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Kolumne FernsehenDroide R2 Denk2 meldet "Hahaha!"

Kolumne
von David Denk

Lachen ist immer auch Dialog. Deshalb fällt es angesichts des deutschen Fernsehprogramms so schwer.

J eder, der mich kennt, weiß, dass ich gern, viel und vor allem laut lache (womit ich mir hier im taz-Großraumbüro ungefähr so viele Freunde gemacht habe wie Julian Assange diese Woche in den USA). Jetzt wissen Sie es auch. Gerade könnte ich so viel und so laut lachen, wie ich will, denn die Kollegen (und natürlich auch die -innen) sind in der Redaktionskonferenz. Bloß worüber? Über mich? Drängt sich momentan nicht auf.

Am liebsten und wohl auch am lautesten lache ich in Gesellschaft. Irgendjemand sagt was Dummes, und ich erwidere was noch Dümmeres - oder umgekehrt. Und dann geht das Gemecker (wie eine asthmatische Ziege) los. So läuft das. Lachen hat für mich viel mit Dialog zu tun. Eine Binse, natürlich. Aber auch einer der Gründe, warum ich im deutschen Fernsehen so wenig zu lachen habe: Ich fühle mich einfach nicht angesprochen.

Zeig mir eine Stunde den Liveauftritt irgend eines "Top-Comedians", und ich verzieh keine Miene, als hätte man bei meinen Gesichtsmuskeln die Sicherungen rausgedreht. Währenddessen japst sich das Saalpublikum von Atemnot zu Atemnot, und ich frage mich, ob ich nicht vielleicht doch ein Android bin, ein fehlprogrammierter Android. Denn täuschend echt menschlich wäre es ja mitzujapsen.

Kürzlich musste ich mir zur Vorbereitung auf ein Interview mit dem wunderbaren Jürgen Tarrach dessen jüngsten Film angucken, eine ZDF-Komödie über einen arbeitslosen Hausmann, der allerlei Probleme hat, die sich am Schluss binnen acht Minuten in Wohlgefallen auflösen. Alle.

Ein Vergnügen war das nicht. Gelacht habe ich genau ein Mal. Worüber weiß ich schon gar nicht mehr. Wenn ich jemandem erklären müsste, woran das deutsche Fernsehen krankt, würde ich ihm diesen Film zeigen. Er ist nicht schlecht gemacht, an allen Stellen waren zweifellos Vollprofis am Werk, doch das Ergebnis ist so harmlos und nett, so leicht bekömmlich und fluffig, dass es mich in seiner Stromlinienförmigkeit ganz rammdösig gemacht hat. Wo sind die Ecken und Kanten, die Irritationen und Abgründe, die gute Komödien ausmachen? Den Engländern kann man das zumuten, dem deutschen Publikum nicht. Behaupten zumindest die Fernsehgewaltigen und verschonen uns vor dem Boshaften: Die Dominanz des Schmunzelfernsehens ist ein weiterer Grund, warum ich so wenig zu lachen habe.

privat

David Denk ist Medienredakteur der taz.

Die Quotenhörigkeit ist nur ein Symptom für die Gefallsucht der Branche. Man will bloß niemanden überfordern und damit ausschließen. So affirmativ das deutsche Fernsehen ist, so langweilig ist es auch häufig. Wer Witze macht, muss damit leben können, sich Feinde zu machen. Wer sich keine Feinde macht, kann nicht wirklich witzig sein. Humor und Affirmation sind nur sehr bedingt kompatibel.

Ganz unschuldig sind selbstverständlich auch die Zuschauer nicht: Sie geben sich mit dem Programm zufrieden, gucken zu häufig das Falsche bzw. nicht das Richtige - gut möglich also, dass die Jürgen-Tarrach-Komödie eine Superquote haben und die Macher darin bestätigen wird, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.

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Ressortleiter tazzwei

5 Kommentare

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  • P
    pixie

    Ich finde mich in dem Artikel wieder.. vielleicht weil ich auch ein Android bin.

     

    Oder einfach, weil Fernsehen ein Selbstläufer ist, ein selbstreferenzielles System, in dem jedes Zahnrädchen ruft "ich bin nicht schuld, ich mache nur meinen Job." Die Publikumsmehrheit konsumiert eben das, was sie kriegen kann und regt sich lieber darüber auf, DSDS schauend. Kritisch natürlich. Die Programmmacher senden das, was bei maximaler Einschaltquoten am wenigsten wehtut (es fällt mir schwer, das zu sagen, bei den Schmerzen, die man zuweilen beim Zappen verspürt). Die Leute wollen das ja schließlich so. Nein schuld ist keiner. Weil jeder verantwortliche im bisherigen Fernsehsystem denkt und bleibt. Irgendwann glaubt man vielleicht wirklich, dass das alles so sein muss, wie es schon immer war.

     

     

    Dasselbe gilt meiner Meinung nach für die "allgemeine Radiolandschaft". Ich meine jetzt abseits von Deutschlandfunk und lokalen, unterfinanzierten Programmsendern. Man kann wählen zwischen weichgespülter Musik, die keinem wehtut aber keinem guttut, das geringste Übel hören oder sich das maximale Übel antun, in Form von "aktuellen Charthits", die bis zum Erbrechen wiederholt werden.

     

    Wieso verdammt nochmal ist das Medium wichtiger als sein Inhalt? Weiß das Publikum so wenig mit seiner wertvollen Zeit anzufangen?

     

    Schade, dass das Abschalten so leise und unbemerkt ist.

  • D
    Dr-Lucius

    Lieber Herr Denk, machen Sie's wie ich: Ich habe keinen Fernseh, mir reicht die Seite Flimmern&Rauschen.

    Und bei der ZDF-Werbung mit den 2 Fingern vor einem Auge hab ich schon immer gedacht, das bedeutet "der Einäugige (immerhin!) unter Blinden".

  • EM
    El Magico

    Man nehme Steffan Raab als Beispiel:

     

    Früher auf VIVAsion noch süffisant über die Sexecke der Bravo gelästert.

     

    Das erste Jahr TV-Total war auch noch gut - unter anderem mit einigen gepfefferten Raabigrammen, man erinnere sich an das für Frau Feldbusch "...doch für viele, da bist du nur ne Wi**vorlage ..."

     

    Jetzt wird abgestumpft und Massenkompatibel das nächste Album samt Star vorgestellt, vllt auch mal ein Späsle gemacht aber das wars.

  • H
    Hupe

    Habe eine österreichische Krimicomedy geschrieben. Der Produzent, mit dem ich gesprochen habe, schüttelte den Kopf und hielt mir einen Vortrag, warum das Script nicht funktioniere. Ein Jahr später produziert dieser jener welche eine Polizei-Komödie, die keine Spur von Witz oder Humor enthält und entsetzlich lieblos inszeniert wurde. Irgendwie dünkt mir, das schwarzer Humor und intelligente Kreativität längst aus der deutschsprachigen Filmlandschaft verschwunden sind.

  • AW
    Axel Wilhelm

    Wirklich guter Artikel. Mir ist auch aufgefallen, dass die Witze die man Heute serviert bekommt eher dem Nivau eines Kinder-Witzbuches entsprechen, ganz nett aber der Biss oder die Satiere, welche einen guten Witz ausmachen fehlt bisweilen einfach. ich gehe mal davon aus, dass sich der Artiel eher auf deutsche Produktionen bezieht, da ich, um ehrlich zu sein bei den meisten amerikanischen Serien (nicht Shows) schon eher auf meine kosten komme.

    Zu einem guten Witz gehört einfach ein gewisse portion "Mut anzuecken".