Kommentar Boehringer-Streit: Keine Sau will in die Pampa
Für das Unternehmen ist der Standort in Hannover-Kirchrode attraktiv, weil die Tierärztliche Hochschule direkt nebenan liegt.
D ie Firma Boehringer hat ihr Tierseuchenzentrum samt Schweinestall in Hannover eröffnet. In der Nähe liegen Wohnhäuser und eine Reihe von Einrichtungen, die von vielen Menschen besucht werden. Da kann einem schon mulmig werden. Warum hat das Unternehmen also nicht fernab auf der grünen Wiese, am besten auf einer Insel im Meer investiert?
Die Antwort liegt auf der Hand: Weil in der Impfstoffforschung ganz normale Leute arbeiten, die sich nicht in die Pampa schicken lassen wollen. Für das Unternehmen ist der Standort in Hannover-Kirchrode außerdem attraktiv, weil die Tierärztliche Hochschule direkt nebenan liegt. Auch an der Hochschule wird an Krankheitserregern geforscht – vermutlich unter weniger strengen Kontrollen und weniger ausgefuchsten Filter- und Isoliereinrichtungen als bei Boehringer.
Die Boehringer-Leute wissen, dass sie mit gefährlichen Stoffen hantieren und werden die entsprechenden Sicherheitsroutinen etabliert haben. Das ist zwar noch keine Garantie, dass keine Erreger freigesetzt werden, aber eine gute Voraussetzung. Bei einem Krankenhaus, wie es sich in der Nachbarschaft findet, oder einem Massenstall dürfte die Gefahr um einiges größer sein.
Das größte Problem ist, dass das Zentrum dem fragwürdigen System der Massentierhaltung zuarbeitet – einer Brutstätte für neue Erreger. An dieser Stelle beißt sich das Schwein in den Schwanz.
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