Kolumne Zeitschleife: Rrrrramsauer, ein Mensch greint!
Unser Chiemgauer in der Großpolitik: What a guy! Makes you cry! Und I did.
A us einem Weiler nahe meinem Heimatdorf im Chiemgau kommt der Herr Dr. Peter Ramsauer. Fast schon seit ich mich erinnern kann, "lächelt" der Herr Dr. Peter Ramsauer hier unten bei uns von CSU-Wahlplakaten, in seiner silberschläfigen Weltläufigkeit, ein gelernter Müllermeister und "unser Mann" in der großen Politik. Seit der Herr Dr. Peter Ramsauer in Berlin ist und noch dramatischer, seit er Bundesverkehrsminister ist, lässt er es noch circa zehnmal breiter raushängen, dass er ein Chiemgauer Müller ist, weil: Berlinweltläufigkeit UND Chiemgauverwurzelung, dabei Doktorminister UND Handwerksmüller - das haut halt unheimlich rein bei den Personalitypoints. What a guy!
Genau. Und jetzt stellen Sie sich vor, wie peinlich uns das allen hier im Chiemgau war, wie unser Herr Dr. Peter Ramsauer sich letztens aufgeführt hat beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Gut: Vielen hier ist ja immer noch nichts peinlich, was ein CSUler macht, andere sind längst schmerzfrei. Aber mir war's direkt unangenehm, wie der Herr Dr. Peter Ramsauer da beim berühmten "Politikerderblecken" an seinem Tisch hockte, immer wieder im Fernsehen eingeblendet, und ein so beleidigtes Leberwurstgesicht zog, dass eine Kindergartentante ihn vor die Tür geschickt hätte. Der Fastenprediger Michael Lerchenberg hatte sich den kalkulierten Affront erlaubt und den Herrn Dr. Peter Ramsauer in seiner Rede NICHT ERWÄHNT. Eine Watsch'n, die natürlich wehtut, wenn einer so ein boarisch-berlinerisches Politschwergewicht sein möchte und die der Herr Dr. Peter Ramsauer ohne eine Zuckung von Würde oder gar Humor hinnahm.
Als dann am Tag danach ein Shitstorm über Lerchenberg hereinbrach, weil der in seiner zornigen Rede dem Hartz-IV-Hetzer Guido Westerwelle einen überspitzten - und unklugen - KZ-Vergleich angedichtet hatte und sich nun im Mäntelchen der aufgeplusterten Empörung darüber viele von denen aus der Deckung trauten, denen in den Nockherberg-Predigten seit Jahren viel zu viele bittere Wahrheiten aufgetischt werden, da war der Herr Dr. Peter Ramsauer vorn dabei. Er lästerte gegen den brillant scharfzüngigen Lerchenberg, dieser sei "einfallslos" und "ein Bremser" beim Weg der Nockherberg-Veranstaltung aus ihrer "langen Krise". Wobei man annehmen darf, dass der Herr Dr. Peter Ramsauer diese - von ihm exklusiv diagnostizierte - "Krise" beendet sähe, wenn der Nockherberg zu seiner einstigen zahnlosen Schunkeligkeit zurückgekehrt ist. Dem ist man jetzt einen Schritt näher gekommen, denn letztlich gelang es einer Koalition von rechtschaffen entrüsteten Leberwürsten, den politisch-zensorischen Druck derart aufzubauen, dass Lerchenberg seinen Rücktritt als Prediger erklärte. Vielleicht wird der Herr Dr. Peter Ramsauer also bald wieder lachen können auf dem Nockherberg.
Josef Winkler lebt und arbeitet, was sein Nervenkostüm und Zeitbudget nicht unerheblich in Anspruch nimmt, in München und Palling. Hobbies: Zeichnen, Tiere, Musik, Nichtschwimmen.
Jetzt werden Sie sagen: Na, auf den Typ könnt ihr euch ja was einbilden da unten im Chiemgau. Dann muss man zur Ehrenrettung des Herrn Dr. Peter Ramsauer sagen, dass er, als ihm letztens Vetternwirtschaft vorgeworfen wurde, weil er einen alten bayerischen Spezl von ihm zum Bahn-Aufsichtsratschef gemacht hat, nicht gleich damit anfing, derlei Anwürfe gefährdeten die Demokratie oder seien gar heterosexuellenfeindlich. Sondern im Radio nur sagte, dass er sich "absolut nicht vorstellen" könne, "wie man zu so einem Vorwurf kommt". Punkt. Das hat Stil, das hat Klasse, das ist modernes Polititianship. Der Mann kann's noch weit bringen.
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