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Kommentar CCS-TechnikHeimsieg in Jänschwalde

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Gegner von CCS argumentieren unter anderem, es handle sich um eine Alibitechnik, um die Energiewende zu verzögern. Dieses Argument ist richtig, aber auch sehr deutsch.

E s mutet an wie die Idee, Atommüll auf den Mond zu schießen: Kohlendioxid aus der Luft filtern und in die Erde pressen, um das Klima zu retten. Jetzt hat Vattenfall seine Pläne, die sogenannte CCS-Technik in einem Braunkohlekraftwerk in Deutschland zu erproben, eingestampft. Jänschwalde - so der Name des geplanten Standorts - war Synonym der Hoffnung, man könne Kohlestrom und Klimaschutz vereinbaren.

Gegner von CCS argumentieren unter anderem, es handle sich um eine Alibitechnik, um die Energiewende zu verzögern. Damit mächtige Konzerne weiterhin große, zentrale Kraftwerke bauen können und ihre Macht auf dem Strommarkt behalten. Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen - aber es ist auch ein sehr deutsches Argument.

In der Bundesrepublik gibt es sowohl den politischen als auch den gesellschaftlichen Willen, auf regenerative Energien umzusteigen. CCS ist dabei Teil eines ökonomischen Rückzugsgefechts der alten Energie-Elite, mehr nicht. Doch die Frage, ob Kohle und Klimaschutz zu vereinbaren ist, stellt sich auf globaler Ebene nicht. Dort gilt der Satz: Kohle und Klimaschutz müssen vereinbar sein.

Bild: taz
INGO ARZT

ist Redakteur im taz-Ressort für Umwelt und Wirtschaft.

Die Zukunft des Klimas wird nicht in Jänschwalde entschieden, sondern in China, Indien und Brasilien. Nach allen Prognosen reichen allein die dort im Bau befindlichen und geplanten Kohlekraftwerke aus, um alle Bemühungen um eine Reduktion der CO2-Emission zunichte zu machen.

Ja, Deutschland muss mittelfristig aus der Kohle raus und braucht kein CCS, um fossile Energieträger zu legitimieren, die alternative Energien ausbremsen. In anderen Regionen der Welt allerdings braucht es jede technologische Option, um Kohle sauberer zu machen und CO2 aus der Atmosphäre zu bekommen.

CCS ist sicher kein Allheilmittel - aber ein mögliches Mittel unter vielen. Ob es funktioniert? Und sicher ist? Das sind die entscheidenden Fragen, die weiter erforscht werden sollten.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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3 Kommentare

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  • K
    Karl

    Wie wärs mit einer geologischen Argumentation?

     

    - Korrosion durch gebildete Kohlenäure?

     

    - "Hydrofracturing" mit Verschiebung der Hauptnormalspannungen?

     

    - tatsächliche Dichtigkeit? Selbst Kohlenlagerstätten gasen ordentlich aus (in situ!)

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • K
    Kati

    Kohlendioxid aus der Luft filtern und in die Erde pressen...." Dagegen sein ist "typisch deutsch"? Alles, was nicht taz ist, ist "typisch deutsch", also negativ? Euer Allah, Herr Arzt, das ist schlicht banal und, mit Verlaub, dumm.. Es gibt gibt gute Gründe, gegen das zu sein. Und es gibt viele Gründe, sich über "typisch deutsch" zu freuen.

  • E
    EnzoAduro

    Wir können ruhig CO2 in die Atmosphäre blasen. Die Welt will eh nich das klima retten. Brauchen kein CO2 in Brandenburg verpressen. Dabei gehen außerdem 10% der Energie drauf.

     

    Die Brauchen wir.

    Denn 2030 will ich mein Elektroauto mit Braunkohle laden! Falls ich nicht U-Bahn fahre. Mit Braunkohle!

    Lokale Wirtschaftskreisläufe!