kommentar Chinas AfrikapolitikDie Diktatorenretter

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Das Sieben-Milliarden-Dollar-Geschäft zwischen Unternehmen aus China und der Militärjunta Guineas ist ein schmutziges Geschäft.

Wenn chinesische Unternehmen in einem der rohstoffreichsten und zugleich ärmsten Länder der Welt einsteigen, um der dortigen Regierung die beschleunigte Nutzung der Bodenschätze zu ermöglichen, ist das ein löbliches Unterfangen. Wenn diese Regierung aber eine bankrotte und brutale Militärjunta ist, ist das ein schmutziges Geschäft. Dies gilt für den jüngsten Deal zwischen Unternehmen aus China und der Militärjunta des westafrikanischen Guinea, ein Sieben-Milliarden-Dollar-Geschäft, das China den Zugriff auf die größten Aluminiumerzreserven der Welt und reiche Vorkommen an Eisenerz, Gold und Diamanten sichern soll.

Chinas Devise bei seinen Afrika-Geschäften lautet immer: Anders als die westlichen Mächte mischen wir uns nicht in die inneren Angelegenheiten unserer Partner ein. Bei diesem Guinea-Geschäft kann dies nicht gelten. Der Deal an sich ist eine massive Einmischung, denn er rettet die brutale Militärjunta von Kapitän Dadis Camara vor dem Ruin. Und angesichts der Bürgerkriegsrisiken in Guinea müsste China sich in Zukunft noch massiver intervenieren, um seine Interessen zu schützen, sollte das Land den finsteren Weg seiner Nachbarn Liberia oder Sierra Leone beschreiten.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur der taz.

Europäische und afrikanische Bemühungen, Krisenherde in Afrika einzudämmen und Bevölkerungen vor ihren wildgewordenen Machthabern zu schützen, sind zum Scheitern verurteilt, wenn Verbrecher sich Rückendeckung in Peking kaufen können. Afrikapolitik ist heute also nicht mehr ohne China möglich. Das ist für viele europäischen Strategen schwer zu akzeptieren. Aber China müsste dann endlich anerkennen, dass es in Afrika genauso interessengeleitete Politik macht wie der Westen. Das wiederum würde China zum Abschied von einer Lebenslüge zwingen. Für Afrika wäre das gut.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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3 Kommentare

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  • L
    Lebing

    Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

     

    "Europäische und afrikanische Bemühungen, Krisenherde in Afrika einzudämmen und Bevölkerungen vor ihren wildgewordenen Machthabern zu schützen, sind zum Scheitern verurteilt, wenn Verbrecher sich Rückendeckung in Peking kaufen können."

     

    Wildgewordene Machthaber ist wohl kaum ein Begriff mit dem man politische und soziale Auseinandersetzungen angemessen beschreiben kann.

     

    Niemand nimmt den Herrn Dominic Johnson ernst mit seiner Behauptung, dass die chinesischen Firmen einer Lebenslüge aufsäßen. Sie verhalten sich einfach nur systemkonform. Marktwirtschaft funktioniert nicht ohne Handel - und Handel wird durch Außenpolitik und Entwicklungspolitik positiv beeinflußt - natürlich auch über Interventionstruppen - so wie es die Briten, Franzosen und Amerikaner praktizieren.

     

    Es ist auch fatal ideologisch chinesische Politik in Afrika ausschließlich aus ökonomischer Perspektive erklären zu wollen, ohne die politischen und militärischen Strategien der USA und der Europäer im Hintergrund zu denken.

     

    Es ist ja nicht grundlos, warum die chinesischen Firmen versuchen, die Rohstoff-Bezugsquellen zu diversifizieren. Wenn überall auf der Welt waffenstarrende westliche Truppen plus europäische Hilfstruppen in Marsch gesetzt werden - ist es eben die beste Strategie zu diversifizieren.

     

    Die Alternative ist eben selber Interventionstruppen aufzubauen - doch dafür sind die ostasiatischen Staaten-AGs zu geizig und zu kriegsmüde. Man hetzt lieber dem guten Leben hinterher.

  • S
    Schmidt

    Dadis ist immer noch kein Kapitän, sondern Hauptmann!

     

    Aber ansonsten gebe ich Ihnen Recht in Ihrer Analyse!

  • MM
    Marcel Michalski

    man bedenke aber auch die Heuchelei die Europa z.B. in Birma betreibt, einer ebenfalls sehr brutalen Militärdiktatur direkt vor Chinas Haustür. Unter anderen Total, franz. Öl- und Gasgigant, betreibt dort den Bau einer Gaspipeline, dem Vernehmen nach auch unter ortsüblichen Konditionen- d.h. unter Einsatz von Zwangsarbeit. Nach Außen verurteilt man die birmes. Militärjunta (Menshenrechte!), zu Recht, und schützt aber doch Unternehmen wie Total. Der franz. Außenminister Kouchner stellt sich nun ob der aktuellen Diskussionen über eine Ausweitung der Sanktionen gg. Birma hin, und sagt Sanktionen brächten eh nichts- ja wenn man sie denn nur mal angewandt hätte! Und Birma ist definitiv nicht das einzige Beispiel. Die Chinesen sind für ihre knallharte interessengeleitete Politik zu kritisieren, doch sie sind es nicht die vorgeben für die MR zu kämpfen. Die Kritik des Artikels greift daher zu kurz. Auch wenn es natürlich legitim ist sich einzig auf die chines. Politik zu konzentrieren (und eben in einem anderen Artikel auf die der Europäer) könnte der Artikel insagesamt analytischer sein: von wg. wieso, weshalb, warum, handeln die Chinesen so, unter welchen Konditionen etc., schon mal gefragt was sie dazu sagen? etc.