Kommentar CO2-Handel in der Luftfahrt: Wer schadet, muss zahlen
Auch die Fluggesellschaften aus Nordamerika müssen nach einem Urteil für ihre Klimaabgase in der EU zahlen. Jetzt könnten sich die sparsamen Flieger durchsetzen.
D ie Europäische Union steckt in einer tiefen Sinnkrise. Was könnte das große Ganze sein, für das die Staatengemeinschaft einsteht? Vielleicht ist es die Geschichte einer neuen, ökologischen Wirtschaftsordnung.
Der Europäische Gerichtshof hat in einem Urteil gezeigt, was das praktisch bedeutet. Ab nächstem Jahr zahlen sämtliche Fluggesellschaften, die in der EU landen, für die Klimagase, die sie ausstoßen. Nordamerikanische Fluggesellschaften wollten die Richtlinie kippen und unterlagen.
Damit setzt sich als Prinzip durch: Wer der Umwelt schadet, der zahlt dafür. Zudem kommt das wichtigste Prinzip im Kampf gegen die globale Erwärmung zum Einsatz: der Markt. Wer sparsam fliegt, muss weniger der Zertifikate kaufen, die zum CO2-Ausstoß berechtigen. Also ist er billiger. Wer verpestet, wird verdrängt.
ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschaftsressort der taz.
Dieses ökonomische Prinzip wird international nicht anerkannt. US-Außenministerin Hillary Clinton persönlich hat sich an die Spitze einer weltweiten Allianz von 43 Staaten gesetzt, die der EU nun offen mit Maßnahmen drohen, sollte die Richtlinie in Kraft treten. Sie sehen ihre Souveränität verletzt, schließlich starten die Flugzeuge auf ihrem Territorium. Nun wird der Konflikt da ausgetragen, wo er hingehört: politisch, auf internationaler Ebene.
Es unsinnig, sich bei der Emission von Treibhausgasen auf nationale Souveränität zu stützen - als ob CO2 an Staatsgrenzen haltmacht. Deshalb muss die EU hart bleiben. Umweltschutz ist zudem wichtiger als freier Welthandel. Wenn sich die EU dieser Idee verschreibt, wird es häufiger zu Konflikten gerade mit den USA kommen. Dafür wäre es ein sinnstiftender Moment, sich international für eine ökologische Wirtschaftsordnung einzusetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“