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Kommentar Burn-OutArbeit kann auch stützen

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

"Burn-Out" ist zum Modewort geworden. Doch psychische Krankheiten zu stigmatisieren ist riskant. Aus dem Job auszusteigen ist oft nicht der beste Weg.

A uch im Rahmen des diesjährigen Jahreskongresses des Psychiaterverbandes DGPPN in Berlin wird darüber diskutiert, wie der Anstieg der psychiatrischen Diagnosen mit den seelischen Belastungen der Arbeitswelt zusammenhängt. Schließlich hat ein Modewort Konjunktur: "Burn-out" als Begriff für das persönliche Nichtfunktionieren wirkt wie der Kompromiss der Leistungsgesellschaft mit dem menschlichen Faktor.

Wer eine Weile ausfällt und über den oder die im Kollegenkreis gesagt wird, sie habe ein "Burn-out", hat bessere Chancen als früher, nach der Rückkehr in den Job nicht auf ewig als verrückt gebrandmarkt zu werden. Die Unschärfe des Begriffs ist ein Vorteil, wenn es um die Entstigmatisierung geht. Die Unschärfe kann aber zum Nachteil werden, wenn es um deren Bewältigung geht.

Der Leipziger Psychiater und Klinikchef Ulrich Hegerl warnt davor, dass die Rede vom "Ausgebranntsein" bestimmte Ausstiegsstrategien populär machen könnte, die eben gerade nicht helfen im Umgang mit Depressionen oder Angststörungen.

Bild: taz
BARBARA DRIBBUSCH

ist Redakteurin für Soziales im taz-Inland-Ressort.

Als "Ausgebrannter" eine Art Langzeiturlaub zu machen vom anstrengenden Job und sich zu Hause auf das Sofa zu legen, kann genau das Falsche sein in einer depressiven Phase. Auch bei Angststörungen ist es nicht förderlich, stressige Situationen möglichst auf Dauer zu vermeiden. Am schlechtesten geht es bekanntlich vielen Arbeitslosen, denen eine Herausforderung und eine Tagesstruktur fehlen.

Es mehren sich daher Psychiater, die fordern, dass auch Angeknackste nur kurz aussetzen oder möglichst im Job bleiben, vielleicht mal für eine Weile mit halber Kraft. Arbeit kann helfen und stützen und wenn nicht, müssen die Bedingungen verbessert werden. Dieser Tatbestand sollte angesichts der neuen Etikettierung nicht in Vergessenheit geraten.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

17 Kommentare

 / 
  • P
    PsyBel

    Nun ist ein halbes Jahr vergangen: http://www.google.de/search?q=burn-out+kein-mode

  • NG
    No Gringo

    Arbeitsbedingungen ändern ist fast aussichtslos. Der Mensch, der Betroffene muss sich ändern !

    Da ist es genau verkehrt, wieder an den Arbeitsplatz zurück zu gehen. Das ist nur dann richtig, wenn der "Ausgebrannte" sich nicht ändern will oder kann.

    Natürlich verschwindet das "Ausgebrannt sein" nach ein paar Wochen oder Monaten, weil der Mensch ja so gestrickt ist, das er das belastende vergisst. Sonst gäbe es viel mehr Selbstmorde, oder Morde.

    Arbeit an sich selber ist nur Hilfe kompetend ausgebildeter Psychologen möglich. Leider gibt es da eine Menge Scharlatanerie, auch unter Studierten Psychologen. Die Pharmazeutische Industrie kann eine "Nichtbereitschaft" zum Änderungsprozess des Patienten fördern. Gerade deshalb behauptet diese Industrie ja, das gezielt eingesetzte Psychopharmaka sehr gut helfen kann, weil Sie das eben nicht kann. Es ist nichts weiter als den Verfall des Menschen zu beschleunigen. Die Behauptung, das manche Menschen erst durch Psychopharmaka die Bereitschaft zu einer Therapie bekommen ist einfach falsch.Euthanasie nannte man das früher.

  • B
    Belastung

    @Semilocon:

     

    Nicht alle sind Workoholics! Workoholics mit Burn Out sind die eigentlich körperlich gesunden, die es eben übertreiben und immer noch was drauf setzen, anstatt mal inne zu halten und was "sinnloses" zu machen.

     

    Einige der Burn-Out-Patienten haben grundsätzlich eine recht niedrige Belastungsgrenze, die gesellschaftlich aber nicht anerkannt wird: "Andere schaffen das doch auch". Das hat nichts mit Intelligenz zu tun, das kann körperlich und/oder psychisch bedingt sein.

     

    Wichtig ist, dass jedeR seine eigenen Grenzen und Kräfte einschätzen kann, aber auch, dass der Rest der Gesellschaft akzeptiert, dass nicht nur die Energiebolzen als Maßstab dienen dürfen. Wenn die Menschen mit viel Energie dann ins Burn Out kommen, ist es gesellschaftlich anerkannt, aber nicht bei denen, die vorher angeblich schon zu wenig gearbeitet und geleistet haben, weil sie es nicht anders konnten, aber dennoch wollten und mussten.

  • I
    ilmtalkelly

    Es soll mal Arbeitspsychologen gegeben haben, die meinten allen Ernstes, Urlaub macht plöd und krank. Sind wohl die selben Steuerungsprogramme in der Matrix wie die im Artikel erwähnten " Experten".

    Burnout- Erkrankte leiden nicht selten unter suizidalen Gedanken und anderen selbstzerstör. Zwängen. Die lassen sich mit 2-wöchiger Heimkur nicht vertreiben.

    So einen Schmarrn kriegt man nicht oft zulesen.

  • W
    Wolf

    "Arbeit kann helfen und stützen und wenn nicht, müssen die Bedingungen verbessert werden."

     

    Eine wirkliche Verbesserung der Arbeits- Bedingungen ist eine System- Veränderung.

    Alles andere laboriert an den Symptomen, statt an die Wurzel zugehen.

    Verbesserungen der Lebens- und Arbeits- Bedingungen für Viele wurden bisher immer erkämpft, nicht herbei- diskutiert.

    Friedliche Demonstrationen bis hin zum (in Deutschland eher unbekannten) General- Streik sind ein wichtiges Mittel.

    Aber auch der kleine persönliche Streik, die Arbeits- Verweigerung, das Krank- Spielen, die Sabotage... verplaudere ich mich?

    Was Hoffnung macht, ist das alte Lebensprinzip: zwischen den Beton- Platten wächst das Grün. Man kann es Unkraut nennen.

    Wer es einfach nur "Leben" nennt, der ist tatsächlich "vernünftig".

    Und über all unseren Debatten steht leider auch die Drohung des Untergangs. Manchmal erscheint es mir wahrscheinlicher, dass

    die Mächtigen durch technische Mittel in der Lage sind, alles Leben auszulöschen.

    Als dass die Gegenbewegungen einen Systemwechsel auslösen könnten. Oder?

     

    @ilona: "Krisis" interessiert mich auch. Nur, wer hat nach normaler Maloche Zeit und Nerven, sich mit so differenzierten Texten zu beschäftigen?

    Ich erschleiche mir die Zeit dazu. Frag´ bitte nicht öffentlich, wie.

  • I
    ilona

    @ Wolf

     

    richtig erkannt!

     

    Wer sich für die Geschichte der ARBEITS-ETHIK, ihre Entwicklung, Ideologisierung und die fatalen Folgen für Humanität, Demokratie, Frieden und Umwelt bis heute interessiert, wer wissen möchte, was die aktuelle Krise mit dem Faktor Arbeit zu tun hat und wie eine degenerierte Arbeits-Ideologie uns vielleicht schon bald in den weltwirtschaftlichen Ruin treiben wird, dem empfehle ich

    einmal das

    "Manifest gegen die Arbeit" der Denker-Gruppe 'Krisis' (2006) (googeln)

  • I
    ilona

    Mal wieder eine Nummer aus der neoliberalen Fraktion, die inzwischen auch bei der TAZ wie bei den Grünen ihren kühlen Charme verbreitet.

     

    Warum sitzen gerade diese Leute, Yuppie-Redakteure, abgeschmackte Moderatoren, ehemalige McKinsey-Chefs oder Polit-Rentner in jeder 'Burnout'-Talkshow, als selbstherrliches Beispiel, dass man bis (mindestens!) 80 eine 60-Stundenwoche locker und TOPFIT wegstecken kann, ohne diese "Modekrankheit für Weicheier und Drückeberger" zu bekommen? Vermutlich weil man in diesen Schaumschläger-Jobs deligieren kann bis der Arzt kommt: nach unten! Fettes Gehalt einsacken, den Stress und die Verantwortung nach unten durchtreten. Man hat eh wichtigeres zu tun: ein Geschäftsessen, ein Stündchen im Bräunungsstudio, eine Runde Golf mit dem Businesspartner und im Flieger noch ein "Powernäppchen", bevor man seine Selbstbestätigng in einer Talkshow genießt. Das regeneriert. So kann man's aushalten. Und wenn mal der kleine Frust kommt, schaut man kurz ins Depot, das entspannt.

     

    Mal ehrlich: Nach dem Namensgeber des von den NeoKapitalisten propagierten Sozial-Darwinismus sind wir

    zweifellos eine hochentwickelte Affenart. Unsere Vorfahren

    bewegten sich lässig von Baum zu Baum, genossen die besten Früchte und sonnten sich. Das war ein gutes Leben. Sie schauten verächtlich auf die Ameisenkolonnen am Boden, die die Krümel frassen, die sie übrig ließen.

    So ist es noch heute: Die Oberaffen bewegen sich von Geschäftsessen zu Geschäftsessen und sind immer fit und attraktiv gebräunt. :-)

    Leider sind wir 'Unteraffen' aber keine AMEISEN, zu denen uns die Neokapitalisten umprogrammieren wollen.

    Wir halten das nicht aus! Wir sind auch keine Hamster, die immer schneller laufen im Rad, bis sie umkippen.

    Wir sind MENSCHEN!

     

    Aber, so sagen die, die auch bei der TAZ auf dem grünen Zweig sitzen: immer schön im Rennen bleiben! Gibt nichts Schlimmeres als eine Ameise, die aus dem Tritt kommt, die plötzlich ZEIT hat nachzudenken. Die könnte nämlich dahinterkommen, dass sie gar keine Ameise ist - sondern ein MENSCH! Und der ist nach der Ideologie der

    Sozialdarwinisten wohl ein Auslaufmodell der Evolution, unwirtschaftlich, unrentabel, uneffizient.

     

    Vielleicht wird ihnen mal klar, dass sie selbst womöglich auf dem absteigenden Ast sitzen. Hoffentlich. Die FDP mit ihrer agressiven Gesundheitspolitik hat's erfahren müssen. Gut so.

  • P
    paula

    Coaches und Therapeuten haben lediglich ein neues lukratives Geschäftsfeld entdeckt: Den permanent zu optimierenden Arbeitnehmer, dem man nur gut zureden muss, damit er reibungslos zwischen Konsum und Produktion funktioniert. Gestreßte Arbeitnehmer des mittleren und gehobenen Managements verfügen wohl noch über genügend Bonität, um die satten Honorare ihrer Coaches zu bezahlen, die das Thema in die Medien gehievt haben. Was für den Hedonisten Wellness ist, ist für den Manager das Coaching, ein Statussymbol.

     

    Arbeit dient nicht mehr dem Gelderwerb, sondern ist Selbstzweck geworden, die neue Religion, und wir die unfreiwilligen Sektenmitglieder, immer am Rande der Erschöpfung, aber total gut drauf. Eine neue Volksdroge, so stark, das selbst Taz-Redakteur/innen beginnen, unter ihrem Einfluss zu halluzinieren und neolib Arbeitgebersprech produzieren.

  • O
    Ottonormalverbrauer

    Was mir absolut fehlt, ist eine Betrachtung der Arbeitsverhältnisse. Die sind immer unlustiger geworden. Entgrenzte Arbeitszeiten, Verdichtung der Arbeit, grenzenlose Ansprüche an die ArbeitnehmerInnen. Gerade in Berlin. Das soll alles nix zu tun haben mit der Gesundheit der Erwerbstätigen?

  • S
    Semilocon

    Das Problem: viele der Burn-Out Patienten sind Worcaholics - sie können ihre Grenzen nicht erkennen und daher wird auch weniger arbeiten nicht in ihren Möglichkeiten liegen.

     

    Diese Leute sind wirklich psychisch krank, nicht einfach nur erschöpft. Da ist eine Therapie, bei der es ja normal ist aus seinem Alltag herausgelöst zu werden, das Sinnvollste.

  • E
    else

    Ich denke auch, dass der Begriff "Burn out" in einer Überbreite an Definitionen und Interpretionen genutzt wird.

     

    So ähnlich wie "Kopfschmerzen" bzw. "Migräne".

     

    Sicherlich erleben derzeit viele ein relativ unspektakuläres Ausgebrannt-Sein. Da helfen sicher ein paar Wochen zuhause und mensch freut sich dann von selbst wieder auf den Job.

     

    Wie zuvor in einem Kommentar auch schon angesprochen, gibt es allerdings auch Zustände des Ausgebrannt-Seins (sog. sehr schwere reaktive Depressionen), die es über Monate und Jahre nicht erlauben oder ermöglichen regelmäßig oder gar halb arbeiten zu gehen! Da ist mensch froh, wenn er einen Tag rum hat und den einigermaßen beschwerdefrei. Oder, dass er überhaupt schlafen kann.

    Klar, für die anderen und vielleicht auch für einige Therapeuten sieht das aus wie jahrelanges Urlaub machen und Kaffee trinken. Aber glauben Sie mir, diese Menschen würden viel darum geben, wenn sie ihren Alltag wieder "normal" gestalten und laufen lassen könnten. Aber genau diese Menschen bekommen den Psychiatrie-Stempel wie im Text beschrieben. Nicht aber, weil sie nicht arbeiten gehen möchten, sondern weil sie nicht können und der Rest der Gesellschaft das nicht versteht und auch nicht verstehen möchte. Ein bisschen Arbeit wäre doch so hilfreich!

     

    Ich kann auch bestätigen, dass die, die nur mal ein "schickes" Burn-Out hatten und sich mal eine überschaubare, selbst geplante Auszeit genommen haben, tatsächlich wieder besser integriert werden und nun auch wieder neuen Party-erzähl-Stoff haben. Während die anderen gar nicht mehr zu Parties gehen können oder eingeladen werden.

     

    Zwischen diesem eher "schicken" Burn-Out und einem richtig üblen, was an die Substanz bis zum Infragestellen vom eigenen Leben gehen kann, was eineN einfach trotz allen Ehrgeizes, Willens und Wissens dem eigenen Körper und dem Dasein nur noch ausliefert, ist gewaltig! Da fließen einem bei sehendem Auge und lebendigem Leibe alle persönlichen Beziehungen davon, weil es kaum eineR aushält, dass sie oder er nicht mehr so funktioniert wie vorher und anscheinend auch nicht nach 8 Wochen wieder fit ist, wo er/sie doch so viel Ruhe jetzt hatte.

    Auch ist der Begriff der reaktiven Depression teilweise irreführend: Unter Depression stellen sich auch alle (außen stehenden) einen Zustand vor, der eineN als grundsätzlich sehr traurig eingruppiert, mit dauerndem tiefem Blick ins Schwarze, ohne Lebenslust oder so ähnlich. Auch das muss bei einer "Reaktiven Depression" nicht unbedingt sein. Es können ganz lustige Menschen mit Lebenszielen und -inhalten sein, die sogar über ihren bewussten, wenn auch sehr unangenehmen Zustand auch ab und an Witze machen können und auch ansonsten sich eigentlich nicht als depressiv bezeichnen und dazu noch therapiewillig sind und dennoch kann der Körper einen als Reaktion auf zu viel Stress (welcher Art auch immer) einfach lahm legen und sich viele unangenehme Symptome ausdenken. Dann beherrscht einen der Körper, obwohl man/frau doch eigentlich so kompetent ist! Und diese ganzen Tipps, die man sowieso kennt, nerven und machen einem das Leben nur noch schwerer, als es aktuell schon ist, weil man auch noch allen erklären muss, dass das leider gerade nicht hilft oder sogar kontraproduktiv wäre.

     

    Die Belastungsgrenzen der Menschen sind so individuell wie jeder Mensch einzigartig ist. Daher helfen auch keine Schubladen-Therapien, die angeblich neu sind. Oberstes Ziel jeder Behandlung ist seit Jahren die Rehabilitation und Wiedereingliederung ins Erwerbsleben. Leider aber ist diese Übergangsphase für viele Betroffene viel zu kurz und zu aufgesetzt. Das betrifft ebenso Menschen mit Krankheiten wie Schlaganfall und sonstigen Krankheiten mit vorhergehendem Aufenthalt auf der Intensivstation. Problem dabei ist gerade, dass nach der üblichen Standard-Ergotherapie in der Klinik, der Übergang zur Erwerbsarbeit oft zu schnell und heftig ist und die Menschen schneller wieder krank geschrieben sind als sie wollen und manchmal gerade dadurch auch "krank" bleiben und dann möglicherweise RentnerInnen werden.

     

    Nicht allen hilft Bewegung und Arbeit nach Programm zur Krankheitsbewältigung. Und nicht alle, die nicht regelmäßig arbeiten gehen können, haben keinen strukturierten Tag. Da werden auf solchen "Fachtagen" anscheinend nur die klassischen Vorurteile "behandelt": Depression = faul und unstrukturiert.

    So sind denn auch grundsätzlich die ersten Angebote von Beratungsstellen: Unterstützung bei der Tages-Strukturierung. Wenn man dann sagt, man sei nachweislich sehr gut strukturiert, hätte aber dennoch andere Probleme, dann fallen die Berater und Therapeuten erst einmal in ein Beratungsloch.

     

    Auch hier würde das Zauberwort der Zeit einfach und schnell wirken: INKLUSION. Einfach jeden mit dem Annehmen wie er ist und was er mitbringt und nicht aus dem Erwerbsleben ausgrenzen, weil die volle oder halbe Arbeit nicht mehr möglich ist. Hier (in Deutschland) geht derzeit nur ganz bzw. halb oder gleich als RentnerIn wegen Erwerbsminderung ausgegliedert werden. Diese RentnerInnen arbeiten dann alle hochwertig, aber ehrenamtlich und rennen zwischendurch zu den Ämtern, die sie nun unterstützen müssen.

  • PB
    Peter B.

    Wäre ich Anfang dieses Jahres nicht aus einem Job ausgestiegen, der mich durch systematische Überforderung bei minimaler Bezahlung sowohl physisch als auch psychisch regelrecht zerstört hat, wäre ich jetzt nicht mehr unter den Lebenden.

  • B
    Branko

    Das Kernproblem ist die landläufige und inflationäre Fehlverwendung des Begriffs "Burnout", als trendige Zusammenfassung für alle möglichen Formen von Erschöpfungszuständen.

     

    Wer wirklich ein echtes Burnoutsyndrom hat, der legt sich weder zu Hause mal für ein paar Wochen auf's Sofa, und geht dann wieder mit frischer Kraft ran, noch kann er mit halber oder zehntel Kraft weiterarbeiten.

     

    Der hat fertig.

  • K
    Kommentator

    100% neoliberale Argumentation.

     

    Anstatt - wie Wolf etwa - auch über die Situation zu reflektieren, die Leute ausbrent/depressiv macht, wird alles auf das Individuum abgewälzt:

    Individuelle Problembewältigung als Erfolgsrezept?

     

    Quo vadis, taz?

  • D
    Dirk

    Arbeit hilft immer. Arbeit hilft beim Abnehmen, beim Zunehmen, bei Burnout, bei nicht Burnout. Arbeit ist jut und macht frei. Arbeit macht frei? War da nicht was?

  • A
    alabasta

    '...Als "Ausgebrannter" eine Art Langzeiturlaub zu machen vom anstrengenden Job und sich zu Hause auf das Sofa zu legen...'

     

    Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein. Was soll dieses pseudowissenschaftliche Gefasel über ein Thema, das Sie wohl noch nicht am eigenen Leib erlebt haben. Besuchen Sie mal eine Berliner Psychiatrie, in der eine Menge Patienten mit reaktiven Depressionen ua. aufgrund beruflicher Stresssituationen aufgenommen werden. Da finden Sie Krankheitsbilder von Suizidversuchen über völlige Desorientiertheit bis hin zur Unfähigkeit alleine Mahlzeiten zu sich zu nehemen - das soll also eine Art Lanzeiturlaub vom stressigen Job ein - es ist fahrlässig so etwas zu verbreiten.

  • W
    Wolf

    "Die kapitalistische Moral, eine jämmerliche Kopie der christlichen Moral, belegt das Fleisch des Arbeiters mit einem Bannfluch: Ihr Ideal besteht darin, die Bedürfnisse des Produzenten auf das Minimum zu reduzieren, seine Genüsse und seine Leidenschaften zu ersticken und ihn zur Rolle einer Maschine zu verurteilen, aus der sie nun ohne Rast und ohne Dank Arbeit nach Belieben herausschindet."

     

     

    ("Das Recht auf Faulheit" von Paul Lafargue)

     

     

    Dieser Aspekt fehlt in dem Beitrag von Frau Dribbusch. Angsterkrankungen sind tatsächlich auf dem Vormarsch. Wer die ungewollte Pause von der Arbeit durch Krankheit nutzt, um über das "Wozu" seiner Arbeit nach zu denken, wer weiß, dass er durchschnittlich nur 1, 5 von acht Stunden täglich für sich selbst arbeitet,

    wer über ein mögliches bedingungsloses Grundeinkommen nachdenkt, über die vielfältigen Möglichkeiten der Arbeit jenseits reiner Erwerbsarbeit, der kann schon auf die Idee kommen, nicht mehr "abeiten gehen" zu wollen. Und wenn er dann noch erkennt, wie vielen es ebenso geht wie ihm, wird das seiner Gesundheit mehr helfen als ein stures "wenn mir nichts einfällt, gehe ich eben arbeiten".