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Kolumne Luft und LiebeDreierbeziehung mit einem Tier

Wer sich einen Hund, aber keine Zweizimmerwohnung leisten kann, lebt sodomiegesetzlich hart am Limit.

K eine Ahnung, ob es etwas Hormonelles ist. Schon seit einer ganzen Weile gucke ich fast jeden Tag im Internet Kleinanzeigen mit Hundewelpen an, lese über Hunderassen und Hundehaltung, träume von Hunden. Es ist nämlich so, dass ich wirklich dringend seit Monaten gern einen Hund hätte.

Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass um mich herum gerade alle Leute Babys kriegen und ich das eigentlich auch will, aber lieber erst mal nur ’nen Welpen, zum Üben. Vielleicht hat es auch was mit dem riesigen Haus zu tun, das wir mit unserem Freundeskreis gekauft haben. Da fehlen noch Tiere.

Mäuse haben wir schon, normale und mit Fleder. Außerdem Waschbären, Maulwürfe und Wiesel. Aber wir wollen noch so richtige Haustiere. Wir dürfen keine Katzen haben, weil manche von uns allergisch sind, aber Hunde wären okay.

Bild: privat
MARGARETE STOKOWSKI

ist Autorin der taz.

Ich weiß schon genau, wie er aussehen soll. Er soll ein Boxermischling sein und zuerst noch ganz klein und tapsig und später groß und stark, und er soll Bolle heißen. Fertig, das ist alles, was ich will. Geht aber nicht.

Das liegt daran, dass wir nicht die ganze Zeit in der Landkommune wohnen, sondern mindestens die halbe Woche in unseren kleinen Wohnungen und WGs in der Stadt. „Guck mal“, hat Stefan ganz vorsichtig zu mir gesagt, „wir haben ja nur ’ne Einzimmerwohnung. Siehst du das Problem?“

Sex mit Tieren

Nein, sagte ich, welches Problem? Wo wenig Platz ist, kann der Hund nur wenig vollpinkeln, wenn er noch klein ist, ist doch super. „Nein“, sagte Stefan. „Wir haben nur das eine Zimmer. Wenn wir das mit einem Hund teilen, können wir nie wieder ungestört ficken.“ Oh. Hmm.

„Wir können ihn nicht in der Küche einsperren“, sagte Stefan, „die ist zu klein. Das Bad auch. Und der Flur sowieso. Der Hund wird uns bestenfalls nur stören, und schlimmstenfalls will er mitmachen. Eine offene Beziehung ist toll, aber nur mit Menschen, bitte.“

Erst vor Kurzem hatten wir über Sex mit Tieren geredet und dachten, das sei nicht ernsthaft unser Problem. Stefan hatte „Shades of Grey“ gelesen, und ich fragte ihn, was er davon hält. „Ich finde es gar nicht so schlimm“ sagte er, „also schon schlecht geschrieben, aber ein bisschen macht es mich auch heiß.“ „Na ja, meine Güte“, sagte ich, „aber doch nur so rein mechanisch, also so, wie man ein bisschen geil wird, wenn man Videos mit fickenden Tieren sieht.“ – „Wird man?“, fragte er. „Äh? nicht?“

Er zog mich seitdem immer wieder damit auf, ich würde auf Tiere stehen, was nicht stimmt, also jedenfalls nicht sexuell, nur emotional. Dann stand neulich auch noch in der Zeitung, dass die Bundesregierung ein härteres Sodomiegesetz plant.

„Jede Art von Sex mit Tieren soll in Zukunft strafbar sein“, las Stefan mir vor. „Bis zu 25.000 Euro Bußgeld.“ – „Auch, wenn’s unfreiwillig ist? Verdammt“, sagte ich, „ich wusste nicht, dass wir gesetzlich so hart am Limit leben, wenn wir einen Hund haben. Hoffentlich schläft er den ganzen Tag.“ „Bevor wir 25.000 Euro Strafe zahlen, lass uns eine größere Wohnung suchen“, sagte Stefan. „Vielleicht reicht ein Hochbett“, sagte ich.

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Margarete Stokowski
Autorin
Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff
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8 Kommentare

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  • T
    tazitus

    @vic: Was macht sie mit dem Hunde? Üben, schreibt sie.

    ".., dass um mich herum gerade alle Leute Babys kriegen und ich das eigentlich auch will, aber lieber erst mal nur ’nen Welpen, zum Üben. .."

     

    Ich will mir da keinen Reim drauf machen, aber wenn sie wirklich glaubt, sie könne mit Hunden für die "Aufzucht" von Kindern üben, ist sie schief gewickelt.

    (tazitus, Vielfach-Vater und -Großvater)

  • V
    vic

    @ tazitus

    Doch was macht Grete, die Gute, mit dem Hund- wenn ihr wieder besser ist zumute?

  • I
    ion

    .... oder Welpen anschaffen und dann H-IV beantragen, „weil sie nicht weiß, wohin mit dem ‘Kind’“; Wie es laut den Grünen viele Frauen machen; „(....), nicht weil sie faul sind, sondern weil (....).“; s.o..

    Coooooool.

  • I
    ion

    Einschläfern-d!

    Hundehalter – insbesondere in Städten – sind grundsätzlich suspekt.

  • A
    Abby_Thur

    Ich hab auch nur eine 1-Zimmer-Wohnung und einen mittelgroßen Hund. Und einen Mann ( den lass ich aber nicht bei mir einziehen ;-)

     

    Geht alles.

  • S
    Sandra

    Ich verstehe euer Problem nicht. Solange der Hund nicht über drei Meter im Quadrat misst, kann man ihn getrost für eine Weile in ein kleines Zimmer sperren, wenn man sich vor ihm schämt. Oder eben in seine Transportbox. Wenn ihr nicht grade sechs Stunden am Stück rummacht, sollte den das auch nicht stören.

     

    Und was soll diese Angst, er könnte mitmachen? Wenn euer Hund euch berammeln will, wird der nicht warten, bis ihr es treibt. Kennt man doch, man ist bei Freunden zu Besuch, der Hund kommt rein und macht sich zur Begrüßung an deinem Bein zu schaffen. Und weil sich keiner wirklich um die Erziehung kümmert, schert den auch das peinlich gerufene Pfui herzlich wenig.

    Dagegen hilft nur: Kastrieren!!!

     

    Warum das die meisten Hundehalter nicht machen, ist mir eh ein Rätzel. Entweder, das Tier leidet unter seinem Triebstau, oder der Mensch leidet unter dem dämlichen Bespringen. Oder die gezeugten Hundenachkommen leiden unter Heimatlosigkeit, weil es viel zu viele von ihnen gibt!

  • V
    vic

    Wollte ich schon lange mal sagen:

    Ich mag diese Kolumne!

    Hunde mag ich nicht (aber Katzen)

  • T
    tazitus

    Das Laub ist bunt,

    Die Nase wund.

    Jetzt wünscht sich Grete einen Hund.

     

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