Kommentar Betreuungsgeld: Integration geht anders
Viele Einwanderer sehen auch die Notwendigkeit, die deutsche Sprache zu erlernen. Es ist konsequent, wenn sie sich gegen das Betreuungsgeld aussprechen.
W enn es um die Integration von Einwanderern geht, herrscht in Deutschland inzwischen ein breiter Konsens, wie wichtig dabei das Erlernen der deutschen Sprache ist. Politiker aller Parteien werden deshalb nicht müde, Einwanderer zu ermahnen, ihre Kinder allein schon der besseren Sprachförderung wegen möglichst früh in den Kindergarten zu schicken.
Viele Einwanderer sehen das selbst ganz genauso: sie wollen ja auch, dass sich ihre Kinder in der deutschen Gesellschaft behaupten. Es ist deshalb nur richtig und konsequent, dass sich türkischstämmige Eltern aus Berlin jetzt zu Wort melden, um die geplante Einführung eines "Betreuungsgelds" zu kritisieren.
Denn warum sollte man Eltern auch noch dafür belohnen, wenn sie ihre Kinder in deren ersten Lebensjahren zu Hause aufziehen wollen, statt sie in den Kindergarten zu schicken?
Daniel Bax ist Meinungsredakteur der taz.
Was der CSU vorschwebt, um die traditionelle Hausfrauenehe aufzuwerten, ist nicht nur ideologisch rückwärts gewandt, sondern integrationspolitisch kontraproduktiv. Gerade Eltern mit vielen Kindern dürften sich durch den finanziellen Anreiz dazu ermutigt fühlen, ihren Nachwuchs zu Hause zu lassen. Und den türkischen Eltern und anderen Migranten gibt man damit zu verstehen: Nehmt lieber monatlich 150 Euro pro Kind, statt euer Kind in eine Kita zu schicken - und seht ansonsten zu, wo ihr bleibt.
Besser wäre es, dieses Geld in bessere Kindergärten, Schulen und die Sprachförderung von Migrantenkindern zu stecken. Die neue Familienministerin Kristina Köhler wird sich bald in dieser Frage entscheiden müssen - und zeigen, wie ernst sie es mit der Integration meint. Immerhin hat sie sich als Expertin auf diesem Gebiet bislang einen Namen gemacht.
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