Kommentar Abschiebung: Neumanns Nagelprobe
Es ist eine erste Nagelprobe für die Regierung: die Frage, ob das von Scholz ausgelobte moderne Hamburg und ein humaner Umgang mit Flüchtlingen, speziell den Opfern des Jugoslawien-Krieges, miteinander in Deckung zu bringen sind.
A bschiebung und Bleiberecht: Dieser Themenkomplex gehört zu den vielen blinden Flecken in der Regierungserklärung des neuen Bürgermeisters. Sie zählt zu den Problemkreisen, zu denen sich Olaf Scholz im Wahlkampf nach Möglichkeit nicht äußerte. Er wird wissen, warum.
So ist der zukünftige Umgang mit den asylsuchenden, illegalisierten und zeitweilig geduldeten Flüchtlingen aus aller Welt noch eine große Wundertüte, deren Inhalt zu präsentieren Aufgabe des neuen Innensenators Michael Neumann ist. Hamburgs Flüchtlingsinitiativen setzen die drohende Abschiebung der Roma in den Kosovo, nach Montenegro und nach Serbien derzeit auf die politische Tagesordnung.
Neumann und Scholz werden bald Farbe bekennen müssen. Es ist eine erste Nagelprobe für die Regierung: die Frage, ob das von Scholz ausgelobte moderne Hamburg und ein humaner Umgang mit Flüchtlingen, speziell den Opfern des Jugoslawien-Krieges, miteinander in Deckung zu bringen sind.
Die Forderung der Flüchtlings-Initiativen und vieler kirchlicher Organisationen nach einem Bleiberecht für alle Roma und nach einem Abschiebungsverbot in den Kosovo ist klar formuliert. Nun ist es an der Zeit für die neue Regierung, eine ebenso klare Antwort auf die Frage zu geben, welche Migranten das moderne Hamburg mitgestalten dürfen und welche nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid