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Kommentar – vgl. S. 22Der eckige Tisch

■ Verkehrsforum scheitert an Kaufleuten

Die Bremer Umweltverbände haben gestern eine Leiche beerdigt, die schon lange tot war. Denn nach Ansicht der beiden stärksten Opponenten, Handelskammer und Umweltverbände, war das Forum nur eine Schwatzbude. Entschieden wurde woanders. Oder besser: Nicht entschieden wurde woanders, nämlich in den fünf Senatsressorts, die am Verkehrsbrei mitkochen.

Gescheitert ist der Runde Tisch aber nur vordergründig an der Unbeweglichkeit der Handelskammer oder dem Frust der Umweltschützer. Gescheitert ist er an einem Geburtsfehler. Denn wie die Erfahrung aus dem Herkunftsland des Runden Tisches, der Wendezeit-DDR, zeigt, funktioniert dieses Konsensgremium nur bei Menschen, die sich unbedingt über ein Thema einigen müssen und zur Zusammenarbeit verdammt sind. Das aber war hier nicht der Fall: Die Handelskammer hat früh gemerkt, daß sie mit Anzeigenkampagnen und direkten Druck auf das Wirtschaftsressort mehr bewirken kann als durch Reden mit den Ökos. Die wiederum haben jetzt erkannt, daß Straßenblockaden mehr bringen als Überzeugungsarbeit, wenn der Gegenüber fehlt. Wenn aber ein Teilnehmer den runden Tisch nicht ernst nimmt, ist die ganze Idee hinfällig. Deshalb hat der runde Tisch zum Thema Verkehr in Bremen versagt. Was bleibt, ist – zumal im Wahlkampf – die Rückkehr zum eckigen Tisch der Konfrontation. Bernhard Pötter

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