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Kommentar – vgl. S. 23Sterntaler

■ Theater geraten in neue Abhängigkeit

Das ist ja wie Weihnachten. Plötzlich rieseln Sterntaler ohne Zahl auf die gebeutelte Bremer Theaterlandschaft hernieder. Kein Wort mehr von den 3,5 Millionen Mark, die das Bremer Theater einsparen sollte. Shakespeares und Waldaus dürfen gar mit erheblich mehr Geld aus dem Kulturressort rechnen. Und das, nachdem Senatorin Kahrs wochenlang von schmerzhaften Einsparungen geredet hatte. Fast zu schön, um wahr zu sein.

Ist es auch gar nicht. Denn der neuerliche Geldsegen kommt großteils nicht aus dem Kulturhaushalt. WAP-Mittel sollen die Theater 1996/97 entlasten: Geld aus der Wirtschaftsförderung, über das letzten Endes der Wirtschaftssenator verfügt. Von dessen Willen macht sich die Kulturbehörde, machen sich die Theater jetzt abhängig. Eine Abhängigkeit, die tödlich enden kann. Zwar haben die neuen Regierungspartner nach zähem Ringen knapp zehn Millionen Mark WAP-Mittel zur Kultur herübergeschoben. Aber das unwürdige Gebettel bei der Wirtschaft geht nächstes Jahr von neuem los, und übernächstes Jahr, und so fort.

Was die Kultursenatorin jetzt mit Gönnermiene inszeniert, ist nur vordergründig gut fürs Theater. Auf lange Sicht hilft nur die längst überfällige Aufstockung des Kulturetats. Aber dafür zu kämpfen, konnte sich diese Kultursenatorin – im Gegensatz zu ihrer Amtsvorgängerin – bisher nicht durchringen. Thomas Wolff

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