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Kolumne FernsehenAngriff der Formatklone

Kolumne
von David Denk

Wer Fernsehen machen will, muss nicht kreativ sein. Bestes Beispiel dafür: Oliver-Geissen-Formate.

A sche auf mein Haupt: Ich habe Oliver Geissen Unrecht getan. In meiner letzten Kolumne schrieb ich sinngemäß, dass nicht mal mehr die Senderverantwortlichen die bräsige Grinsekatze von RTL ertragen und ihn deswegen nur noch die "Ultimative Chartshow" wegplappern lassen.

Das war offenbar ein Irrtum, denn, wie das Medienmagazin dwdl.de meldet, pilotieren die Kölner ein - wie sie sagen - neues Format mit Geissen als Moderator. Der Titel: "Es kann nur einen geben" (was im Kontext mit der Verpflichtung Geissens nur als unverhohlene Drohung dem Zuschauer gegenüber verstanden werden kann). Das Konzept: Jeweils drei oder mehr Menschen behaupten, etwas ganz Bestimmtes zu können oder eine bestimmte Person zu sein.

Aber nur einer davon sagt die Wahrheit. Zwei prominente Rateteams versuchen zu ermitteln, wer lügt und wer derjenige ist, der die Wahrheit sagt. Letzterer muss dann im Studio den Beweis antreten, dass er das Behauptete wirklich kann.

Ich weiß ja nicht, aber kommt Ihnen das auch irgendwie bekannt vor?

"Drei Menschen behaupten von sich, ein und dieselbe Person zu sein; zwei lügen, und nur einer sagt die Wahrheit. Jeweils vier prominente Ratefüchse stehen im Studio vor der kniffligen Aufgabe, die raffinierten Lügner mit Spürsinn, Intuition und viel Humor zu entlarven." So beschreibt der SWR auf seiner Website das Spielprinzip seiner Rateshow "Sag die Wahrheit".

Zufälle gibts.

DAVID DENK ist Medienredakteur der taz.

Zwei Produktionsfirmen teilen sich eine Idee - ist es das, was Branchengrößen meinen, wenn sie sagen, das deutsche Fernsehen sei das beste der Welt? Unter Effizienzgesichtspunkten ist es sicherlich clever, sich von bereits existierenden Formaten, sagen wir, inspirieren zu lassen - die Kreativleistung dahinter hält sich allerdings in ähnlich engen Grenzen wie das Moderationstalent von Oliver Geissen.

Aber Kreativität ist ja auch nicht so wichtig. Fernsehen machen kann man auch ohne. Nur mal so als Beispiel: Kennen Sie die RTL-Dokusoap "Rach, der Restauranttester"? Dann wissen Sie auch haargenau, was bei "Rosins Restaurants" (Kabel Eins), "Die Küchenchefs" (Vox) und "Die Kochprofis" (RTL2) passiert. (Dass auch RTL dieses Format nicht erfunden hat, versteht sich von selbst. Es ist eine Adaption des britischen Originals "Ramsays Kitchen Nightmares".)

Erstaunlich, wie viel gastronomischer Dilettantismus in der deutschen Provinz unterwegs ist. Oder züchten die Privatsender mittlerweile Nichtsblicker in geheimen Laboratorien, um sie später in ihrem Programm vorführen zu können?

Neben den Sendungen, in denen angeschlagene Schnitzeltempel von Fernsehköchen wieder flottgemacht werden, gibt es auch noch solche, in denen die Eröffnungsvorbereitungen von Schnitzeltempeln abgefilmt werden.

Ist es nötig zu erwähnen, dass Oliver Geissens "Ultimative Chartshow" als älteste Rankingshow im deutschen Fernsehen zahlreiche Nachahmer gefunden hat ("Die Hit-Giganten", "Unsere Besten", "Die 10 …", "Simply the Best" und andere)?

Wohl nicht.

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Ressortleiter tazzwei

1 Kommentar

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  • A
    alcibiades

    Ceterum censeo: "irgendwas mit Medien" ist halt noch lange kein kreativer Geist.