piwik no script img
taz logo

Kommentar BirmaTaktik der Schadensbegrenzung

Kommentar von Nicola Glass

Birmas Junta zeigt sich vor dem ASEAN-Gipfel kooperativ. Nach dem Gipfel wird das Militär die Gesprächsbereitschaft aber wieder einstellen.

E s ist erst einen Monat her, dass Birmas Generäle die von buddhistischen Mönchen angeführten, friedlichen Demonstrationen blutig niedergeschlagen hatte. Um eventuelle neue Proteste von vornherein zu ersticken, lässt die Junta gerade buddhistische Heiligtümer mit Stacheldraht absperren und postiert erneut Polizei und Militär in den Straßen - alles im Namen der Sicherheit.

Bild: taz

Nicola Glass ist Südostasien-Korrespondentin der taz mit Sitz in Bangkok.

Ansonsten geben sich Birmas Generäle handzahm und kooperativ. Schließlich haben sie dem UN-Sondergesandten Ibrahim Gambari erlaubt, bereits Anfang November wieder einzureisen - und damit das zweite Mal seit Ende September. Auch der UN-Menschenrechtsbeauftragte Paulo Pinheiro, oftmals von der Junta brüskiert, hat überraschend eine Einladung erhalten. Und dann gibt es auch noch den von den Militärs ernannten "Verbindungsmann" Aung Kyi, der einen anhaltenden Dialog mit der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi aufbauen soll.

Diejenigen Beobachter aber haben Recht, die diesen "Dialog" als kosmetische Maßnahme brandmarken. Denn die Motive der Militärs sind klar: Sie wollen die massive Kritik der internationalen Gemeinschaft nachhaltig entschärfen und suggerieren deshalb Gesprächsbereitschaft und den Willen zur Zusammenarbeit. Der Zeitpunkt ist dabei kein Zufall. In knapp drei Wochen beginnt in Singapur das Gipfeltreffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, über welches international berichtet werden wird und bei dem die politische Krise im Mitgliedsland Birma ganz oben auf der Agenda stehen dürfte.

Die jetzt von der Junta angewandte Taktik der Schadensbegrenzung ist dabei nicht neu. Geändert hat sich nichts in dem verarmten südostasiatischen Land, das seit Jahrzehnten von den Militärs ausgebeutet und unterdrückt wird. Damit war die Junta, die zudem weiterhin auf die Unterstützung Chinas, Indiens und auch Russlands zählen kann, bislang immer erfolgreich. Und wenn der Asean-Gipfel wieder vorbei ist, werden Birmas Generäle ihre vermeintliche Kooperationsbereitschaft schnell wieder einfrieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!
taz zahl ich illustration

tazzahl ich

Ihnen liegt die taz am Herzen?

Dann hätten wir eine Bitte: Unterstützen Sie uns mit einem freiwilligen Beitrag! Denn wir sind auf unsere Leser:innen angewiesen, wenn wir taz.de auch weiterhin frei zugänglich halten wollen. Mit nur 5,- Euro sichern Sie unseren Journalismus und die Zukunft der taz – sind Sie dabei?

  • Ja, ich will
  • Unterstützen Sie die taz jetzt freiwillig mit Ihrem Beitrag
  • Vielen Dank, dass Sie die taz unterstützen
  • Schon dabei!