Kommentar AfD Niedersachsen: Weiter so, AfD!

Wer aus Neid auf vermeintlich Begünstigte ein Team bildet, wird erleben, dass es spätestens dann auseinander fällt, wenn einzelne daraus materielle Vorteile erwerben.

Zwei alte Männer in beigen Anzügen sitzen hinter einem Tisch mit Namensschildern und Wasserflaschen.

Gehören mittlerweile selber zu denen da oben: Alexander Gauland und Armin-Paul Hampel Foto: dpa

Der AfD-Bundesvorstand hat Armin-Paul Hampel vom Amt des Niedersachsen-Chefs enthoben und wird deswegen von Armin-Paul Hampel verklagt. Zur Häme besteht da kein Anlass. Wohl aber zu Freude: Es ist schön, wenn sich das Ressentiment dieser sich nur aus Ressentiment speisenden Gemeinschaft nach innen kehrt.

Klar, diese Dynamik konnte gar nicht ausbleiben. Letztlich richtet sich jede Wut gegen ihren Träger. Und deshalb muss und wird diese Bewegung am Ende zur Auflösung der AfD führen. Aber es macht eben schon einen Unterschied, ob der Faschismus zwölf Jahre herrscht oder nicht einen Tag. Weshalb es erfreulich ist, dass es in Niedersachsen so zügig vorangeht.

Für die Beteiligten sind das alles sicher schmerzhafte Erfahrungen: Dass der Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel von seinem Kumpel Alexander Gauland abgesetzt wurde und gegen diesen autoritären Akt der Parteigranden offen revoltiert. Für diese ist es ebenfalls schmerzhaft, von jemandem wie Hampel als Teil des Establishments abgelehnt zu werden, der andere Parteimitglieder als bloßes Fußvolk missachtet.

Durch Ausgrenzung ist keine Gesellschaft zu formen

Aber es hilft zu verstehen, dass durch Ausgrenzung weder Gesellschaft zu formen noch Politik zu gestalten ist. Wer aus Neid auf vermeintlich Begünstigte ein Team bildet, wird erleben, dass es spätestens dann auseinanderfällt, wenn einzelne daraus materielle Vorteile wie Abgeordnetenmandate erwerben.

Doch, doch!, Gauland, Weidel, Hampel sind jetzt selber welche von denen da oben, die mit Ihnen, den AfD-Parteisoldat*innen machen, was sie wollen. Waren sie das nicht schon immer? Waren sie das nicht bereits, als man gegen die da oben noch frohgemut losgezogen war, als Kampfbund derer, die von Fremden und schwulen Frauen verdrängt werden?

Ideal wäre es, wenn die Krise Niedersachsens AfDlern zur Einsicht verhülfe, dass es ihnen nicht einmal intern gelingen kann, die beängstigende Vielfalt der Gegenwart einzudämmen. Und insofern ist es eine erfolgversprechendere Strategie, den Umgang mit ihr zu erlernen, statt weiter zu versuchen, sie mit Hass zurückzudrängen. Das wäre eine Läuterung. Realistischer bleibt die Hoffnung darauf, dass Hampel zäh wie Leder weiter durchhält. Und zwar bis zum bitteren Ende.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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