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Kommentar ÄrztemangelEigene Verantwortung

Matthias Lohre
Kommentar von Matthias Lohre

Kassenärztliche Vereinigung und Marburger Bund haben ihren Einfluss bei höheren Honoraren lautstark geltend gemacht, doch bei der ländlichen Grundversorgung schlampen sie.

D ass Ärztevertreter sich beklagen, gehört zum Hintergrundrauschen im Alltag der Republik. Wieder einmal beklagt die Bundesärztekammer, hierzulande drohe ein Medizinermangel. Flexiblere Arbeitszeitmodelle für Klinikärzte und Anreize zur Übernahme einer Praxis müssten her. So weit, so richtig. Nur unterschlagen die Funktionäre ihre Mitverantwortung für diese Probleme - und für deren Lösung.

Musterprojekte wie in Brandenburg könnten helfen. Dort erhalten eingewanderte Ärzte, vor allem aus Osteuropa, mit Geld aus dem Europäischen Sozialfonds Hilfe, um das Dickicht des komplizierten deutschen Zulassungsverfahrens zu durchqueren. Mit jährlich 150.000 Euro ist die Gewinnung von 17 qualifizierten und hoch motivierten Ärzten sehr günstig.

Alterung und Hausarztmangel begegnen die Brandenburger ebenfalls pragmatisch: "Gemeindeschwestern" besuchen alte oder gebrechliche Patienten, zapfen Blut ab, hören zu und kontrollieren die Medikamentendosen. Das entlastet Ärzte, spart Geld und ist seit Jahresbeginn bundesweit möglich. Die Kassenärztlichen Vereinigungen könnten Ärzten eine Niederlassung schmackhaft machen, etwa indem sie diese bei der komplizierten Buchhaltung unterstützen.

Manches davon ist in Planung. Doch es geht viel zu schleppend und unkoordiniert. Mitschuld tragen auch die Ärztevertreter selbst. Kassenärztliche Vereinigungen und Marburger Bund haben ihren großen Einfluss immer wieder unter Beweis gestellt, wenn es um die Durchsetzung höherer Honorare und Gehälter ging. Bei ihrer Pflichtaufgabe, der Sicherstellung ärztlicher Versorgung überall im Land, haben sie geschlampt. Noch lässt sich das Schlimmste verhindern. Die Ärztevertreter müssen handeln, oder sie berauben sich ihrer Existenzberechtigung.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wurde von der Kritik gefeiert. Anfang 2025 veröffentlichte er seinen zweiten Roman "Teufels Bruder" über Heinrich und Thomas Mann in Italien.
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1 Kommentar

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  • D
    deldenk

    Bitte informieren Sie sich doch mal bei Ärzte, die mit zum Teil, obskuren Ärzten aus Osteuropa arbeiten müssen. Die möchte man nicht auf Kranke loslassen.

    Und wenn's in der BRD nicht klappt, na dann ab ins nächste westliche EU-Land.

    Bis zur Rente!!!!!