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Kommentar Ägypten und IslamismusSchreckgespenst Islamismus

Kommentar von Muriel Asseburg

Das Mubarak-Regime behauptet, die Revolution könnte islamistisch kippen. Das geht in Ägypten nicht auf – aber in Europa. Dabei wird sich Teheran 1979 nicht wiederholen.

D ie Strategie des Mubarak-Regimes, für öffentliches Chaos zu sorgen, damit die Bevölkerung nicht mehr nach Freiheit, sondern nach seiner ordnenden Hand ruft, verfängt in Ägypten nicht. Bei uns aber geht sie auf. Europäische Politiker und Experten warnen nun davor, in Ägypten könnten Extremisten die Macht übernehmen und der Aufstand drohe in eine islamische Revolution umzukippen. Dagegen helfe nur, was sie einen "geordneten Übergang" nennen.

Hinter dieser Formel verbirgt sich freilich eine Fortdauer des Regimes in Form einer vom Militär gestützten Fassadendemokratie. Wir sollten uns darüber im Klaren sein: Eine gerechtere, inklusivere und repräsentativere Ordnung in Ägypten - wie auch in anderen arabischen Ländern - muss alle gesellschaftlichen und politischen Kräfte einschließen. Das umfasst eben auch jene Gruppierungen und Parteien, die einen moderaten politischen Islam vertreten.

Ägyptens Muslimbruderschaft, 1928 gegründet und bis heute offiziell verboten, ist eine der einflussreichsten Bewegungen des Landes. Bei Wahlen darf sie zwar nicht als Partei antreten, durch formal unabhängige Bewerber bildete sie aber - zumindest bis zu den manipulierten Wahlen 2010 - die größte Oppositionsgruppe im Parlament. Schon vor Jahrzehnten haben die Muslimbrüder der Gewalt abgeschworen, sich im System engagiert und die wenigen Möglichkeiten politischer Teilhabe genutzt, die das Regime ihnen bot. Seit Mitte der 1980er Jahre nehmen sie an Wahlen teil, seit Mitte der 1990er Jahre bekennen sie sich zu Parteienpluralismus, Meinungsfreiheit und dem Prinzip der demokratischen Machtzirkulation.

Bild: archiv
MURIEL ASSEBURG

MURIEL ASSEBURG ist promovierte Politikwissenschaftlerin und arbeitet bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zum Nahen Osten.

Ihre mit rund einem Fünftel der Sitze relativ starke Präsenz im letzten Parlament (2005-2010) haben sie konstruktiv genutzt, um die Arbeit und Kontrollfunktion dieser Institution zu stärken. Nach dem Anschlag in Alexandria haben sie gemeinsam mit Kopten Kirchen geschützt und gegen religiösen Fanatismus demonstriert. Jetzt unterstützen sie den ehemaligen Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Mohammed al-Baradei, als Führer eines breiten Bündnisses von Oppositionskräften darin, mit dem neu eingesetzten Vizepräsidenten und ehemaligen Geheimdienstchef, Omar Suleiman, zu verhandeln, um eine Übergangsregierung zuzulassen, die für einen echten Wandel steht. Die Muslimbrüder sind keine Extremisten, die nach der Macht greifen, sondern gehören zum politischen und gesellschaftlichen Mainstream.

Israels Sorgen vor einem Ende des Mubarak-Regimes sind indes nachvollziehbar. Schließlich ist der Frieden mit Ägypten immer ein kalter Frieden geblieben und hat nie zu einer Annäherung zwischen den Völkern geführt - weil es keine Fortschritte im Friedensprozess mit den Palästinensern gab und weil das ägyptische Regime antiisraelische Ressentiments durchaus als Ventil zu nutzen wusste.

Doch auch bei einer Regierungsbeteiligung der Muslimbruderschaft ist nicht zu erwarten, dass der Friedensvertrag mit Israel ausgesetzt wird, Israels Grenzen bedroht würden oder dass der Suezkanal gesperrt wird. Gegenüber der palästinensischen Hamas mag sich eine neue Regierung vielleicht solidarischer gerieren als die jetzige - sie wird dennoch im Eigeninteresse Distanz wahren.

Eine Wiederkehr dessen, was 1979 in Teheran geschah, ist in Kairo nicht zu erwarten. Sosehr die letzten Jahrzehnte an der Oberfläche von politischer Verkrustung geprägt waren, es gibt in Ägypten eine lebendige Zivilgesellschaft und eine ausgeprägte politische Streit- und Diskussionskultur. Zwar findet sich im Programm der Muslimbrüder auch die Forderung, das islamische Recht zur Hauptquelle der Gesetzgebung zu machen, dies wird allerdings keineswegs von der gesamten Führung geteilt. Denn diese weiß sehr wohl, dass solche Forderungen nicht den Zeitgeist treffen.

Insbesondere Ägyptens Jugend, die den jetzigen Aufstand trägt, hat deutlich gemacht, dass sie nicht nach neuen Ideologien lechzt, sondern nach mehr Freiheit, Gerechtigkeit und Lebensperspektiven. Die deutsche Politik sollte deshalb den Übergang zu einem repräsentativen System in Ägypten rückhaltlos unterstützen und sich nicht von überkommenen Schreckgespenstern irritieren lassen.

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30 Kommentare

 / 
  • T
    tantchen

    Ausgezeichneter Kommentar. Hier sprechen Sachverstand, Erfahrung und Kenntnis der Situation vor Ort. Dank an Frau Asseburg und an die taz.

  • J
    Jonathan

    Liebe Frau Asseburg,

     

    ihre Apologetik der Muslimbrüderschaft, einer Abart des Modernen Faschismus, teile ich nicht nur nicht, ich halte sie auch für brandgefährlich. Eine Machtergreifungh dieser Organisation wäre das Ende jeglichen Ansatzes von Humanismus in Ägypten. Und die Aufkündigung des Friedensvertrages mit Israel, das hier einige vermutlich vor allem als US-imperialistisches Projekt und Fremdgewächs betrachten, wurde bereits offen angekündigt.

     

    Führen Sie sich bitte alle folgenden Link zu Gemüte:

     

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_aegyptische_muslimbruderschaft/

     

    Na dann salam....

  • Q
    Querulant

    Es ist schon lustig, früher galt der Kommunismus als ein derartiges Schreckgespenst, dass der Westen liebend gerne faschistische oder auch islamistische Regime eingesetzt oder unterstützt hat... jetzt scheint es fast umgekehrt zu sein...

  • A
    Amos

    Hat man Angst vor dem Islamismus, hat man doch vorher einiges falsch gemacht.Veränderungen finden nur statt, wenn man die Herrschenden dazu zwingt.Und wer hat eigentlich Angst vor dem Islamismus? Sind das nicht dieselben, die auch Angst vor dem Kommunismus haben? Die überhaupt Angst vor Veränderungen haben, weil das ihre Bereicherung stört.

    Die Demokratie wird sukzessive vom Kapital abgebaut.

    Man will keinen Kommunismus, man will keinen Islamismus, man will keine echte Demokratie-, das Geld ist die Religion und die Macht für die Volksverdummer.Und lässt das Volk sich das gefallen, dann ist es selbst schuld. Man demonstriert friedlich, aber es ändert sich nichts!

    Dann mit mehr Druck, kommen die Ordnungshüter des Systems, die nicht gegen das korrupte System putschen, sondern das Volk verprügeln. Weniger Kapitalismus und mehr Sozialismus-, dann scheitert auch der Islamismus und der Kommunismus, Weniger Macht den Banken und Konzernen und mehr Menschlichkeit. Ein Volk kann nur zufrieden leben, wenn Gerechtigkeit herrscht.

  • L
    Lucia

    >>...Gruppierungen und Parteien, die einen moderaten politischen Islam vertreten...Ägyptens Muslimbruderschaft......Eine Wiederkehr dessen, was 1979 in Teheran geschah, ist in Kairo nicht zu erwarten......Zwar findet sich im Programm der Muslimbrüder auch die Forderung,

    das islamische Recht zur Hauptquelle der Gesetzgebung zu machen,.....dies wird allerdings keineswegs von der gesamten Führung geteilt...... Denn diese weiß sehr wohl, dass solche Forderungen nicht den Zeitgeist treffen......Laut Umfragen, die die Tageszeitung Maariw diese Woche veröffentlichte, wünschen sich 64 Prozent der Ägypter die Scharia,

    das islamische Recht, als einzige Quelle der Rechtsprechung......Die Muslimbrüder sind keine Extremisten, die nach der Macht greifen, sondern gehören zum politischen und gesellschaftlichen Mainstream...

  • M
    monteguu

    Danke, der erste objektive Artikel den ich im Mainstream dazu lese.

     

    Für alle mit Vorurteilen behaftete:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=8167

  • DB
    Di Brik

    Gestern Tunesien und heute Ägypten....

     

    Es geht langsam aber sicher vorwärts in arabische Welt.Man sieht wirklich wie Diktatoren an der Macht kleben.Das Volk will endlich leben, Schluss mit leeren Versprechungen und Regierungswechsel hin und her.Mubareck darf nicht wie Ben Ali verschwenden.Er ist noch reicher.Ägypten braucht auch Demokratie,plus keine Islamisten-Brüder, sonst ist alles umsonst.Ich frage mich,hat der Westen solche Herrscher nicht gemerkt?? Aber leider Diktatoren ständig von Steuergeld geholfen.Das Volk muss man direkt helfen

    wenn sein sollte aber nicht so.Die Reichen werden

    reicher und die Armen werden ärmer.Ist das die

    Gerechtigkeit!!!

  • S
    sachmed

    dass man immer eine entwicklung aus der eigenen perspektive für sich bewertet, den vorteil, den nachteil, ist glaube ich menschlich. dass wir uns aber immer anmaßen um unsere meinung gebeten worden zu sein, finde ich typisch christlich weiß.

    bisher läuft es gut in ägypten. ja vorbildlich wie sich verschiedene gruppierungen friedlich zusammenschließen.aber wieso wollen wir ihnen ihren glauben vorschreiben ? Weil es für uns besser ist ?

    Weil wir im namen unseres gottes so friedlich sind?herr w.bush zog im namen des christlichen gottes in den krieg...

    mich wundert nicht, wenn sich der arabische raum durch seine religion zusammen findet und ein gegengewicht zur christlichen übermacht bilden will. wie aggressiv die sind, hängt ja wohl auch von unserem respektvollen umgang ab und wie lange sie noch 3.welt bleiben müssen, oder ?

    israel sollte endlich anfangen sich dort zu intergrieren und nicht hochnäsig immer mehr hass schüren.

    einen palästinensischen staat, wie immer er geprägt sein möge, zuzulassen, wäre doch ein toller anfang.

  • R
    Rick

    Mubarak hat fertig. Die Strategie der Amerikaner in Afghanistan und Irak Demokratie gewaltsam einzuführen ist gescheitert. Der Westen hat die Situation falsch eingeschätzt und konnte sich nicht dazu durchdringen, den äyptischen Despoten zum Rücktritt aufzufodern. Hier wurde die Chance für eine friedliche Entwicklung im Nahen Osten leichtfertig verspielt.

  • PB
    Peter Blumenthal

    Nirgens gibt's eine Islamisierung! Hier nicht, auch nicht in Ägypten. Da freut mich wirklich. Doch wie muss ich mir dann erklären, dass überall immer mehr Menschen nach den Gesetzen des Islam leben müssen?

  • VR
    Vladimir Rott

    Wie Frau Asseburg, so wünsche ich den Menschen in Ägypten – und allen anderen durch ihre "Pharaos" Unterdrückten der Welt – dass sie zu (Anfängen der) Demokratie finden.

    Doch würde ich die Tatsache, die die Autorin korrekterweise aufführt ("...findet sich im Programm der Muslimbrüder auch die Forderung, das islamische Recht zur Hauptquelle der Gesetzgebung zu machen...") nicht verniedlichen ("...keineswegs von der gesamten Führung geteilt...")

    Einer erst zu entstehenden Demokratie lässt doch eine Scharia bekannterweise keine einzige Chance!

    Genauso wie wir, im "Westen", die Diktatoren nicht unterstützen sollen, nicht unterstützen dürf(t)en – was wir immer noch so willig tun, oder es den uns Regierenden so willig tolerieren – müss(t)en wir die Früchte der Aufklärung auch anderen zugänglich machen.

    Im geduldigen Dialog. Denn sie haben Recht darauf. Ein Menschenrecht.

  • H
    Hubert

    Schreckgespenst Islamismus?

    So blauäugig, oder besser gesagt naiv kann doch eine ach so angeblich gebildete und erfahrene Frau wirklich sein?

    Die Moslembrüderschaft ist keine so friedliche Vereinigung so wie es hier dargestellt wird, sie wissen allerdings schon, dass sie nicht jetzt so massiv auftreten können und das fordern was sie hinterher durchsetzen möchten.

    Ich selbst bin gegen jeglicher politischer Führung von einer religiösen, oder ideologischen Truppe.

    Sie alle richten ihre Macht nicht im Interesse des Volkes,Gesellschaft aus, sondern nur nach ihren willkürlichen Richtlinien.

    Wenn man mal sich all die religiös geführten Länder anschaut, wo funktioniert es denn dort im Sinne der Bevölkerung und nicht nur für der religiösen Machthaber?

    Wir alle machen uns doch immer nur was vor, überall dort hält man jegliche Opposition mit Macht ruhig, der Westen hat sich doch noch nie für die Belange der Menschen direkt interssiert, wir schauen doch immer nur nach diesen Herrscherhäusern, also den Diktatoren und mehr wollen wir doch nicht wirklich wissen.

    Wichtig sind nur unsere Interessen und dabei können unsere Politiker und Wirtschaftsbosse keine wirklich freien Menschen gebrauchen.

    Wir haben doch erst seit der Zeit der Aufklärung uns von der Tyrannei der Religion entwickeln können, aber warum wollen wir es dann nicht auch anderen Völkern zugestehen.

    Religionen verweigern den Menschen die freie Sicht auf die Entwicklung der Gesellschaft.

    Nicht weil es in anderen islamischen Ländern auch gut ausgebildete technische Fachkräfte gibt müssen wir an die Freiheit der Menschen dort glauben.

    Freiheit heißt auch sich von der Bevormundung durch die Religion im Leben absondern zu können, aber gerade das werden die islamischen geführtn Regierungen ständig verhindern.

  • M
    malak

    Ich kann jedem den kleinen Gedanken von Herrn Zizek ans Herz legen.

    http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2011/feb/01/egypt-tunisia-revolt

     

    Die Kritik am Artikel teile ich, wenn ich dem Artikel dennoch eine gute Absicht unterstelle: Ich gehe mal davon aus, dass Frau Asseburg hier appeasement betreibt, um uns/euch Westler an die grüne Gefahr zu gewöhnen. Denn, die Muslimbrüder zeigen sich gerade tatsächlich als gewiefte Realpolitiker, wie auch schon letztes Jahr, als sie erst eine Allianz mit ElB schließen, um ihn dann "herein zu legen" und die Wahl *nicht* zu boykottieren. Natürlich wollen die MB an die Macht, wer will das nicht? Ich halte es dennoch in *beide* Richtungen für falsch vorschnelle Rückschlüsse zu zielen. Selbst wenn, wie in einem Kommentar erwähnt, die MB radikal gegen Kopten hetzten, hindert es sie nicht daran Solidarität nach dem Anschlag Anfang Januar zu bekunden. So funktioniert Politik.

     

    Tatsächlich befinden wir uns aber nicht mehr 1979, die Zeit der islamischen Revolution ist vorbei. Das Land verändert sich wie auf speed, und wir dürfen uns überraschen lassen. Warum nicht einfach mal sich überraschen lassen.

  • J
    JuliusRedlich

    Seit nicht so optimistisch, ich war 79 in der Endzeit meines Studiums in München.

    Tag für Tag war vor der neuen Mensa in der Giselastraße eine große Anzahl eigentlich linker

    revolutionärer iranischer Studenten...völlig hin und weg vor Begeisterung über die Beseitigung des verhassten Schahregims und schon dortmals von unkritischer Begeisterung für den zurückkehrenden

    Führer Chomeni.

    Mit unglaublicher Navitiät wurde für das (eigentlich absehbar) schon am Horizont aufsteigende finstere Mittelalter geworben. Bitter.. sehr bitter war das viel zu späte Aufwachen.

    Trotz dieser vielen hier auftretenden aufgeregten Gutmenschen und illusionären Weltverbesserer...ich habe kein gutes Gefühl.

    M Asseburg hoffentlich ein Gutmensch der nicht durch die Realität bitter aufgeweckt wird.

    Ich sehe für die relativ rohstoffarmen aber extrem junge Bevökerung und mit dem enormen Bevölkerungswachstum versehenen nordafrikanischen Staaten keine Chance...sie werden es gegen die Konkurenz der asiatischen Tigerstaaten nicht schaffen.

    Trotzdem gilt...haut diesen menschenverachtenden Potentaten auf die Finger...zieht sie zur Rechenschaft

  • KA
    Kölle alaaf

    Liebe Frau Muriel Asseburg,

    ihr Kommentar zur Lage und den Aussichten in Ägypten teile ich nicht. Vielmehr dürfte in vielen Dingen vom Gegenteil ausgegangen werden, von dem was Sie behaupten.

     

    Die Aussage: "Schon vor Jahrzehnten haben die Muslimbrüder der Gewalt abgeschworen, sich im System engagiert und die wenigen Möglichkeiten politischer Teilhabe genutzt, die das Regime ihnen bot. " Halte ich schlichtweg für eine konstruierte Lüge und gezielte Desinformation. Es sollte auch Ihnen als Islamwissenschaftlerin nicht unbekannt sein das die ägypt. Muslimbrüder enge Kontakte zur HAMAS und al Kaida unterhalten, die sich bekanntermassen für islamistischen Terror rund um den Globus verantwortlich zu zeichnen haben. Zudem haben die Muslimbrüder in Ägypten einen erhebliche Mitschuldanteil an den Verhältnissen wie sie heute dort vorzufinden sind. Perfide nur das sie sich nun als politischer Retter aufspielen. Das unter Einflussnahme dieser Fundamentalisten die politische Ausrichtung Ägyptens mittelfristig eine andere sein wird als unter Mubarak, versteht sich von selbst! Allerdings mit wenig friedlichen Vorzeichen für die Nahostregion. Die Zielgebung ist klar: Israel muss aus deren Sicht besiegt werden!

     

    Ihren Kommentar habe ich mir nun als pdf aufgehoben und werde Ihnen diesen, wenn die Situation es nötig machen sollte, zur Wiedervorlage präsentieren. Sie sollten einen Fehler nicht machen: die deutsche Leserschaft für dumm verkaufen. Sie streuen gezielt Fehlinformationen! Warum? Mit welchem Ziel? Was sind Ihre Absichten? Die Entwicklungen in Nordafrika könnten eine Bedrohung für uns alle werden. Was wir brauchen sind vernünftige, rationale Einschätzungen und keine Nebelkerzen!

  • G
    gerd

    Zum weiteren Verständnis einfach mal die "Kairoer Erklärung der Menschenrechte" googeln.

  • O
    Oma_Kruse

    Frau Asseburg schreibt, was der gemeine TAZ-Leser gerne hören möchte und wie er die Welt gerne hätte. Aber man muss schon zwischen Realität und Wunsch unterscheiden können.

     

    Ich finde es außerordentlich bedauerlich, dass sich so viele Islamwissenschaftler an den Universitäten und in Forschungseinrichtungen derart unkritisch mit ihrem Forschungsgegenstand befassen.

     

    Es geht nicht darum, die islamische Welt als Ganzes "runterzuschreiben", aber kritische Distanz zu gewalttätigen und reaktionären Bewegungen ist unabdingbar.

  • GR
    Guntram Rücker

    sancta simplicitas!

  • OK
    Oliver Kröger

    Angesichts der aktuellen Verlautbarungen aus Teheran ("Wir hoffen, dass die Entwicklungen dazu führen, dass wir einen islamischen und mächtigen Nahen Osten sehen werden") ist die zurückhaltende Bewertung durch die Bundesregierung begrüssenswert.

     

    Richtig ist: Die Lage ist unübersichtlich. Richtig ist: Alle gesellschaftlichen Gruppen müssen im Reformprozess integriert sein. Richtig ist aber auch: Eine auf der Scharia basierende Rechtsordnung darf, ja muss von europäischen Regierungen kritisch gesehen werden.

     

    Frau Asseburg hätte sich in ihrer fachkundigen, aber doch eher unkritischen Ausführung stärker auf die (negativen) Potentiale der Muslimbruderschaft fokussieren können. Schliesslich ist es ja im Bereich des Möglichen, das angesichts eines (demokratisch legitimierten) Machtzugewinns alte islamistisch-fundamentalistische Konzepte im Sinne einer starken islamischen Region wieder hervorgeholt werden könnten. Davon schreibt die Autorin nichts. Das macht stutzig. Hoffen wir mal, das die oppositionelle Arbeitsgruppe zur Formulierung einer neuen Verfassung dem Papier keinen islamistischen Geburtsfehler mitgibt.

  • JV
    Jens von Wichtingen/Kapstadt

    Der Islamismus ist kein Schreckgespenst, sondern er ist real!

     

    Noch vor 40 Jahren gab es gerade einmal ein paar tausend Türken in Deutschland - jetzt gibt es mehrere MILLIONEN Moslems in Europa. Aber die Gutmenschen verschließen lieber ihre Augen vor dieser Gefahr.

     

    Umgekehrt sind die Christen in Ländern wie Ägypten und der Türkei gefährdet und riskieren für ihren Glauben ihr Leben - aber hier interessiert sich niemand für diese geknechteten Menschen!

  • S
    Schulz

    1979 war ich mitten im Studium.

    Geografisch oder parteilich oder wirtschaftlich

    oder staatlich hatten wir kein Verstaendnis,

    was irgendwo...

    ausserhalb der eigenen Landesgrenze vor sich geht.

     

    Wenn jetzt von Zivilisten, die Strassenkontrollen zur friedlichen Demonstration berichtet wird,

    kann ich darin keine Gefahr sehen.

  • IJ
    Ist ja nicht auszuhalten

    Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)? Kenne ich. Wer arabisch kann sollte mal in arabischen Internetforen nachlesen was so los ist und was leute denken die außenrum leben. Die sind weder alle ungebildet noch blöd. Die würden sich dort über eine so dillentatische Analyse nur kaputtlachen. "Nach dem Anschlag in Alexandria haben sie gemeinsam mit Kopten Kirchen geschützt und gegen religiösen Fanatismus demonstriert." Hahaha, da muß ich dann schon selbst lachen. Ich habe erst im Sommer aus den Lautsprechern einer Kairoer Muslimbrüder-Moschee eine Predigt gehört. Das war keine Predigt, das war eine Kriegserklärung an die Kopten. Als Deutscher fühlte ich mich da eher an den Sound aus Opas Tagen erinnert, nur war "Juden" durch "Christen" ersetzt. Frau Asseburg mag ja promoviert haben, wo auch immer, aber von der Lage in Ägypten weiß sie wenig und von den Muslimbrüdern hat sie das Bild welches für ihre politische Weltsicht notwendig zu sein scheint. Ohne die "richtige" Weltsicht geht nicht viel bei einem der Institute die in Fachkreisen eigentlich nur als Versorgungsstationen für sonst arbeitslose 68er und ihren Nachwuchs belächelt werden. Über Muslimbrüder kann man viel schreiben. Von ihrem Gründer Hassan al Banna. Davon, daß heutige arbische Selbstmordattentäter fleißig seine Schriften besonders den Klassiker in etwa mit "Die Todesindustrie" übersetzt, studieren. Davon, daß die Muslimbrüder bereits 1938 die ersten Jagden auf ägyptische Juden unter "Juden raus aus Ägypten" veranstalteten, lange bevor es Israel gab. Christen wurden da noch nicht gejagd, weil sie eine noch viel zu große Minderheit waren und es eine strategische Katastrophe gewesen wäre sich mit ihnen anzulegen. Von den Schattierungen und Strömungen die es heute dort gibt. Von ihren Einrichtungen die ihnen das Regime ermöglichte, von einem fehlendem charismatischen Führer, von ihrem gerade stark gesunkenem Ansehen dank Lavieren und Taktieren etc. Als kurzer Tip: Religiöse Bewegungen die friedlich sind haben selten Schwerter oder andere Waffen in ihrem Wappen. Die Tatsache, daß es die Muslimbrüder sind welche von einer Islamisierung Europas nicht nur träumen, sondern sie beharrlich vorantreiben und Muslime in Deutschland durch soziale Kontrolle unter Druck zu setzen versuchen will ich hier nicht lange schreiben, das könnte man in jedem Verfassungsschutzbericht nachlesen, was aber spätestens seit Sarrazin unter unerwünschte und damit "rassistische" Tatsachen fällt. Mit dem Bild durch die Multikultibrille wie im Artikel hat das Ganze mit den Muslimbrüdern nur zu tun wie das Pfeifen im Walde mit der Angst vorm Wolf. Was in einem Land wie Ägypten in dem die religiösen TV-Kanäle von fast 70% der Bevölkerung gesehen werden, in dem über 60% prinzipiell die Sharia wollen und in dem Analphabetismus und brutale Armut Alltag riesiger Massen sind wird man sehen. Die jetzige Revolution hat viel Hoffnung geweckt, gerade bei der Jugend. Ob diese enttäuscht wird, wer längerfristig an die Macht kommt und was dann passiert können echte Analysten auch nur vermuten. Wenn man mitspekulieren will, bitte. Dann aber erst einmal ein paar einfache Fakten voranbringen oder auf diese verweisen, statt so zu tun als seien die Ereignisse in Ägypten ein runder Tisch zwischen Claudia Roth, Cem Özdemir, den Genossen vom SWP und einem Abgesandten von Ibrahim Elzayad dem Muslimbrüderboss aus Frankfurt beim Multikulti-Frühstück mit anschließenden Sich-an-den-Händen-Greifen in Berlin-Kreuzberg.

  • S
    Syrakus

    Ich bin kein Fachmann für dieses Thema, aber die Veröffentlichung des Kommentars von Muriel Asseburg ist sehr wichtig, weil die darin enthaltenen Informationen offenbar vom massenmedialen Mainstream zurückgehalten werden, wie ja auch über das Unterdrückungssystem Mubaraks kaum berichtet wurde.

  • E
    end.the.occupation.76

    Was Israel betrifft ist die Analyse zwar aus Gründen der Staatsraison falsch - keine arabische Demokratie wird dem anti-arabischen und anti-muslimischen Staat Israel so zu Diensten sein, wie etwa die BRD, die EU oder die USA - aber der Rest geht in Ordnung, bedenkt man, für wen die Dame arbeitet.

     

    Man lernt jedenfalls, was die Experten im Dunstkreis der Regierung denn so denken. Die israelische Botschaft wird nicht amused sein können. Gott sei Dank.

  • V
    vic

    Europa und vor allem Deutschland haben keinen Handlungsspielraum. Es liegt ein klarer Auftrag aus Israel vor.

  • S
    Sinon

    Sehr schön, dass das endlich mal jemand richtig stellt. ich finde es immer wieder erstaunlich, wie unsere poilitker die demokratische öffnung aller möglichen länder fordern und sich dann einmischen, wer gewählt werden darf. wenn die palästinenser die hamas wählen ist das halt so und als demokratische wahl zu akzeptieren und wenn in ägypten die muslimbrüder an die macht kommen, muss sich europa damit abfinden. sobald "radikale" fraktionen in einen demokratischen prozess eingebunden werden, müssen sie sich wohl oder übel auf kompromisse einlassen und von ihren standpunkten ein stück weit ablassen, um überleben zu können. allein daher ist diese furcht schon unbegründet.

  • A
    AlterKnacker

    Von Demokratie faseln, Diktatoren stützen, diese Art der Politik wird seit Jahrzehnten vom Westen gemacht. Als ich am Sonntag in der ARD den Bericht aus Berlin anschaute und unserem Außenminister zuhören musste zu Ägypten, vermisste ich das Wort Demokratie. Erst gegen Schluss seiner Ausführungen kam es dann doch, aber so, als wäre es halt nur eine lästige Eigenschaft, die schon lange abgeschafft gehört. Hier weiterlesen: http://freies-in-wort-und-schrift.info/2011/02/01/demokratie-nur-noch-lstige-eigenschaft/

  • F
    Flipper

    Danke, Frau Asseburg!

    Ich teile zwar nicht in jedem einzelnen Punkt Ihre Meinung, aber es wurde mehr als Zeit, dass dieser Popans mal auf sein Normalmaß zurechtgeschrumpft wurde.

    Alles Gute den Ägyptern und Schande über die Regierungen des Westens, allen voran Frankreichs, die den Schergen von Ben Ali noch Hilfe beim Niederknüppeln seines Volkes angeboten hat!

  • LI
    Leila Irvanipour

    "Eine Wiederkehr dessen, was 1979 in Teheran geschah, ist in Kairo nicht zu erwarten."

     

    Es hat auch niemand das erwartet, was 1979 in Iran geschah und bis heute anhält. Es ist nicht schnell zu erwarten, wird aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten zehn Jahre eintreffen.

     

    Islamismus ist kein Schreckgespenst, sondern äußerst ernst zu nehmen. Die spielerische Verharmlosung durch Frau Asseburg ist allerdings kein Mangel an sachkenntnis, sondern Absicht.

     

    "Zwar findet sich im Programm der Muslimbrüder auch die Forderung, das islamische Recht zur Hauptquelle der Gesetzgebung zu machen, dies wird allerdings keineswegs von der gesamten Führung geteilt."

     

    Dann sollte die MB ihr Programm ändern, oder?

  • W
    wolfgm

    von

    http://german-foreign-policy.com/de/news/art/

     

    "ALGIER/BERLIN/TEL AVIV/KAIRO (Eigener Bericht) - Die im Mittelmeer operierende US-Flotte steht vor der nordafrikanischen Küste zum Eingreifen gegen weitere Erhebungen bereit. Wie das Pentagon am Montag Abend bestätigte, wurden US-Marines nach Kairo verlegt, um "in und am (US-) Botschaftsgebäude Sicherheitsmaßnahmen" zu ergreifen. Auch für die israelische Luftwaffe gelten Alarmstufen, heißt es im Umkreis der deutschen Regierungsdelegation, die sich in Jerusalem aufhält. Als "rote Linien", deren Bruch einen westlichen Überfall rechtfertigen würden, werden die Sicherung des Suez-Kanals sowie der Bestand des jordanischen Feudalregimes und seines algerischen Pendants genannt. Algerien ist für die westlichen Staaten als Energieproduzent und Zielgebiet für Kriegsgerät wichtig. Für Algerien bereiten die Firmen EADS, Carl Zeiss und Rohde + Schwarz ein Joint Venture vor, das dem Einsatz neuer Erkennungs- und Repressionstechniken gilt. Das Gerät soll den Grenzübertritt afrikanischer Armutsflüchtlinge in Richtung Europa noch schwerer machen. Politische Absprachen über das Waffenprojekt haben die deutsche Kanzlerin und der algerische Staatspräsident im Dezember 2010 getroffen. Die Kooperation ergänzt zahlreiche deutsche Wirtschaftsvereinbarungen, deren willkommene Partner die Diktaturen Nordafrikas sind. Auch milliardenschwere zivile Projekte, so die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ("Desertec"), gehören zum deutsch-algerischen Wirtschaftsprogramm. Die Gewinne fliessen in die westlichen Industriestaaten; Restbeträge kommen den korrupten Eliten zugute."

     

    von mir

    mehr gibts da eigentlich nicht zu sagen wer dort regiert ist mir egal,-hauptsache sie trennen sich von dem korrupten westlichen Regierungen und lassen sich nicht in deren Kriege verwickeln.

    Die Bevölkerungen lassen sich hoffentlich nicht mehr zu gunsten der Diktatoren und Europa,Israel und den USA erpressen.Die wissen schon wo die Verbrecher sitzen und wer sie unterstützt.