Kommentar CDU-Protest gegen Theaterinszenierung: Staatstheater bedeutet nicht Staats-Theater

Das Theater stirbt, wenn es nicht kontroverse Themen aufgreift.

Die CDU in Gestalt ihres Vorsitzenden in Hannover, Dirk Toepffer, hat etwas missverstanden: Der Begriff "Staatstheater" bedeutet, dass das Theater vom Staat finanziert wird. Das sollte aber nicht heißen, dass die jeweils regierende Fraktion bestimmt, was gespielt wird.

Genau diese Einstellung zeigt sich, wenn Toepffer die Staatstheater-Inszenierung "Hüttendorf" kritisiert. Natürlich ist dieses Projekt direkt verknüpft mit dem Anti-Atom-Protest im Wendland und natürlich ist das unangenehm für die CDU, die ja die Erkundung des Salzstocks in Gorleben wieder aufnehmen möchte.

Dass das kein Thema fürs Theater sei, ist jedoch Unsinn - es sei den, man wollte die Politik von der Bühne verbannen. Das Theater stirbt, wenn es nicht kontroverse Themen aufgreift. "Sire geben sie Gedankenfreiheit", hat Schiller vor 200 Jahren den Marquis Posa in seinem Stück "Don Carlos" sagen lassen. Zu Zeiten der deutschen Diktaturen ließen viele Bühnen diesen Satz besonders gern aussprechen. Das sollte Toepffer zu Denken geben.

Im übrigen traut Toepffer der Jugend wenig zu. Nach dem Willen der Theatermacher sollen sich die Jugendlichen auf die Suche nach einer Utopie begeben. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die SchülerInnen von heute bloß das nachahmen, was ihnen die langhaarigen LatzhosenträgerInnen von damals vorgemacht haben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.