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Kolumne Politik von untenDas Fahrrad ein Raumschiff

Kolumne
von Kim Trau

In Science-Fiction-Welten funktioniert Geschlecht anders als in unserer. Dort gibt es auch eine Stufe zwischen weiblich und männlich.

E gal ob Buch, Film oder Comic - ich liebe Science-Fiction und Fantasy. Die darin beschriebenen Welten, die so anders sind als unsere, üben eine ungeheure Anziehungskraft auf mich aus. Sie bieten mir Unterschlupf, wenn ich mal wieder Abstand von der Realität brauche.

Als Kind habe ich mir andere Welten noch selbst ausgemalt. Da erkannte ich Städte in den Traktorspuren auf dem Hof meines Onkels, mein Fahrrad wurde zum Raumschiff und mein Schatten war nicht der eines kleinen Jungen, sondern der einer großen schlanken Frau mit langen Haaren und einem weitem Gewand.

Mit meinem ersten Computer waren es die Welten der Computerspiele, in die ich stundenlang eintauchen konnte, bis mir ihre Grenzen zu eng wurden und sie meine Unzufriedenheit mit der Wirklichkeit nicht mehr aufwiegen konnten. Ich konnte in ihnen einfach keine Antworten auf meine Fragen finden, keine Erklärung für meine Angespanntheit. Die fand ich nur in der Realität. Dass etwas mit meinem Körper nicht stimmte, dass ich kein Mann, sondern eine Frau bin.

Sobald sich dieser Gedanke verfestigte, fing ich an, so viel über das Thema zu lesen, wie ich denn nur konnte. Im Rahmen der Linken Buchtage in Berlin ging ich 2008 zu einem Vortrag der Autorin Nadja Sennewald über "Die Inszenierung von Geschlecht in Science-Fiction-Serien". Da sprach endlich jemand über das, was mich interessierte, und versöhnte mich gleichzeitig mit einem Genre, von dem ich glaubte, dass ich ihm für immer den Rücken gekehrt hätte.

Buchtipps

Ursula K. Le Guin: The Left Hand of Darkness, 1969

Storm Constantine: Wraeththu, Bücherserie, Ersterscheinung 1987

Ian Mcdonald: River of Gods, 2004

Melissa Scott: Shadow Man, 1995

Lynn Flewelling: Tamir-Trilogie, Bücherserie, Ersterscheinung 2001.

Alicia E. Goranson: Supervillainz, 2006.

***

Eine gute Einführung ins Thema gibt es auch online: Cheryl Morgan: Transgender Themes in Science Fiction

Inzwischen habe ich etliche Science-Fiction- und Fantasy-Bücher gelesen, deren ProtagonistInnen in Welten leben, in denen Geschlecht anders funktioniert als in unserer, etwa in dem Klassiker "The Left Hand of Darkness" von Ursula K. Le Guin, in dem die Figuren weder weiblich noch männlich sind. Und trotzdem - mit jedem neuen Buch, das ich verschlang, fiel mir eines immer mehr auf: Geschlechtliches Anders-Sein machen die AutorInnen durchweg am Körper fest. Keine der Hauptfiguren ist anders, weil sie dies selbst erklärt.

Bild: privat
Kim Trau

studiert Geschichte in Uppsala.

Im Gegenteil, der Blick in die Unterhose oder eine Anspielung darauf scheint unverzichtbar zu sein. Die BewohnerInnen Gethens, Haras und weiterer Planeten sind anders, weil ihre Genitalien anders sind - und nicht, weil sie ein anderes Leben führen, als das von jemandem mit Vagina, Penis oder was auch immer erwartet wird. Die AutorInnen spiegeln damit wider, was für unsere Erde gilt: Die Genitalien bestimmen das Geschlecht. Pech für die, deren Genitalien nicht eindeutig sind oder nicht gleichzusetzen sind mit ihrem gelebten Geschlecht.

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2 Kommentare

 / 
  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Wenn man bedenkt, wieviel extrem verschiedene zutreffende Gedankenketten es inder Wirklichkeit gibt, fällt einemdie "Halbheit" der Massenedeinkonsumkultur doch erehblich auf.

     

    Leider, leider hat sich ein "Fakten"- Wahrheitsattitüde, am besten mit Fachebgriffen und Zahlen herausgebildet.

    "Der Leichnam der Resultate" sage Hegel.

     

    Nur nichts Falsches sagen kein Wort zuviel, es könnte ja nicht stimmen. Und dann wird ienm oft auch ncoh mit den "Fakten" da !Maul" Gestopft: "Blödsinn"!!

    Und wege, es hat einmal etwas nicht gestimmt!!!

     

    Die Revolte dagegen macht den Ruhm PipiLangstrumpfs aus.

     

    Dagen steht die "kindlcihe Frage: "Warum,und warum ist da so wichtig und was gibt es da alle noch"?"

     

    Diese "Unbekümmethiet" wird von de Panik, irgndetwas Richtigmachen, alles rechtfertigen zu müssen, fast getötet.

     

    Da ist Phantasieren, insbesodoner fremde Welten, ein Zugang. Sonst wird man nämlich oft von Expertum doch wiede erschlagen, weil es doch anders ist, als selbst ausgedacht.

    Es gab ein mal einen Superhit. "Jenseits von Eden", in dem dieser Verlust an Phantasie leider auch nur recht indirekt angesungen wurde. Trotzdemn ein wochelnage rKssenfüller. Das ist "Verdrängung" pur.

     

    Heurte äußert sich dies Unbekümmetheit viel in Gebrauch von Schimpfwöerrtern und eventuell rabaukenhaften Verhalten.

     

    In Wirklichkeit sind das "rohe Kräfte", die sinnlose walten ud der Zwickmühle: Erschlagenwerden von Fertigwisssen mit Fertigfragen oder Abdriften ins total Irreale.

     

    Verhalten, auch Reden, hat., insbesondere von Kindern, häufig extrem schnelll negtive soziale Konsequenzen. Der Galgen der Zensur.

     

    Daher das "Repeäsentive", die Medien, die erfundenen Figuren, Mytehn, Märchen und nun die Masseenmdien, um dem zu entgehen.

     

    Die meisten sind zu recht erstaunt, wie schlecht die heutigen vergötterten Idole zu Lebzeiten behandelt wurden!!!!

     

     

    Wir könnn sehr viele verwchiedenes Denken. Das es nicht immer gleich mit der Wirklichkeit "kurzgeschlossen" werden kann, sollte einen nicht zu sehr stören.

     

    Um Inhalte der Phantasie muss man nicht gleich rechtfertigende Kämpfe führen.

     

    Das Bedürfniss nach Versichung der Aktzeptanz durch die sozailen Umgebung, die Scham, ist fast lebensnotwendig. Heute wird sie viel von Lehren und ähnlichen Profis bestimmt. Neben den überlangen Phasen bei den Eltern zu hause.

     

    Wer sich darüber hinwegsetzen kann, die "Rechtfertigungszwang", muss schon ein wahrer Riese(in) an innerer Klarheit und Gefestigehkeit sein.

     

    Gerade Kindern und Jgendlichen ist das kaum geggeben der Kompromiss ist eben die Eroberung von Leselandschaften, die intensive Phantasien freisetzen.

     

    Wie sehr man die Kinde und Jugendlichen mit "phantassiereichen" Kulturen zur Sexualität allein läßt, wissen nurLeute, die wissen, was Kultur ist.

     

    Meist wrden irgendwelche "groben" Kämpfe draus.

     

    Selbstkonstituierung im eigen Gehirn.

    In Indien ist dies Eroberung des "Eigenseins", mit den drei Affen des ZUrückziehsn der Sinne verbunden.

     

    Ds wir so gar nichts davon weghaben, hier.

  • BA
    bitte anonym

    Als Kind wird es einem erlaubt zu fantasieren; man wird sogar dazu ermutigt. Einem werden Maerchen vorgelesen ; man darf sich in Heldentaten der Fabelfiguren hinein vertiefen, und innerlich dran teilnehmen, wie ' Bastian' in ' Die Unendliche Geschichte '.

     

    Und dann kommt die Pupertaet, wenn Maerchenlesen als Tabu angesehen wird, jedoch nicht unter jenen die Fantasie in ihrem Beruf benoetigen.

     

    Wenn der Baecker ' rumspinnt' und seine Fantasievollen Ideen seinem Kumpel erzaelt, und jener nicht sehr offen zu solchen dingen steht wird der Baecker als ' Spinner. Traeumer, Fantast, tituliert.

     

    Dem Wissenschaftler ist es aber ein MUSS seine Fantasie zu gebrauchen um etwas zu erfinden, erklaeren - und je mehr er mit hilfe seiner Fantasie erfindet je mehr er geachtet wird.

     

    Auch der Schriftsteller kann nur gute Romane schreiben wenn er seine Fantasie bluehen laesst - sich nicht vor seinen eigenen Ideen zureuckschrecken laest, sondern sie auf papier bringt. Je mehr Fantasie, desto groesser die Chance das man ihn fuer ein Genie haelt.

     

    Sie konnten sich als Frau sehen. Sogar mit offenen langen Haaren als sie noch ein kleiner Junge waren.

    Dem Foto nach zu urteilen, sehen sie, wenn sie das sind ( ?) wie eine Frau aus. Nicht nur eine Frau, sondern eine ' weibliche ' Frau mit weiblichen Gesichtszuegen.

     

    Man kann drueber spekulieren was sie dazu veranlasste die Frau zu sehen die sie moeglicherweise wurden ( ich schaetze mal auch lange Haare ) als sie noch ein kleiner Junge waren.

    Sahen sie ihr ' Selbst ' der Zukunft ?

    Kannte das ' Wesen' des kleinen Jungen schon das Weibliche Wesen was er einmal wird ?

    Die moeglichkeiten sind genauso unendlich viele wie es einem seine Fantasie erlaubt - dann wiederum, was ist Fantasie, und woher kommts ?

     

    Ein unendliches Wissen das tief in den Zellen schlummert - ein Wissen das weder Zeit noch Platz kennt ? Zwischen ' space ' and ' time' ?

    Das Paralele Universum ? Dort wo sie eine Frau sind, und sich daran entsinnen ?

     

    Sie sind in erster linie eine ' Person'. Und ' Person ' ist geschlechtslos,

    What ' eye ' think, ; )