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Kommenatar Trauer in DuisburgIn die Parade gefahren

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

In ein paar Wochen wird sich niemand mehr für Duisburg interessieren. Trauer und Wut der Einwohner werden aber bleiben.

E s war ein trostloser Tag in einer trostlosen Stadt. Aus den erwarteten 100.000 Besuchern der Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Loveparade wurde nichts am Wochenende in Duisburg. Auch die Demonstrationen gegen den rücktrittsrenitenten OB Adolf Sauerland hielten sich bisher mengenmäßig in sehr überschaubaren Grenzen. Haben die Duisburgerinnen und Duisburger etwa keinen Bock auf Trauer und Wut?

Im Gegenteil. Wer in diesen Tagen durch die Straßen der einst stolzen Stahlstadt geht, wird schnell feststellen, wie traurig und wie wütend die Menschen über die Ereignisse sind. Aber deswegen gehen sie noch nicht zu einem Public-Viewing-Gottesdienst ins MSV-Stadion. Auch bringt ihre Abscheu vor dem schäbigen Verhalten Sauerlands sie nicht dazu, das Rathaus zu stürmen. Eine Woche nach der Katastrophe bei der Loveparade zeigt sich das ganze Dilemma Duisburgs, dem der Strukturwandel so übel mitgespielt hat. Die Arbeitslosenquote lag im vergangenen Monat mit 13,3 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt. Die Zahl der Einwohner ist seit den 1970er Jahren um 100.000 auf 493.000 geschrumpft. Es sind vor allem die Deklassierten und Prekarisierten, die hier bleiben. Ihnen fehlt die Kraft zum Kämpfen.

Demgegenüber steht ein Medienrummel, der längst groteske Züge angenommen hat. Kaum ein Loveparade-Teilnehmer, der nicht mindestens dreimal von irgendwelchen Journalisten nach seinem Er- und Überleben befragt wurde: immer voll drauf. Die Trauerfeier am Samstag in der Duisburger Salvatorkirche wurde von gleich drei öffentlich-rechtlichen Sendern live übertragen. Das grenzt schon an Gleichschaltung.

Bild: taz

Pascal Beucker berichtet für die taz aus Nordrhein-Westfalen

Da kann es eben passieren, dass ein solcher realitätsferner Hype zu grandiosen Fehleinschätzungen von Besucherzahlen führt. In ein paar Wochen wird sich niemand mehr für Duisburg interessieren, so ist das Business. Trauer und Wut der Duisburger aber werden bleiben.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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4 Kommentare

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  • TN
    tut nichts zur Sache

    PASCAL BEUCKER hat das hier geschrieben? Ist der ein Gastjournalist vom Focus? Dieser Artikel passt nicht zur TAZ und er scheint mir einfach mehr zum platten Stil von Focus oder gar Bild zu gehören. Man sollte auch manchmal Kommentare rausnehmen, die nicht von Lesern stammen, dieser hier ist jedenfalls extrem peinlich.

  • D
    Duisburg-Freund

    Was für ein unglaublicher, ans Unverschämte grenzender Schwachsinn. Bei allem Verständnis für die Freiheit, in Kommentare persönliche Vorurteile einflechten zu dürfen: Wie viel Ignoranz ist nötig, um die Einwohner einer (beliebigen) deutschen Großstadt in dieser Form über einen Kamm zu scheren?

    "Billig, flach, eindimensional", ich kann Doktor Drakon nur zustimmen.

    Ich ärgere mich schon darüber, gerade vor ein paar Tagen ein taz-Abo abgeschlossen zu haben. Habe mich selten so aufgeregt, und nun mit 47 Jahren meinen ersten Leserkommentar abgegeben.

  • A
    Anna

    DR. Drakons Kommentar würde ich mich mal anschließen - allein der Informationsgehalt des Artikels geht gen Null: wenig besuchte Trauerveranstaltung wegen unterbevölkerter Harz IV Stadt. Genial. Ich bin eigentlich tiefergehendes von der Taz gewohnt, mittlerweile tendiert sie zum kleinen Yellow- Press Blatt der Linken... Auch genial.

    Für die Zukunft wünsche ich mir weniger reisserische Artikel.

  • DD
    Doktor Drakon

    Die Katastrophe ist hinlänglich diskutiert und beschämt die Duisburger sicherlich genug. Unerträglich wird es, wenn Journalisten aus billiger Effekthascherei heraus meinen, der Artikel würde noch atmosphärischer, wenn man die Stadt selbst herunterschreibt ("ein trostloser Tag in einer trostlosen Stadt"; "vor allem die Deklassierten und Präkarisierten, die hier bleiben"). Es sind Sätze wie diese (siehe auch in der ZEIT), die das Image einer Stadt nachhaltig zerstören können, weil sie in den Köpfen der Leute haften bleiben. Das ist zu billig, flach, eindimensional. Auch das ist „realitätsferner Hype“, wenn auch ein negativer. Qualitätsjournalismus sieht anders aus.