piwik no script img

Kolumne Press-SchlagDas Ende eines Seelenverkäufers

Es ist ein trauriges Bild, das die Uefa abgibt: Sicher, Michel Platini hat viel für den Verband getan. Aber gut war das in den wenigsten Fällen.

Tschö Foto: reuters

D ie Ära Platini ist vorbei. Die Uefa ist ihren Präsidenten los. Auch das Internationale Sportschiedsgericht hat keine Indizien dafür gefunden, dass die Zahlung von 1,8 Millionen Euro, die Platini 2011 von der Fifa erhalten hat, rechtens war. Bevor der Kontinentalverband eine neue Führung bestimmt, sollte man am Verbandssitz Bilanz ziehen. Denn die Hinterlassenschaft Platinis ist verheerend.

Angefangen hat es mit einer Kampfabstimmung um das Präsidentenamt 2007, die Platini durch Wahlversprechen gewonnen hat. Die kleineren Verbände aus Osteuropa sollten gestärkt werden. Das kam beinahe sozialromantisch daher, und es war gewiss nicht uninteressant, die EM 2012 nach Polen und in die Ukraine zu vergeben. Und doch wurde immer ein mieser Deal hinter der EM-Vergabe vermutet, die ein paar Monate nach Platinis Wahl stattgefunden hat.

Als Wahlgeschenk darf man auch die Vergrößerung des EM-Teilnehmerfeldes auf 24 Mannschaften bezeichnen. Nun steht die Uefa mit einem Turnier da, dessen Vorrunde sportlich fast wertlos ist und das so groß ist, dass sich kaum mehr geeignete Ausrichter finden. Mit der Idee einer europaweit ausgetragenen EM 2020 wurde die Turnierseele endgültig verkauft.

Mit dem Verkauf der Fußballseele hat der ehemalige Kicker ohnehin keine Probleme. Vor allem seinem Einsatz für Katar ist es zu verdanken, dass 2022 im Winter eine Weltmeisterschaft in einem Sklavenhalterstaat am Persischen Golf stattfindet.

Und dann hat Platini noch etwas vollbracht. Während sich die nun wahrlich nicht lobenswerte Fifa von ihrem korrupten Dauerpräsidenten Sepp Blatter losgesagt hat, stand die Uefa bis zum Urteil am Montag in Treue fest zu ihrem vom Weltverband längst suspendierten Präsidenten. Und so gibt der Verband am Ende von Michel Platinis Amtszeit ein ebenso trauriges Bild ab wie der Franzose selbst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Zugegeben, Michel Platini hat viel für den Verband getan (Orginal, Rüttenauer) ….doch auch sehr reichlich für sich selbst und mit der vorsorglichen Einbeziehung seines „familiären Nachwuchses“ in Katar ebenfalls.

     

    Es ist allerdings kaum vorstellbar, dass nach dem kürzlichen Urteil durch den CAS und damit verbundenen Rückzug aus dem lukrativen Fußballgeschäft die kommende Fußball- EM ohne einen amtierenden Präsidenten stattfinden soll! Der europäische Dachverband wählte bestimmt mit seiner bisherigen Arbeitsweise mit der FIFA die genau falsche Behörde zum aus. Es ist nicht besonders erwähnenswert, dass auch davon unser DFB in bestimmten Bereichen von den dort „etwas durcheinandergeratenen Dingen“ etwas abbekommen hat.......

     

    In aller drei Verbänden schienen die Arbeitsplätze, wo die verschiedenen Zahlungsmodalitäten, zu denen bekanntlich die finanziellen Ein- und Ausgaben abzuwickeln sind, unterbesetzt gewesen zu sein!

     

    Ob nun unser etwas komisch ausgeschiedener ehemaliger Präsident, W. Niersbach, ausgerechnet in der Schweiz einen zweiten Frühling erleben wird, steht allerdings noch in den Sternen......