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Kolumne PresschlagMitfiebern in San Marino

Kolumne
von Johannes Kopp

Der vierte Startplatz für die Champions League ist gesichert, die Bundesliga ist glücklich. Doch die Konzentration auf die Topteams lenkt ab von anderen Katastrophen.

Wolfsburgs Diego hat nach langer Zeit mal wieder ein gutes Spiel gemacht. Bild: dpa

A nderswo werden vielleicht noch die Zuschauer gezählt. Doch Jürgen Klopp, der Dortmunder Trainer, dachte nach dem Sieg in München in anderen Dimensionen: "Es haben 198 Länder zugeguckt, das ist was Besonderes."

Dass sich vermutlich etliche Spartensender irgendwelcher Wüstenemirate zugeschaltet hatten und zudem ein paar verschrobene Bewohner von Zwergenstaaten wie Andorra, Lichtenstein und San Marino mitfieberten, kann dem Stolz von Klopp und der Funktionäre der Deutschen Fußball-Liga gewiss keinen Abbruch tun. Die allgemeine Stimmung ist bestens. Vor allem seitdem vergangene Woche bekannt wurde, dass die Liga sich einen vierten Champions-League-Platz zurückerkämpft hat.

Es läuft derzeit alles rund. Im Nachhinein erwies es sich für die Bundesliga auch als glücklicher Umstand, dass an diesem Spieltag die Aufmerksamkeit so sehr auf diese Partie in München gebündelt werden konnte. Auf den anderen Plätzen untermauerten die Endresultate zwar eindrucksvoll die These von der Ausgeglichenheit der Liga (2:1, 1:2, 1:1, 1:0, 0:1, 1:1), von fußballerischen Qualitäten war aber mancherorts nicht die geringste Spur zu sehen. Vielleicht ließen sich gar aus den ehrlichen Worten von St.-Pauli-Trainer Holger Stanislawski ("Das war ein katastrophales Fußballspiel. Es war langweilig und schlimm anzuschauen") Regressforderungen ableiten.

In Wolfsburg und Köln konnte man beobachten, wie ungeschickt sich die Gastgeber trotz massiver Überlegenheit vor dem gegnerischen Tor anstellten - und nur dank der Geniestreiche ihrer Ausnahmekönner Diego und Lukas Podolski gewannen. Und so blieb in der ARD-"Sportschau" das am Ende in dürren Worten vorgetragene Zwischenergebnis aus München der einsame Höhepunkt der Sendung.

Davon abgesehen wären eher die Randereignisse an den anderen Bundesligastandorten von Interesse gewesen. Was spielte sich zum Beispiel in den Katakomben des Wolfsburger Stadions ab, nachdem der Brasilianer Diego die Partie im Alleingang entschied? Bot ihm Trainer Pierre Littbarski spontan wieder das Du an? Unterstützt der 1. FC Nürnberg nach seinem 16. Aluminiumtreffer in dieser Saison nun die Initiative der Playboy-Legende Gunter Sachs "Für das größere Fußballtor e.V."?

Wie verlief in Köln die Begegnung zwischen Volker Finke, dem ehemaligen Trainer des SC Freiburg, und den Verantwortlichen seines alten Vereins? Erklärte Finke seinem Nachfolger Robin Dutt, wie er in Köln hätte gewinnen können? Und was ist mit den Schalker Anhängern? Wie viele von ihnen haben auf ihrem Facebook-Account Felix Magath mittlerweile aus ihrer Freundesliste gestrichen? Vielleicht hat sich doch auch abseits von München etwas Besonderes zugetragen.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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