Kommentar Arcandor: Schuld ist immer das Gremium
Die Beratung und Entscheidung über die Rettungsbürgschaften der Bundesregierung findet hinter verschlossenen Türen statt. Die Intransparenz beschädigt die Demokratie.
D ie vorletzte Hoffnung für den Karstadt-Mutterkonzern Arcandor hat sich nicht erfüllt: Das Unternehmen bekommt kein Geld aus dem "Deutschlandfonds", mit dem die Folgen der Weltwirtschaftskrise gemindert werden sollen. Dafür mag es gute Gründe geben. Schließlich deutet vieles darauf hin, dass die reichen Eigentümer zu wenig zur Rettung beitragen und das Unternehmen schon vor der Krise massive Probleme hatte.
Malte Kreutzfeldt ist Leiter des taz-Ressorts Ökologie und Wirtschaft.
Doch ob solche Überlegungen tatsächlich im Mittelpunkt standen, erfährt die Öffentlichkeit nicht. Denn das Verfahren, nach dem die Gelder vergeben werden, ist völlig intransparent. Anträge auf Bürgschaften werden zunächst von der privaten Unternehmensberatung Price Waterhouse Coopers geprüft, bevor Fachbeamte im "Interministeriellen Bürgschaftsausschuss" darüber beraten. Bei größeren Summen gibt der "Lenkungsrat" - eine willkürlich zusammengesetzte Gruppe von Ex-Politikern und -Managern - eine Empfehlung ab. Die letzte Entscheidung trifft dann ein weiterer Ausschuss von Staatssekretären und Spitzenbeamten.
Diese von niemandem gewählten Gremien müssen gegenüber der Öffentlichkeit keine Rechenschaft über die Verwendung der Steuergelder und ihre Urteile über Arbeitsplätze ablegen. Informationen dringen nur stückweise - und dann oft interessengeleitet - an die Medien. Auch die gewählten Abgeordneten im Haushaltsausschuss dürfen die Entscheidungen lediglich zur Kenntnis nehmen.
Auch über Arcandors letzte Hoffnung, die "Rettungsbürgschaft" der Regierung, beraten Beamten-Gremien hinter verschlossenen Türen. Für die Politiker mag das praktisch sein: Wer genau was entschieden hat, bleibt dadurch unklar. Die Demokratie aber wird beschädigt.
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